Müssen Künstler immer oder überhaupt das Korrekte vorleben? Unsere Kolumnistin hat sich dazu Gedanken gemacht.

Vor vielen Jahren entwickelte der damalige Leiter der Bachakademie, Helmuth Rilling, ein neuartiges Konzept. Bei seinen Gesprächskonzerten durften Nachwuchskräfte singen und dirigieren – und wurden dann von Rilling gecoacht. Das geschah immer höchst respektvoll. Kurz vor dem ersten Lockdown besuchte ich ein Currentzis-LAB, ein ähnliches Format. Doch im Gegensatz zu Rilling empfand ich Teodor Currentzis, Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters, als äußerst arrogant. Er führte den Nachwuchsdirigenten vor und demonstrierte sein eigenes, nicht zu leugnendes musikalisches Genie. Schön war das nicht, und moralisch bin ich damit nicht einverstanden. Trotzdem habe ich mir wieder eine Karte für eines seiner Konzerte gekauft.