Die Eisdielen-Saison ist eröffnet. Wir haben mit Besitzern in Esslingen über neue Geschmacksrichtungen, Trends und unabkömmliche Sorten gesprochen.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Ohne ein Vanilleeis kann keiner ein Eiscafé führen“, sagt Mario Colaone. Der 58-Jährige betreibt die kleine Eisdiele Colaone in der Küferstraße. Allerdings ist er weniger bekannt für sein Vanilleeis, als vielmehr für seine einfallsreichen Eiskreationen. Geschmacksrichtungen wie Apfel-Sellerie, Traube, Birne-Melisse, Zaziki, Sanddorn, Tonkabohne, Rote Bete oder Safran-Risotto werden hier auf die Waffeln portioniert. Seine Ideen schöpfe er aus dem Austausch mit anderen Gastronomen, oder er lasse sich von Gerichten und Speisen inspirieren, erzählt Colaone. Allein die Hälfte seiner Sorten seien vegan, also reine Fruchtsorbets, weil die Nachfrage danach immer größer werde. Er möchte sich mit seinem Angebot von der Konkurrenz abheben: „Zimteis ist bei mir, seitdem ich es anbiete, der absolute Renner. Dafür kommen sogar Kunden extra aus Ulm angereist“, sagt der Eismacher.

 

Lange Eismacher-Tradition ohne Chemie

Colaone führt die Eisdiele seit 1978. 1939 haben seine Großeltern das Lokal eröffnet. Der Erfolg gibt ihm Recht, dass auch Gemüseeis oder Exotisches seine Abnehmer finden. Pro Saison stellt Colaone mittlerweile zwischen 70 und 80 verschiedene Sorten her. Und was steht 2018 an? „Derzeit steht Bier-Eis hoch im Kurs. Aber das ist nichts für mich. Als Italiener mache ich lieber ein Prosecco-Eis. Das gibt es auch schon bei mir im Verkauf“, verrät er.

Ein paar Straßen weiter, in der Pliensaustraße, befindet sich das Geschäft des ebenfalls alteingesessenen Eismachers Bertazzoni. Gleich zwei mal ist die Eisdiele in Esslingen vertreten. Mario Bertazzoni führt das Geschäft mit 73 Jahren in der vierten Generation. Bertazzoni und Colaone stammen aus der gleichen Eismacherfamilie. Doch ihre Einstellungen zu ihrem Metier sind unterschiedlich: „Neue Sorten sind wichtig, aber wer isst schon Schokoladeneis mit Chili? Vor 30 Jahren habe, ich mal Tomateneis ausprobiert. Das hat niemand gekauft und das schmeckt auch nicht“, sagt Bertazzoni. Von exotischen Sorten hält er genauso wenig wie von Zusatz- und Farbstoffen. „Bei mir kommt keine Chemie zum Einsatz, dafür garantiere ich mit meinem Namen“, sagt der italienische Schwabe, als der sich Bertazzoni selbst bezeichnet. Ganz ohne neue Ideen geht es bei ihm allerdings auch nicht. Für dieses Jahr hat er schon eine neue Variation im Kopf. „Weiße Schokolade mit Haselnüssen. Die Sorte bringen wir in dieser Saison heraus. Ob es funktioniert und ankommt, weiß man allerdings immer erst hinterher“, sagt der 73-Jährige.

Granatapfel könnte die nächste Trendsorte werden

Teo Costantin vom Eiscafé Dolomiti hat dagegen eine genaue Vorstellung, welche neue Geschmacksrichtung die Eisdielen in diesem Sommer erobern könnte. Er betreibt seit 2014 die Eisdiele in der Inneren Brücke und hat das Eismachen von seinen Eltern gelernt, die ebenfalls ein Eiscafé führen. Teo Costantin und Mario Colaone sind sich einig: Beide wollen Granatapfel in dieser Saison erstmals anbieten. Ob es ein Trend wird, bleibt allerdings abzuwarten.