In der Sache hart, aber: Die Fraktionen des Eislinger Rats arbeiten gut zusammen.

Eislingen - So sieht Wahlkampf in Eislingen aus: Die Kandidaten und Konkurrenten um einen Sitz im Stadtparlament besuchen sich gegenseitig an ihren Ständen und halten ein Schwätzchen. Diese Szenerie ist für die kleine Stadt im mittleren Filstal charakteristisch, behaupten jene, die es als Hauptakteure am besten wissen müssten: die Vorsitzenden der vier seit vielen Jahren im Gemeinderat vertretenen Fraktionen. In der Sache wird in dem Gremium zwar – wenn nötig – hart gerungen, aber im Großen und Ganzen sind sich die Fraktionen oft erstaunlich einig oder, wie es das CDU-Urgestein Erich Schwendemann knapp formuliert: „Die Zusammenarbeit ist in Eislingen überdurchschnittlich gut.“

 

Er muss es wissen. Schwendemann sitzt schon seit 50 Jahren im Gemeinderat, kandidiert dieses Mal aber nicht mehr. Es gebe noch anderes zu tun, sagt der 78-Jährige.

Viel Harmonie im Eislinger Gemeinderat

Die Harmonie, die nur hin und wieder durch ein paar Spitzen der SPD gegen die CDU und umgekehrt ein wenig getrübt wird, manifestiert sich auch in den Wahlprogrammen, die in schöner Einmütigkeit fast die gleichen Themen auf die Agenda setzen, die Stadtentwicklung etwa oder ein flächendeckendes Tempo-30-Limit. So kann es in der Kleinstadt schon auch passieren, dass sich ein Kandidat einer Fraktion bei einem Vorsitzenden des „politischen Gegners“ mit den Worten entschuldigt, dass er sich durchaus auch für diese Seite hätte aufstellen lassen können. Die anderen hätten halt zuerst gefragt. Diese Einmütigkeit mag dem Umstand geschuldet sein, dass das Gremium seit der Eröffnung der neuen B 10, die den Verkehr südlich um die Stadt herumführt, eine sehr lohnende Aufgabe bekommen hat: die Gestaltung einer neuen Mitte und damit die Chance, den Eislinger Norden und Süden zusammenwachsen zu lassen.

Die CDU ist stärkste Kraft

Der Eislinger Gemeinderat, das sind 22 Stadträte und der Oberbürgermeister Klaus Heininger. Die Christdemokraten sind in dem Gremium traditionell die stärkste Kraft, dicht gefolgt von der Freien Wählervereinigung (FWV). In der noch laufenden Legislaturperiode stellt die FWV dieselbe Zahl an Vertretern wie die CDU, die bei der Wahl vor fünf Jahren aber ein paar Stimmen mehr verbuchen konnte. Fünf Stadträte sitzen für die SPD, drei für Bündnis 90/Die Grünen in dem Gremium. Alle vier Fraktionen treten auch bei der diesjährigen Kommunalwahl wieder an, und alle sind heilfroh, dass die AfD fürs erste nicht in den Gemeinderat drängt.

Am 26. Mai will die CDU in Eislingen ihren Rang auch ohne den langgedienten Erich Schwendemann behaupten, während die FWV hofft, eventuell doch einmal an den Christdemokraten vorbeizuziehen. Dabei setzt die Freie Wählervereinigung vor allem auf neue Gesichter. Von ihren sieben Stadträten treten vier nicht mehr an, weil sie der jüngeren Generation Platz machen wollen. Mit Frauen will die SPD-Fraktion punkten. Zum ersten Mal ist es den Sozialdemokraten gelungen, eine Liste mit jeweils elf weiblichen und elf männlichen Kandidaten aufzustellen. Das haben noch nicht einmal die Grünen geschafft, die nur zehn Frauen aufgeboten haben. Ein Trost: zum allerersten Mal ist die Liste der Fraktion, die vor 25 Jahren zum ersten Mal in das Eislinger Kommunalparlament einzog, mit 22 Kandidaten komplett. Das kann beim Auszählen durchaus von Belang sein, wie die Fraktion schon schmerzlich erlebt hat. Denn vor fünf Jahren verfehlten die Grünen nur knapp einen vierten Sitz.

Spannende Aufgaben warten auf den neuen Gemeinderat

Wie immer die Sitzverteilung auch ausfallen mag, auf das neue Gremium warten spannende Aufgaben. Zum einen muss es bei der Entwicklung des neuen Zentrums zu Ende bringen, was der alte Gemeinderat begonnen hat. Eine Voraussetzung dafür ist der Abbruch der Überführung über die Bahnlinie und an anderer Stelle der Bau einer Unterführung unter den Gleisen. Außerdem muss eine Lösung für den Umbau der Hirschkreuzung an der alten B 10 gefunden werden. Reizvoll ist auch die Aufgabe, an der Lutherkirche ein neues Quartier zu entwickeln.