Eissport auch im Sommer? In Ludwigsburg geht das jetzt auf einer Bahn, die es so in der Region Stuttgart bislang nicht gibt. In Deutschland ist sie sogar die größte ihrer Art.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Schlittschuhlaufen ist eine Wintersportart. Da gibt es eigentlich kein Vertun. Deshalb endete die Saison in der Eishalle in Ludwigsburg – wie überall in der Region – auch wie gewohnt im März. Kufencracks mussten bisher ihre Schlittschuhe bis in den Herbst einmotten. In Ludwigsburg geht die Saison aber weiter, und zwar den ganzen Sommer über.

 

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Möglich ist das mit einer Erfindung des Schweizer Unternehmens Glice, das Eisbahnen aus Kunststoff herstellt. Die Paneele, in Ludwigsburg wurden 530 davon ausgelegt, bestehen aus Polyethylen. Gesamtgewicht: 24 Tonnen. Das Material findet sich ansonsten beispielsweise auch in Plastikflaschen oder Schneidebrettern. Das Gleiten auf dem Kunststoff wird laut der Firma, die die Platten seit 2012 herstellt, möglich, weil die Kufen Moleküle aufschneiden und so einen Gleitstoff freisetzen. Dadurch gleite man nur zwei Prozent langsamer als auf echtem Eis.

Der Kunststoffabrieb wird recycelt, kaputte Platten auch

Die Stadtwerke Ludwigsburg (SWLB), die die Halle betreiben, hatten sich auf die Suche nach einer Alternative für die Sommermonate gemacht, in denen sie sonst leer steht. Fündig wurde man in Reutlingen, wo die bislang einzige Kunststoffeisbahn in der Region steht. Die ist mit 600 Quadratmetern aber deutlich kleiner als die Bahn in Ludwigsburg. 975 Quadratmeter misst sie – und ist damit nun sogar die größte Fläche ihrer Art in Deutschland. Die komplette Halle wollte man nicht von Beginn an auslegen, sagt der SWLB-Geschäftsführer Christian Schneider, um erst einmal zu schauen, wie das Angebot angenommen wird. 300 000 Euro hat der Versorger sich den Spaß kosten lassen.

Kaputte Platten nimmt die Glice zurück, diese können dank eines Klicksystems leicht ersetzt werden. Der Abrieb, der nach Angaben des Herstellers um 90 Prozent geringer ist als bei herkömmlichem Kunststoff, wird jeden Abend zusammengefegt und recycelt.

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Ein Betrieb der normalen Eisbahn über die Sommermonate wäre aus Kosten- und Umweltgründen wegen des hohen Stromverbrauchs kaum zu rechtfertigen. In einer Saison verbrauchen die Stadtwerke etwa 120 000 Kilowattstunden Strom, was der Menge von 30 durchschnittlichen Haushalten im Jahr entspricht. Hinzu kommt eine Million Liter Wasser, um das Eis herzustellen. Insofern hat der SWLB-Geschäftsführer Christian Schneider definitiv recht, wenn er von einer „nachhaltigen Sommeralternative“ spricht. Hitze im Sommer mache dem Kunststoff nichts aus, er behalte auch bei 40 Grad seine Eigenschaften, sagt Schneider. Und noch einen Vorteil hat der Belag: Mit Schuhen ist die Rutschgefahr viel geringer als auf Originaleis.

Tickets und Öffnungszeiten

Eröffnung
 Die Sommersaison der Kunsteisbahn startet offiziell am Mittwoch, 13. April, um 14 Uhr. Anschließend ist die Bahn durchgängig (außer Karfreitag) geöffnet. Anschließend gelten andere Öffnungszeiten. Diese sowie die Eintrittspreise sind online unter www.swlb.de/kunsteisbahn zu finden. Dort können auch Tickets vorab gebucht werden.

Mieten
 Gruppen bis zu 22 Personen können die Bahn an bestimmten Tagen mieten.