Bernd Westermeyer wurde am Samstag in sein Amt als Leiter des Eliteinternats Salem eingeführt. Ein Konzept hat er nicht, doch sieht er sich den Ideen des Gründers und den Humboldtschen Idealen verpflichtet.

Salem - Sein erster Arbeitstag ist es am Samstag nicht. Der liegt schon sechs Wochen zurück. Am 1. August hat Bernd Westermeyer seine Stelle als neuer Schulleiter der Schule Schloss Salem angetreten. Am Samstag wurde der 43-Jährige mit einem Festakt offiziell in sein Amt eingeführt. Eine zweieinhalbjährige Übergangszeit mit vielen Turbulenzen ist somit beendet.

 

Ausgerechnet im Jahr ihres 90. Geburtstags im Jahr 2010 hatte die von dem Reformpädagogen Kurt Hahn gegründete Einrichtung in Salem (Bodenseekreis) eine ihrer schwersten Krisen zu meistern. Die angesehenste Privatschule Deutschlands hatte die Nachfolge ihres Schulleiters Bernhard Bueb, der Salem bis zum Jahr 2005 gut 30 Jahre geleitet hatte, nach dessen Abschied nicht befriedigend lösen können. Die zur Nachfolgerin Buebs erkorene Ingrid Sund hatte sich nach internen Querelen nur zwei Jahre halten können.

Danach leitete die Österreicherin Eva-Maria Haberfellner interimsweise die Schule. Die Nachfolgesuche brachte im März 2010 mit Monika Zeyer-Müller eine CSU-Politikerin hervor, die an ihrem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt als Schulleiterin umstritten war. Nach Protesten von Lehrern, Schülern und Eltern gegen die Berufung löste die Schule den Fünfjahresvertrag auf.

In der Folge des Fiaskos trat der fünfköpfige Vorstand des Internatsvereins geschlossen zurück. Danach übernahm die vorige Schulleiterin Haberfellner wieder vorübergehend die Schulleitung. Seit Mitte Juni 2010 leitet der ehemalige Journalist Robert Leicht den Internatsverein. Westermeyer kommt von der Landesschule Pforta (Sachsen-Anhalt), das auch der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche besuchte. Der Westfale leitete das renommierte Internatsgymnasium seit 2007. Davor war er achteinhalb Jahre lang Lehrer für Geschichte und Englisch und stellvertretender Schulleiter am Ökumenischen Domgymnasium Magdeburg .

Im Humboldtschen Sinne soll gelehrt werden

Die hohe öffentliche Aufmerksamkeit, die seine neue Tätigkeit mit sich bringt, scheint ihn nicht sonderlich nervös zu machen. „Ich spüre eine Erwartungshaltung von außerhalb“, sagt der Pädagoge. Ein fertiges Konzept bringe er nicht mit, gesteht er ein. Er wolle Salem zunächst besser kennen lernen. Sein Bildungsziel orientiere sich sowohl am umfassend gebildeten Menschen im Humboldtschen Sinne als auch an den Idealen des Salem-Gründers Kurt Hahn, für den neben der Wissensvermittlung die Erziehung zur Verantwortungsethik und die Charakterbildung maßgeblich seien. Westermeyer denkt an eine Ausweitung der ohnehin schon guten Kontakte in die Wirtschaft, um die Zahl der Stipendiaten zu erhöhen. Rund 30 000 Euro kostet ein Schuljahr auf dem Internat. „Meine Eltern hätten sich Salem auch nicht leisten können“, meint er.

Die Schülerzahlen ausweiten will er aber nicht. Eher denkt er über eine „sinnvollere Verkleinerung“ nach. Die Oberstufe soll am Spetzgart konzentriert werden, auf dem Campus Härlen (beide Überlingen) soll eine voruniversitäre Akademie einziehen. „Wir müssen abwarten, ob das Angebot Sinn macht und ob es dann angenommen“, meint Westermeyer.

Noch ist nicht einmal klar, ob das von dem Internatsvereinschef Leicht vorangetriebene Konzept überhaupt eingeführt wird. Demnächst wird ein Gutachten vorgestellt. Am 12. Oktober will der Internatsverein eine Entscheidung treffen.

Das deutsche Eliteinternat schlechthin

Die Schule Schloss Salem gilt als das deutsche Eliteinternat, 1920 gegründet von den Reformpädagogen Kurt Hahn und Karl Reinhardt sowie Max von Baden. Die Grundsätze der Einheit von Leben und Lernen gelten bis heute. Neben der Vermittlung von Wissen wird auf Charakterbildung und die Erziehung zur Verantwortung geachtet.

S
alem besteht aus drei Teilschulen – der Unterstufe auf Burg Hohenfels, der Mittelstufe auf Schloss Salem und der Oberstufe mit den beiden Überlinger Standorten Spetzgart und Campus Härlen, der im Jahr 2000 eingeweiht wurde. Die Schule besuchen derzeit rund 680 Schüler; nur etwa fünf Prozent davon sind externe.

Nach Kurt Hahn wurde Salem von Bernhard Bueb (1974–2005) geprägt. Seine Nachfolgerin Ingrid Sund blieb nicht lange. Die Berufung der CSU-Politikerin Monika Zeyer-Müller geriet zum Fiasko. Nun hat Bernd Westermeyer (43), zuvor an der Landesschule Pforta (Sachsen-Anhalt), die Schulleitung übernommen.