Vor genau 50 Jahren hat Eleonore Lindenberg begonnen, als Sekretärin für Thaddäus Troll zu arbeiten. Sie war seine rechte Hand und hält die Erinnerung an ihn bis heute hoch.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Vor 50 Jahren, genau am 15. April 1966, hat Eleonore Lindenberg ihre Stelle als Sekretärin von Thaddäus Troll angetreten. Bis heute setzt sie sich für dessen Würdigung ein. Im Gespräch erinnert sie sich an den 1980 aus dem Leben geschiedenen Schriftsteller.

 
Frau Lindenberg, wie sind Sie zu Thaddäus Troll gekommen?
Wir waren 1965 von Wetzlar nach Stuttgart gezogen, ich suchte nach einer Halbtagsbeschäftigung. 1966 gab ich dann eine winzige Anzeige in der Stuttgarter Zeitung auf und bekam 60 Angebote. Die Stelle bei Thaddäus Troll hat mich am meisten gereizt.
Was taten Sie bei ihm?
Troll schrieb alle seine Manuskripte und Briefe mit zwei Fingern auf der Schreibmaschine. Da waren Fehler drin, die er von Hand korrigierte. Ich habe dann alles in Reinschrift abgetippt. Und ich habe auch die Briefe geschrieben, die er auf ein Diktiergerät gesprochen hatte.
Sie waren schnell mehr als eine Sekretärin für Troll. Haben Sie ihm auch Ihre Meinung zu seinen Texten sagen dürfen?
Ich war Trolls rechte Hand. „Deutschland deine Schwaben“ war das erste große Manuskript, das ich zum Abschreiben bekommen habe. Ich habe mich ausgeschüttet vor Lachen bei der Arbeit; das war fast vergnügungssteuerpflichtig. Aber ich habe mich nicht getraut, ihm das auch zu sagen. Später gestand er mir einmal, dass ihn das sehr irritiert hatte. Ich war ja sein erster Leser – und von dem kam keine Rückmeldung. Später habe ich ihm natürlich gesagt, wenn mir etwas gut gefallen hat.
Sie fühlen sich dem Erbe Trolls bis heute verpflichtet. Warum?
Thaddäus Troll war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, und es macht mir auch Spaß, die Erinnerung an ihn wach zu halten. Ich kam aber eher aus Zufall dazu: 2002 hat mich die Begegnungsstätte in Luginsland angefragt, ob ich einen Vortrag über Thaddäus Troll halten würde – so hat es sich dann herumgesprochen. Bis heute halte ich immer wieder Vorträge oder organisiere Veranstaltungen. Und ich gebe jedes Jahr einen Troll’schen Schimpfwörterkalender heraus.
Besitzen Sie nicht auch noch einen Teil seines Nachlasses?
Ich habe noch die Karteikästen, in denen ich immer notiert habe, in welcher Zeitung in Deutschland was von Troll erschienen ist. Ich musste ja kontrollieren, ob das Honorar auch einging. Damals kam übrigens noch der Postbote, der das Honorar an der Haustür auszahlte. Heute sind die Karteikästen ein tolles Publikationsverzeichnis. Aber der eigentliche Nachlass lagert im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
Können Sie mit zwei Sätzen sagen, was die Bedeutung Thaddäus Trolls ausmacht?
Seine Bücher waren ganz wichtig für das Image der Schwaben. Troll bekam begeisternde Briefe aus der gesamten Welt und wurde sogar bis nach New York eingeladen. Daneben hat er auch viel für den schwäbischen Dialekt getan. Von der Kraft und von dem Reichtum des schwäbischen Dialekts war Thaddäus Troll selbst immer wieder ganz begeistert.