Der Schreibwarenladen Hofheinz in Stuttgart-Sillenbuch schließt zum 30. Juli seine integrierte Postfiliale. Das hat auch mit dem gestiegenen Onlinehandel zu tun, die vielen Rücksendungen seien kaum mehr zu verwalten.

Sillenbuch - Kurz vor Feierabend heißt es noch mal: Schlange stehen. Vor dem Schreibwarenladen Hofheinz in Sillenbuch warten etliche Kunden geduldig, um vor Ladenschluss Postsendungen loszuwerden. Und die allermeisten haben diese eine Frage auf den Lippen: Und jetzt? Regina Hofheinz zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, lautet ihre Standardantwort. Die Geschäftsfrau weiß: Auf ihre Kunden kommt eine große Umstellung zu. Gleichwohl sagt sie: Es geht nicht mehr.

 

Regina Hofheinz schließt am Abend des 30. Juli die integrierte Postfiliale, tags drauf ist der Laden an der Kirchheimer Straße wegen des Auszugs komplett zu. Das Schreibwarengeschäft, das es seit 20 Jahren gibt, bleibt den Sillenbuchern erhalten, nur Briefe und Pakete werden dann nicht mehr angenommen. „Es geht aus Platzgründen nicht mehr“, sagt Regina Hofheinz. Das Paketaufkommen sei schlicht zu hoch. Tatsächlich sieht man im verwinkelten Lädle oft Kartons im Flur stehen. Große Kisten, die Rollatoren oder Kinderwagen behindern. Regina Hofheinz schnauft laut hinter ihrem Mundschutz. Fernseher, Fahrräder, Sessel müsse sie teilweise tagelang lagern, oft im Büro. „Die Leute bestellen immer mehr online, dadurch gibt es mehr Retouren.“ Durch Corona habe sich der Trend verschärft. Alles in allem sei das nicht mehr handhabbar.

Postkunden haben bald weitere Wege

Für die Sillenbucher bringt das Aus einige Erschwernisse, denn wer den Postboten verpasst, muss künftig in den nächsten Ortsteil fahren. „Brief- und Paketsendungen, die unsere Zusteller nicht ausliefern können und deshalb eine Benachrichtigung hinterlassen, können dann ab August in der Postfiliale in Heumaden (Paprikastraße 9) sieben Werktage lang abgeholt werden“, teilt Gerold Beck, ein Sprecher der Deutsche Post DHL Group, mit. Zudem verweist er auf den DHL-Paketshop im Kiosk im Sillenbucher Markt sowie die Postfilialen in Rohracker oder Birkach. Allerdings: Auch der Standort in Birkach steht derzeit vor einer ungewissen Zukunft. Ende August hören die dortige Partner der Post auf.

Die Suche nach einem Nachfolger in Sillenbuch läuft, „leider ist bis zum jetzigen Zeitpunkt kein geeignetes Geschäft gefunden worden, welches die Postfiliale als Ergänzung zum eigentlichen Geschäft mitbetreiben könnte“, teilt Gerold Beck für die Post mit.

Eine Behelfspost ist zunächst das Ziel

Daher hält man nun Ausschau nach Räumlichkeiten, die mit eigenem Personal geführt werden sollen – als Behelfspost. „Solche sogenannten Interimfilialen sind – für die Kunden und auch für uns – keine ideale Lösung, denn sie können meist nicht wirtschaftlich betrieben werden, und sie können auch nicht die Öffnungszeiten bieten, die eine von einem Einzelhändler in seinem Geschäft betriebene Filiale bieten kann“, sagt Beck. Doch könne dies eine zeitlich begrenzte Zwischenlösung sein, bis sich ein neuer Einzelhandelspartner gefunden habe.

Regina Hofheinz jedenfalls wirkt an diesem Tag kurz vor Feierabend entschlossen. Freilich, für viele Kunden sei das Aus der Postfiliale in Sillenbuch ein Nachteil. Aber nicht nur. „Es gibt auch Kunden, die sagen, es ist zu voll“, erzählt die Ladenbetreiberin.