Nach der Aufgabe der Filiale an der Königstraße Hugendubel seine Ankündigung wahr und kehrt nach Stuttgart zurück. Der Buchhändler ist damit der erste bekannte Mieter im neuen Dorotheen-Quartier am Karlsplatz.

Stuttgart - Nicht Prada und nicht Armani – der erste bekannte Einzelhändler im neuen Dorotheen-Quartier ist der bayrische Buchhändler Hugendubel. Nach dem Aus der großen Filiale an der Königstraße im vergangenen Jahr machen die Münchner ihre Ankündigung wahr und kehren nach Stuttgart zurück.

 

Als im November 2014 bekannt wurde, dass Deutschlands zweitgrößter Buchhändler seine einzige Filiale ausgerechnet an der Königstraße schließen würde, war selbst unter Experten die Überraschung groß. Im selben Atemzug wurde zudem bekannt, dass die polnische Modekette Reserved die rund 4000 Quadratemeter in dem markanten Gebäude neben dem Haus der Katholischen Kirche übernehmen würde.

Nach Informationen unserer Zeitung wird Hugendubel nun rund 400 Quadratmeter im neuen Breuninger-Projekt, dem Dorotheen-Quartier am Karlsplatz, anmieten. Angesprochen auf seine bevorstehende Rückkehr nach Stuttgart reagiert der Buchhändler jedoch noch zurückhaltend. „Es stimmt, wir werden nach Stuttgart zurückkehren“, lässt das Unternehmen über seine Pressestelle verlauten. Hugendubel fügt hinzu: „Über Details können wir jedoch noch nicht sprechen.“ Dementieren will man die Nachricht vom bevorstehenden Einzug allerdings nicht.

Über die Handelsmieter des Breuninger-Projekts war bislang nichts bekannt geworden. Lediglich die Nutzer der wesentlich größeren Büroflächen sind bereits bekannt. Neben 20 Wohnungen und den 11 000 Quadratmeter Handelsfläche, die Breuninger komplett vermieten und nicht selbst nutzen will, besteht das neue Quartier zum überwiegenden Teil aus Flächen für Verwaltungen. Dort werden das Sozial- und das Verkehrsministerium des Landes einziehen.

Das Sozialministerium befindet sich derzeit an Schellingstraße 15 zwischen Börsenplatz und Stadtgarten. Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur hat die Adresse Hauptstätter Straße 67 am Österreichischen Platz. Was mit den beiden Gebäuden nach dem Umzug der beiden Ministerien geschehen soll, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Fest steht, dass mehr als 550 Beschäftigte des Landes künftig zwischen Markthalle und Hotel Silber auf 20 000 der insgesamt 28 000 Quadratmeter Bürofläche arbeiten sollen.

Neues Filialkonzept

Nach der Schließung von Hugendubel an der Königstraße war rasch von der Gleichschaltung der Einkaufslandschaft die Rede. Das Aus in der Königstraße wurde damals mit einem neuen Filialkonzept begründet. Der Buchladen neben dem Haus der katholischen Kirche hatte eine Fläche von rund 4000 Quadratmetern – offenbar zu viel in Zeiten von elektronischen Büchern und Online-Händlern.

„Die Fläche ist für den Umsatz, den wir dort erzielen, schlicht zu groß“, erklärte die geschäftsführende Gesellschafterin des Münchner Unternehmens, Nina Hugendubel, damals. Und: „Es ist ein Teil unserer neuen Strategie, künftig kleinere Flächen zu betreiben.“

Die kleinere Fläche scheint Hugendubel nun gefunden zu haben. Citymanagerin Bettina Fuchs hält das für eine gute Nachricht: „Ich werte es als ein Signal für den Standort Stuttgart, dass Hugendubel seine Ankündigung wahr macht und nach Stuttgart zurückkehrt.“ Zudem sei es in Zeiten des Online-Handels ein positives Zeichen für den stationären Handel, wenn sich Buchläden in der Stadtmitte niederließen.

Wittwer verzeichnet hohe Umsätze

Ob die Nachricht von der Rückkehr Hugendubels im Stuttgarter Buchhandel jedoch Freude auslöst, darf bezweifelt werden. Das Stuttgarter Traditionsunternehmen Wittwer, das mit seiner mehrstöckigen Filiale nur wenige Metern von der ehemaligen Hugendubel-Filiale entfernt am Schlossplatz liegt, hatte nach dem Aus der Konkurrenz die besten Umsätze seit Jahren verzeichnet.

„Bei uns herrscht seit April eine Sonderkonjunktur“, sagte Rainer Bartle, der Geschäftsführer von Wittwer, als er auf das Aus des unmittelbaren Konkurrenten angesprochen wurde. Nun erklärt Rainer Bartle: „Die Wahl des Standorts von Hugendubel überrascht mich. Ich glaube, ein Buchhändler wird sich im Premium-Umfeld des Dorotheen-Quartiers schwertun.“ Die Rückkehr des Wettbewerbers wolle er jedenfalls sportlich nehmen, so Bartle.

Allerdings wird sich die Eröffnung des neuen Einkaufsquartiers von Breuninger in der Stadtmitte noch etwas länger hinziehen als ursprünglich geplant. Eigentlich wollte das Warenhausunternehmen das neue Einkaufszentrum rechtzeitig zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft eröffnen. Inzwischen rechnet Breuninger allerdings erst mit einer Fertigstellung des Projekts im Frühjahr 2017.