Eishockey-Zweitligist SC Bietigheim-Bissingen plagen schon länger finanzielle Probleme. Doch nun droht auch noch der Zwangsabstieg.

Bietigheim - Finanziell bewegen sich die Steelers schon länger auf dünnem Eis, ihr Ehrgeiz ist daran aber nie zerbrochen. Zuletzt lief sportlich zwar nicht mehr alles glatt, das Team ist ins Mittelfeld der Zweitliga-Tabelle abgerutscht – und doch gehörte der SC Bietigheim-Bissingen neben den Löwen Frankfurt und den Kassel Huskies zu den drei Clubs, die sich um den Aufstieg in die DEL im Sommer 2021 beworben haben. Nun allerdings könnte das ganze Projekt zu Fall kommen: Die DEL2 verweigert den Steelers die Lizenz. „Die Entscheidung trifft uns hart“, erklärt Geschäftsführer Volker Schoch, der sich gegen den Zwangsabstieg wehren wird: „Wir ziehen vors Schiedsgericht.“

 

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Die Verantwortlichen der Steelers unterscheidet von vielen anderen Funktionären, dass sie kein Problem damit haben, über ihre Geldsorgen zu reden. In deutlichen Worten tat dies Gerhard Kaufmann Mitte Januar. „Bevor mir wegen einiger Bruddler, die alles besser wissen, der Kragen platzt“, erklärte der Aufsichtsratschef, lege er lieber Zahlen offen. Demnach hat der Verein in sportlich erfolgreichen Zeiten einen Schuldenberg von 1,3 Millionen Euro angehäuft. Durch Verzichte von Kreditgebern wurde dieser Betrag auf 650 000 Euro reduziert und zudem der Kader verjüngt, was 300 000 Euro Personalkosten einsparte. Zugleich skizzierte Kaufmann damals den weiteren Weg: „Um unser Ziel DEL-Aufstieg zu realisieren, brauchen wir einen Hauptsponsor mit einem hohen sechs- oder siebenstelligen Beitrag. Daran arbeiten wir.“

Fristen versäumt

Nun könnte es sein, dass diese Bemühungen zu spät kommen. Der Aufsichtsrat der DEL2 hat den Steelers einstimmig die Lizenz verweigert, weil er den Nachweis seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht rechtzeitig erbracht hat. „Unsere Lizenzordnung gibt klare Fristen vor. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, sagte DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch gegenüber „eishockey-news.de“. Letztlich sei die Entscheidung alternativlos gewesen – „aus rechtlichen Gründen und mit Blick auf die Fairness gegenüber den anderen 13 Clubs. Für uns ist das extrem bitter, da die Steelers in den letzten Jahren ein zumindest sportliches Aushängeschild waren.“

Umso weniger verstehen die SC-Verantwortlichen, was nun passiert ist. Sie hatten darum gebeten, ihre Sicherheiten erst einbringen zu müssen, wenn klar ist, wann nach der Corona-Auszeit wieder gespielt werden kann: „Das Risiko für Bürgschaftsgeber ist in dieser Situation außerordentlich hoch. Wir haben absolut kein Verständnis dafür, dass die DEL2 in einer so außergewöhnlichen Situation nach rein formalen Kriterien entscheidet.“ Zumal erste Bedingungen erfüllt worden seien.

Auch OB Kessing ist verwundert

Von den Steelers waren Patronatserklärungen über 250 000, Bürgschaften über 300 000 und neues Kapital oder ein Darlehen mit Rangrücktritt über 200 000 Euro gefordert worden. Die ersten beiden Punkte hat der Verein laut Aufsichtsratschef Gerhard Kaufmann erledigt: „Die Einbringung von Cash wurde erstmalig am 24. Juni verlangt, das war eine große Herausforderung.“ Ein Bietigheimer Unternehmen habe Unterstützung signalisiert, darüber sollte in einer Aufsichtsratssitzung der Firma am 7. Juli entschieden werden. Laut Steelers wusste die Liga darüber Bescheid, habe die Frist aber trotzdem nicht verlängert. Was auch Jürgen Kessing nicht nachvollziehen kann. „Die Steelers sind für unser Region im Kleinen, was der VfB im Großen ist“, meinte der OB von Bietigheim-Bissingen, „es ist deshalb mehr als ärgerlich, dass das Stöckchen, über das der Verein springen muss, von der DEL2 immer höher gehalten wird.“

Nun entscheidet das DEL-Schiedsgericht, ob sich die Steelers auch weiterhin auf dünnem Eis bewegen dürfen.

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