Im Jahr 1935 hatte Reinhold Hild in Zuffenhausen sein Fotogeschäft eröffnet. Mittlerweile führt die dritte Generation das Unternehmen. Am 21. Dezember schließen Susanne Partl-Hilt und ihr Bruder Stefan Hilt das Unternehmen.

Zuffenhausen - Im Dezember geht in Zuffenhausen ein Stück Firmen-, wenn nicht sogar Ortsgeschichte zu Ende: Am 21. Dezember schließt Foto Hilt den Laden an der Unterländer Straße 28. Drei Generationen haben sich seit 1935 an verschiedenen Standorten um alles rund ums Fotografieren gekümmert, nun ist Schluss.

 

„Es ist ein bittersüßer Abschied“, sagt Susanne Partl-Hilt. Die Fotografenmeisterin führt zusammen mit ihrem Bruder Stefan Hilt seit 1995 das Geschäft an der Unterländer Straße. Emotional bitter sei es natürlich, dass die traditionsreiche Firma zu existieren aufhöre. Rein rational denkend sind die beiden Geschwister hingegen froh, den Laden zu schließen.

„Das Fotografenhandwerk wird nicht mehr richtig geschätzt“

„Das Fotografenhandwerk wird nicht mehr richtig geschätzt“, erzählt Susanne Partl-Hilt. Der digitale Wandel habe die Branche sehr verändert. Heutzutage würden viele Menschen ihre Bilder mit dem Smartphone schießen und sie am Computer selbst bearbeiten und ausdrucken. Und wer einen Rahmen brauche, besorge ihn sich so billig wie möglich im Baumarkt. Auch das Geschäft mit dem Verkauf von Filmen und deren Entwicklung sei komplett weggefallen. Zudem mache der Internethandel das Geschäft immer schwerer. Mittlerweile, so berichtet Partl-Hilt, sei sie die einzige aus ihrem Meisterjahrgang, die noch ein eigenes Geschäft führe.

Gegründet worden war der Betrieb im Jahr 1935 durch Reinhold Hilt an der Elsässer Straße. Zehn Jahre später stand es schlecht um die Firma: Nach dem Krieg waren Fotopapier und Chemikalien Mangelware, mit Passbildern hielt man sich über Wasser. Die Währungsreform brachte neue Hoffnung. Ein Grundstück an der Böhringerstraße 44 wurde erworben, unter großer Mithilfe von Ehefrau Alice wurde dort ein großzügiges Geschäftshaus gebaut. 1953 trat Sohn Hans-Albrecht ins Unternehmen ein, der von 1955 an die Filiale in Rot leitete, die auch gerne von US-Soldaten aus der benachbarten Grenadierkaserne frequentiert wurde.

Anfang der 1960er Jahre wird mit Sohn Stefan und Tochter Susanne die dritte und aktuelle Generation geboren. 1972 zieht der Hauptsitz an die Unterländer Straße 20, wo Hilt die Filiale von Foto Binder übernimmt. Zwei Jahre später trifft die Familie mit dem Tod von Seniorchefin Alice Hilt ein harter Schlag. 1978 stirbt dann völlig unerwartet der Firmengründer Reinhold Hilt.

Kurz vor Weihnachten endet die Hilt-Tradition

Anfang der 1980er Jahre tritt mit Susanne und Stefan Hilt die dritte Generation in die Firma ein. 1984 wird der Laden an der Elsässer Straße aufgegeben, er war im Laufe der Stadtentwicklung an die Zuffenhäuser Peripherie geraten. Die Filiale an der Unterländer Straße 20 wird zum Hauptgeschäft. 1991 zieht es einige Meter weiter und residiert nunmehr im Gebäude 28. Dort entsteht auf 300 Quadratmetern ein Fachgeschäft mit breitem Sortiment und einem großen Atelier. 1995 übernehmen schließlich die Enkel des Firmengründers die Verantwortung für das Unternehmen. 2018 stirbt mit Helga Hilt, der Mutter von Susanne und Stefan, die „gute Seele“ des Unternehmens.

„Wir wollten vor Weihnachten alles zum Abschluss bringen und uns über die Feiertage nicht belasten“, sagt Susanne Partl-Hilt. Deshalb habe man sich für den 21. Dezember als letzten Öffnungstag entschieden. Was sie und ihr Bruder künftig beruflich machen, haben sie noch nicht entschieden. Die Räumlichkeiten sollen verkauft werden, noch steht nicht fest, wer dort einziehen wird. Wenn auch nicht mehr als Geschäftsleute, so wollen doch beide als Bürger dem Bezirk treu bleiben: „Wir sind und bleiben Zuffenhäuser!“