Die deutsche Eishockeynationalmannschaft hat bei der Eishockey-WM die Sensation verpasst und knapp gegen Kanada 1:2 verloren. Doch trotz der beachtlichen Leistung überwiegt bei vielen Spielern die Enttäuschung.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Köln - Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist draußen – nach einer umkämpften 1:2-Niederlage gegen Weltmeister Kanada hat sich das Team von Bundestrainer Marco Sturm im Viertelfinale höchst ehrenvoll aus der Heim-WM verabschiedet. Zwar waren das mit fast ausschließlich NHL-Profis gespickte Team Canada läuferisch und technisch besser, doch das machte die deute Truppe durch Kampfgeist und Leidenschaft weitgehen wett. Und deshalb waren alle zwar stolz auf das Erreichte, aber doch auch ein wenig enttäuscht, dass die Deutschen an der Eishockey-Sensation nur ein wenig schnuppern durften.

 

Grubauer erneut Weltklasse

„Schade, dass die WM für uns vorbei ist“, meinte Stürmer Marcus Kink, „es wäre vielleicht mehr drin gewesen. Doch das Ergebnis ist ok – das Team Kanadas ist gespickt mit Weltklasse-Spielern.“ Die deutsche Mannschaft hatte von Beginn an mit Leidenschaft, Herz und Willen dagegengehalten, doch vermeidbare Fehler und die sich immer stärker durchsetzende Klasse des 26-maligen Weltmeisters machten schließlich den Unterschied. Eine erneute Weltklasse-Leistung von Goalie Philipp Grubauer verhinderte, dass die Partie schon früher entschieden worden wäre. Die Torschützen Mark Scheifele (18.) und Jeff Skinner (38.) brachten die Ahornblätter schließlich auf die Siegerstraße – und doch hätte es vielleicht doch noch anders kommen können. In Unterzahl (!) nutzte Yannic Seidenberg eine Unachtsamkeit der Nordamerikaner, fuhr einen Konter und schloss ihn mustergültig mit dem 1:2 ab. Doch mehr war für den Gastgeber dann doch nicht drin.

Enttäuschung trotz starker Leistung

Dennis Seidenberg, der beinharte Verteidiger, war daher auch nicht zufrieden – aber welcher Sportler ist das schon nach einer Niederlage? „Wir haben zu viele leichte Fehler gemacht und waren oft nicht konzentriert genug“, resümierte der Bruder des Torschützen, „wir sind den Kanadiern daher einige Male ins offene Messer gerannt. Das Viertelfinale erreicht zu haben ist ok, aber es wäre mehr drin gewesen.“ Christian Ehrhoff fand trotz seiner Enttäuschung eine Prise Humor. „Ich wär auch mal gern Weltmeister“, sagte der Kapitän, „wir haben aber einen großen Kampf geliefert, doch der sollte allein nicht reichen. Die Kanadier waren schon besser, sie haben eine immense Qualität. Grubauer hat uns super im Spiel gehalten. Wir können zufrieden sein, auch wenn es für den ganz großen Wurf nicht gereicht hat.“

Der hochgelobte Torhüter war ebenfalls ein wenig angefressen, trotz seiner überzeugenden Vorstellung. „Es war mehr drin, gerade auch das zweite Gegentor fuchst mich“, sagte der Rosenheimer, der bei den Washington Capitals unter Vertrag steht und der erst am Samstag in Köln angekommen war, „bei denen stehen aber nur NHL-Jungs im Kader, da merkt man halt den Unterschied. Und wir haben uns mit dummen Fehlen ein paarmal selbst in den Fuß geschossen und die Treffer fast schon hergeschenkt. Immerhin waren wir im letzten Drittel noch einmal richtig da.“

Trainer Sturm zieht positives Fazit

Bundestrainer Marco Sturm sah das Positive in der Niederlage gegen die Eishockey-Weltmacht. „Die Kanadier waren einfach besser. Aber wir haben wieder zu lange zu viel Respekt gehabt. Aus solchen Niederlagen muss man aber einfach auch wieder lernen“, sagte der Chefcoach und versprach: „Das machen wir auch.“ Insgesamt war der 38-Jährige zufrieden und zog ein positives WM-Fazit. „Wir haben uns gesteigert von Spiel zu Spiel - die letzten beiden Spiele gegen Lettland und Kanada waren unsere besten. Wir sind schon wieder ins Viertelfinale gekommen als Underdog. Von daher sehe ich diese Heim-WM sehr, sehr positiv“, sagte Marco Sturm.

Schließlich und endlich waren auch die deutschen Spieler stolz aufs Erreichte und nicht mehr ganz so traurig über das (absehbare) Aus. „Die WM hat viel Spaß gemacht, die Fans haben uns super unterstützt – es war so, wie ich die Heim-WM erwartet habe. Und vielleicht noch ein bisschen besser“, sagte Dennis Seidenberg. Und Christian Ehrhoff meinte: „Ich werde diese WM in einer sehr schönen Erinnerung behalten.“ Auch wenn er wieder nicht Weltmeister geworden ist.