Ein Start-up aus Leonberg will mithilfe kleiner Ladestationen dafür sorgen, dass die Kosten für den Unterhalt einer E-Roller-Flotte drastisch sinken. Den Anfang machen die Stella-Roller der Stadtwerke Stuttgart mit einem Pilotprojekt.

Stuttgart - Eine Flotte mit Elektrorollern ohne feste Ladestationen zu unterhalten, kostet viel Geld: Regelmäßig müssen Mitarbeiter die Akkus oder gleich das ganze Fahrzeug überall in der Stadt abholen, aufladen und anschließend wieder verteilen. Das führt dazu, dass die Rendite sinkt und zudem das Gebiet, in dem die Flottenfahrzeuge verfügbar sind, aus wirtschaftlichen Gründen begrenzt bleibt.

 

Mat Schubert und Marc Zimmermann wollen sich dieses Problems annehmen. Die beiden ehemaligen Bosch-Mitarbeiter haben im April 2020, mitten in der Corona-Pandemie, das Start-up Leon Mobility mit Sitz in Leonberg gegründet. Ihre Lösung ist ein Produkt namens Nubsee: Eine kleine Ladestation, die Elektrofahrzeug mit einer Spannung von zwölf bis 48 Volt aufladen kann – also etwa E-Bikes, Elektro-Tretroller und große Elektroroller.

Zunächst können nur Stella-Roller geladen werden

„So soll diese Art von Mobilität auch in Städte und Bereiche kommen, in denen sich Sharing-Modelle sonst nicht lohnen“, sagt Marc Zimmermann von Leon Mobility. „Neu an Nubsee ist, dass man mit den Ladeboxen ein Netzwerk schafft, über welches alle Arten von Elektrokleinfahrzeugen geladen werden kann.“ In Stuttgart startet nun die erste Pilotphase für die Nubsee-Stationen.

In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Stuttgart hat Leon Mobility bereits fünf Ladeboxen aufgebaut, an denen 18 eigens umgerüstete elektrische Stella-Roller der Stadtwerke mit Ökostrom geladen werden können. Wichtig ist: Zunächst können hier ausschließlich diese Stella-Roller geladen werden. Zwar könnten die Boxen eine ganze Reihe an Fahrzeugen laden, dazu seien aber kleinere Umrüstungen notwendig, zu denen etwa ein Ladekabel gehört, erklärt Zimmermann.

Die Stadtwerke Stuttgart reagieren damit auf eine Nachfrage der Stella-Nutzer. Diese hätten in einer Nutzerumfrage signalisiert, sich künftig am Laden der Stellas beteiligen zu wollen, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Olaf Kieser. „Das testen wir nun ein halbes Jahr mit dem Ziel, die Verfügbarkeit der E-Roller zu erhöhen und langfristig Stella auch in Randgebieten anbieten zu können.“

Die Ladeboxen sind mit Sensoren ausgestattet

Für Zimmermann und Schubert besteht das Geschäftsmodell zunächst darin, dass die Nubsee-Ladeboxen auf einem Display Werbung ausspielen. Außerdem sammeln die Stationen Umweltdaten: Sensoren messen etwa Lärm, Temperatur, Feinstaub und Stickoxidbelastung. Daneben sollen auf dem Display auch Informationen ausgespielt werden. „Die Städte können über die Displays in Echtzeit ihre Bürger informieren, auch abseits des Internets“, sagt Zimmermann.

In einem späteren Schritt wollen die Start-up-Gründer auch mit diesen Daten Geld verdienen. „Als erstes geht es darum, Investoren zu gewinnen und das Netzwerk an Nubsees schnell zu vergrößern“, unterstreicht Zimmermann. Man sei dazu auch mit weiteren Städten im Gespräch.

Mit Mobilität und dem Flottengeschäft kennen sich die beiden aus ihrem vorigen Job aus: Mat Schubert war Geschäftsführer der Bosch-Tochterfirma Coup, die unter anderem in Berlin mit E-Rollern ein ähnliches Geschäft verfolgte wie Stella in Stuttgart. 2019 stellte Coup seinen Betrieb ein: Die Kosten waren zu hoch. Zimmermann hatte zuvor einen elektrischen Design-Tretroller entwickelt, der aber nicht in Serie gegangen war.

Freiminuten fürs Laden

Für die Stadtwerke Stuttgart sind die sechs Monate ebenfalls eine Lernphase. „Wir testen, wie die Ladeboxen technisch funktionieren und wie die Nutzer sie annehmen“, erklärt eine Sprecherin. Danach entscheide man, was die nächsten Schritte seien. Schließlich seien die Nutzer es bisher gewohnt, die Roller überall im Geschäftsgebiet abstellen zu können.

Das ist im Übrigen natürlich weiterhin möglich, betonen die Stadtwerke. Wer allerdings einen Stella-Roller an eine Nubsee-Box anschließt, bekommt als Anreiz dafür 15 Stella-Freiminuten. Ein leerer Akku ist dann in rund zwei Stunden wieder voll – und die Stadtwerke haben Geld gespart, weil kein Mitarbeiter den Roller eigens aufsuchen muss, um eine voll geladene Batterie einzusetzen.