Seit ein paar Wochen haben einige Waldenbucher einen gefiederten Freund, eine zahme Elster schwirrt durch ihr Wohngebiet. Die Anwohner machen sich nun allerdings Sorgen um sein Wohl.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Waldenbuch - Die Elster, die für Martina Ruckh Herbert heißt, ist zu einer kleinen Berühmtheit geworden in und um Waldenbuch. Als Reaktion auf einen Facebook-Eintrag auf der Waldenbuch-Seite über den ungewöhnlich zutraulichen Vogel hatten sich etliche Menschen zu Wort gemeldet und Fotos der zahmen Elster geteilt. Zusammenfassend lässt sich daraus ablesen: Die Elster hat viele Freundschaften geschlossen. Weil sich dies inzwischen herumgesprochen hat, weckt der schwarz-weiße Vogel nun neue Interessen.

 

Martina Ruckh und auch andere Waldenbucher berichten, dass in den vergangenen Tagen Leute in der Gegend gesehen worden seien, die versucht hätten, die Elster zu fangen. Nach Ruckhs Informationen sei eine Frau unterwegs, die das Tier auswildern wolle. „Die Elster hat keine Chance in der freien Wildbahn“, ist Martina Ruckh überzeugt. „Klar, der Vogel ist nicht normal, aber er ist weder krank noch gefährlich.“ Deshalb appelliert sie an alle, die Elster einfach in Ruhe zu lassen. Sie tue keinem etwas und bringe vor allem Fröhlichkeit. „Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich ihn seh’“, sagt sie.

Bilder und Berichte bei Facebook von der Elster

Martina Ruckh ist Postbotin. Und es sei Tradition, dass Herbert auf ihren Lenker gesegelt komme, wenn sie morgens losfahre, berichtet sie. Obschon der Vogel – den Bildern und Berichten bei Facebook nach zu urteilen – auf vielen Terrassen und Balkonen im Ort herumkommt, so ist er bei den Ruckhs ein Dauergast. Er schlafe oft auf der Lampe draußen, sagt sie.

Vergangene Woche sei sein Schlafplatz allerdings drei Nächte lang verwaist gewesen, da hatte sich Martina Ruckh Sorgen gemacht. „Die Nachbarin hat mir aber Bescheid gegeben, dass er bei ihnen auf der Markise geschlafen hat“, sagt die Waldenbucherin. Sorgen macht sie sich um ihren Herbert zurzeit trotzdem. Eben wegen Leuten, die ihm hinterher seien.

Das sagt ein Vogelexperte dazu

Stefan Bosch ist beim Nabu Baden-Württemberg Fachbeauftragter für Ornithologie und Vogelschutz. Die Waldenbucher Elster kenne er nicht, wohl aber ähnliche Geschichten. Wenn ein Vogel zahm sei, sei das in der Regel, weil er gefüttert werde, oder aber er sei von Menschen aufgezogen worden. Was rät der Experte angesichts der Diskussionen um den Waldenbucher Vogel? „Ich würde es auf sich beruhen lassen“, sagt er. Vom Einfangen hält er nichts. „Das ist unnötiger Stress für den Vogel“, sagt Bosch. Um ein Wildtier einzufangen, brauche man streng genommen eine Erlaubnis von der Behörde.

Für die Elster-Freunde in Waldenbuch hat der Fachmann ebenfalls einen Rat – einen, den diese wohl ungern hören werden. „Man sollte den Vogel mit Sympathie beobachten“, sagt Bosch, mehr aber auch nicht. Heißt, es wäre ratsam, wenn die Menschen wieder eine natürliche Distanz zu dem Tier aufbauen, dann stünden die Chancen gut, dass er den Weg zurück in ein artgerechtes Leben finde.