Mehrere Geschäfte haben die Wilhelm-Galerie in der Ludwigsburger City verlassen. Dafür rücken neue Betreiber nach, Ladenflächen werden teils neu zugeschnitten und aufgehübscht. Das soll die Position der Galerie im zunehmend härteren Konkurrenzkampf stärken.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Geschenkeladen Kontor ist ausgezogen, das Schmuckgeschäft Bijou Brigitte ebenfalls, das Modegeschäft von Jack & Jones und Vero Moda ist weg, die Trend-Galerie im Obergeschoss steht leer, das Eiscafé daneben auch. Wer dieser Tage durch die Wilhelm-Galerie in der Ludwigsburger Innenstadt schlendert, bekommt den Eindruck: Mit dem Einkaufszentrum, das im vergangenen Jahr zehnjähriges Bestehen feierte, geht es bergab. Völlig unbegründet, sagt dazu die Centermanagerin Sarah Hildbrand. Attraktiver, kundenfreundlicher, moderner soll die Galerie werden. Nach einer Dekade sei es an der Zeit für eine Auffrischung,

 

An allen Ecken und Enden im Innern des Gebäudes wird derzeit gearbeitet. Neu ins Center kommt die dänische Einzelhandelskette Søstrene Grene, die auf den 400 freien Quadratmetern, auf denen bislang Mode verkauft wurde, Kleinmöbel, Küchenwaren und Wohnaccessoires anbieten wird. Anfang März soll der Laden öffnen, es handelt sich, nach dem Shop im Gerber in Stuttgart, um die zweite Søstrene-Grene-Filiale in der Region. Für die Trend-Galerie und das Eiscafé im Obergeschoss sucht Hildbrand aktuell passende Nachmieter. „Die Verhandlungen laufen“, sagt sie. Die Nachfrage sei gut, im ersten Quartal sollen die Verträge unterschrieben werden.

Die wichtigsten Ankermieter haben ihre Verträge mit der Galerie gerade verlängert

Die anderen frei werdenden Flächen werden für die interne Umstrukturierung benötigt. Die drei wichtigsten Ankermieter, der Drogeriemarkt Müller, der Rewe-Supermarkt und C&A, haben ihre Verträge gerade verlängert, und alle drei werden investieren. Müller baut sein Bio-Sortiment aus und übernimmt dafür die Flächen des Schokoladengeschäfts Arko, das wiederum in die ehemalige Boutique ein paar Meter weiter umzieht. Der Rewe wird ebenfalls um eine frei gewordene Ladenfläche vergrößert und modernisiert, weshalb der Markt bald für vier Wochen schließt – der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. C&A wächst zwar nicht, hat aber bereits begonnen, den Laden aufzuhübschen, unter anderem werden die Beleuchtung erneuert und der Boden ausgetauscht. Auch der Schuhladen Reno und das Modegeschäft sOliver erhalten einen Refit, das heißt: die Verkaufsflächen werden überarbeitet und edler gestaltet. H&M hat ähnliche Pläne.

Dass all dies kurz nach dem Jubiläum passiert, ist kein Zufall. Im Einzelhandel werden Mietverträge oft für einen Zeitraum von zehn Jahren abgeschlossen. Die meisten Shops haben daher unlängst ihre Verträge mit dem Inhaber, der Münchner Verwaltungsgesellschaft Nigresco, verlängert oder eben gekündigt. Insgesamt, so Hildbrand, sei der Standort „sehr gut etabliert“. Allerdings äußerten, vor allem nach der vor mehr als zwei Jahren erfolgten Neueröffnung des Marstalls in unmittelbarer Nähe, einzelne Händler in der Galerie immer mal wieder die Klage, die Kundenfrequenz sei zu niedrig.

Das schlägt sich auch im sogenannten Shoppingcenter-Performance-Report nieder, der kürzlich veröffentlicht wurde. Für die Studie wurden bundesweit Händler in 260 Einkaufszentrum befragt, wie zufrieden sie mit ihrer wirtschaftlichen Lage sind. Auf einer Notenskala von 1 bis 5 erhält die Wilhelm-Galerie von ihren Mietern eine 3,17 und landet damit im Ranking auf Platz 191, also im hinteren Mittelfeld. Das Marstall liegt auf Platz 187, das Breuningerland schafft mit einer 2,16 den 34. Rang.

Der Regionalverband sieht „keine ungesunde Entwicklung“ im Einzelhandel

Die anfängliche Sorge aber, dass die Galerie an der neuen Konkurrenz im Marstall zerbrechen könnte, bewahrheitet sich nicht. Mit durchschnittlich 20 000 Besuchern an Werktagen und etwa 25 000 Kunden an Samstagen sei man „sehr zufrieden“, sagt Hildbrand. „Die Stimmung ist positiv, alle freuen sich auf den Umbau.“

Tatsächlich sind die Zahlen für ein Innenstadtkaufhaus dieser Größe, die Galerie umfasst rund 19 000 Quadratmeter Mietfläche, durchaus in Ordnung. Das Marstall ist größer, lockte aber zuletzt weniger Kunden an. Die Mercaden in Böblingen mit 25 000 Quadratmetern kommen nach eigenen Angaben wochentags auf 25 000 bis 28 000 Kunden, an Samstagen auf 30 000. Das Gerber in der Stuttgarter City, ebenfalls rund 25 000 Quadratmeter groß, lockte 2017 durchschnittlich etwas mehr als 21 000 Besucher an, Tendenz steigend. Weil nicht jeder Besucher automatisch Geld ausgibt, ist die Kundenfrequenz jedoch nur bedingt aussagekräftig. Die Umsatzzahlen aber bleiben geheim.

Marstall, Mercaden, Gerber, das Milaneo – die Zahl der Innenstadt-Kaufhäuser in der Region ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Thomas Kiwitt, der Technische Direktor des Stuttgarter Regionalverbands, sieht darin kein Problem. „Ich kann keine ungesunde Entwicklung erkennen“, sagt er. Wichtig sei, dass die zusätzlichen Verkaufsflächen nicht auf der Grünen Wiese entstehen. Für die Innenstädte aber seien Einkaufszentren durchaus wichtig – auch als Beitrag zur Attraktivitätssteigerung. „Die Kunden wollen so etwas haben.“