Während die einen ungeduldig auf einen Vollsortimenter warten, kämpfen die anderen gegen Internetriesen wie Amazon. Insgesamt ist Lage der Einzelhändler in Korntal-Münchingen zufriedenstellend – doch einträgliche Geschäfte sind keine Selbstläufer.

Korntal-Münchingen - Rewe oder Edeka? Die Münchinger warten gespannt auf Donnerstag. Von 18 Uhr an (Rathaus Korntal) entscheidet der Gemeinderat, welchem Investor und damit Vollsortimenter er den Vorzug gibt. Die Bürger wollen endlich das, was die Korntal-Münchinger Stadtteile Korntal und Kallenberg längst haben, die Einzelhändler spekulieren auf mehr Kunden und Umsatz. „Der Vollsortimenter sorgt hoffentlich dafür, dass die Kaufkraft im Ort bleibt“, sagt Frank Di Marco. Geht es nach der Vorstellung des Vorsitzenden des Bunds der Selbstständigen (BDS), verbinden die Kunden den Einkauf im neuen Supermarkt mit einem Rundgang durch die Ortsmitte. „Ein attraktiverer Ortskern lockt vielleicht neuen Einzelhandel an.“

 

Ortskern verschiebt sich

Die Situation in Münchingen beschreibt Di Marco als zufriedenstellend und „nicht ganz so schwarz, wie manche sie zeichnen“. Zwar sei es „weniger luxuriös“ als andernorts – doch die Grundversorgung bei Lebensmitteln sei mehr als gewährleistet. Gleichwohl bestehe „Potenzial nach oben“: Aus Sicht von Di Marco fehlen in Münchingen auch ein Buchladen oder ein Geschäft für Kinderbekleidung. „Das Problem ist, dass freie Flächen nicht vermietet werden oder zu kleinteilig sind und den Ansprüchen vieler Einzelhändler nicht genügen“, sagt Di Marco. Als Folge siedle sich auf freien Flächen Gewerbe an. Mittlerweile habe sich das Ortszentrum von der Marktstraße nach Osten in Richtung Stiegelplatz verschoben.

Jeder ist selbst gefragt

„Außerdem wird die Situation der Parkplätze als schwierig empfunden“, sagt Di Marco: Viele Kunden parkten am liebsten direkt vor dem Geschäft. Ist das im „stark verdichteten Ortskern“ nicht möglich, neigten sie dazu, aus dem Ort rauszufahren. Auch wegen der Parkplätze würde Lidl am Ortsausgang gut angenommen.

Im Grunde, sagt der Chef des BDS, sei jeder einzelne Unternehmer gefragt. „Wir müssen Kunden mit Aktionen, Angeboten und Dienstleistungen auf uns aufmerksam machen.“ Deshalb finde jedes Jahr der Adventsmarkt statt, und 2020 sei die nächste Messe geplant. „Ich bin zuversichtlich, dass solche Projekte fruchten“, sagt Di Marco.

Die Post hat viel Arbeit mit Päckchen

Derweil trübt auf der anderen Seite der Autobahn die Digitalisierung das Geschäft. „Wir merken alle, dass das Internetgeschäft Überhand nimmt“, sagt Viola Noack. Die Vorsitzende des Korntaler Gewerbe- und Handelsvereins hat ihr Optikergeschäft neben der Post. Sie beobachtet, dass immer mehr Päckchen einschlägiger Online-Unternehmen den Besitzer wechseln. Und sie sieht weniger Menschen auf der Johannes-Daur- und Mirander Straße. „Das ist zwar nicht bedenklich. Aber wir müssen aufpassen, dass sich unsere Lage nicht verschlechtert“, sagt Noack.

Da ein eigener Onlineshop für die vorwiegend kleineren Geschäfte weder zu leisten sei noch viel gegen Amazon und Co. ausrichten könne, verfolgen die Händler eine andere Strategie. „Wir müssen bei der Beratung glänzen“, sagt Noack, das Niveau sei bereits hoch. Außerdem ermuntert sie Inhaber dazu, durchgehend und jeden Nachmittag zu öffnen. Dies täten gerade einmal die Hälfte aller Geschäfte. Auch Aktionen wie die langen Einkaufsabende (10. Mai und 11. Oktober) und der verkaufsoffene Sonntag (7. Juli) sollen Kunden an die Geschäfte vor Ort binden.

Umzug der Drogerie belebt die Innenstadt

Vom Umzug der Drogerie Müller in den ehemaligen Edeka-Markt vorigen Herbst profitiert die Innenstadt offenbar. Sie sei belebter, meint Viola Noack, viele Kunden schätzten den „hellen und freundlichen“ Standort. In der Filiale heißt es, dass diese gut angenommen würde – „für so eine kleine Ortschaft wie Korntal“. Für die Händler ist die Drogerie Fluch wie Segen: Sie bringt mehr Frequenz ins Zentrum, hat aber ein üppiges Sortiment. Zwar sei die Qualität nicht mit der im Fachgeschäft vergleichbar, findet Noack. Steht der Kunde allerdings über Mittag vor der verschlossenen Tür eines Fachgeschäfts, kauft er unter Umständen bei der Konkurrenz.

Auch in der Verwaltung herrscht Freude über die positive Resonanz auf die Drogerie. „Wir sind zufrieden“, sagt Stefan Wolf. Der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung äußert sich insgesamt erfreut über die Lage in Korntal wie Münchingen. „Wir sind positiv angetan, dass wir kein größeres Problem mit Leerständen haben“, sagt Wolf. Im früheren Feinkostladen Peperoncino in Korntal sei inzwischen Gewerbe. Dagegen ist die Müller-Filiale ungenutzt, auch im Bankturm geht nichts voran. Von zu wenigen Parkplätzen will Wolf nichts hören. Das Mobilitäts- und Parkraumkonzept zeige, dass es genug gebe. Überdies seien fast alle Stellflächen kostenlos.