Die Vorsitzende des Elternbeirats der Glemstalschule, Michaela Nowraty, zieht sich zurück. Sie habe keine Kraft mehr, „gegen Windmühlen zu kämpfen“. Doch sie glaubt, dass die Eltern zumindest an einem Thema dranbleiben.

Schwieberdingen/Hemmingen - Im neuen Schuljahr stehen an der Glemstalschule nicht nur durch den Weggang der Rektorin Sandra Vöhringer Veränderungen an: Auch die Vorsitzende des Elternbeirats zieht sich zurück. „Wenn man feststellt, dass man einen Kampf gegen Windmühlen führt, muss man eine andere Richtung einschlagen“, sagt Michaela Nowraty.

 

„Vergebene Liebesmühe“

Damit meint die 51-Jährige, dass es „keine Hoffnung auf die gymnasiale Oberstufe“ gibt – zumindest nicht in den kommenden fünf Jahren. Sie hatte gehofft, dass nach der Kommunalwahl in den Hemminger Gemeinderat Mitglieder einziehen, die dafür aufgeschlossen sind, dass die Glemstalschüler auch Abitur machen können.

Jetzt, nachdem das neu gewählte Gremium bis auf drei Räte das alte ist, resigniert Michaela Nowraty. „Es gibt keine Veränderungen und damit keinen anderen Blick auf die Dinge.“ Ihr weiterer Einsatz wäre „vergebene Liebesmühe“.

Sie wollten keine „Festwarte“ sein

Michaela Nowraty ist seit 2016 die Vorsitzende des Elternbeirats. Sie und ihr Stellvertreter Robert Schönfelder kündigten damals an, sich für die Weiterentwicklung der Schule engagieren zu wollen – und nicht als „Festwarte“ angetreten zu sein. „Die Qualität der Schule leidet, wenn man die gymnasiale Oberstufe kleinhält“, sagt Nowraty. Auch Robert Schönfelder wird zurücktreten. „Es braucht jetzt neue Gesichter, die die Aktivitäten fortsetzen“, sagt er.

Dass die Rektorin Vöhringer – ebenfalls eine Kämpferin für die Sekundarstufe II – nun nach zehn Jahren die Glemstalschule verlässt und an einer Stuttgarter Gemeinschaftsschule die gymnasiale Oberstufe mit aufbaut, bestärkte Michaela Nowraty in ihrem Entschluss. Auch hätten die „diffamierenden bis beleidigenden Äußerungen“ einzelner Gemeinderäte eine große Rolle gespielt und insgesamt der Umgang mit den Eltern. „Mundtot“ habe der Schulträger – die Gemeinden Schwieberdingen und Hemmingen – sie gemacht und ihre Ansichten ignoriert.

Der Schulträger reagiert mit einem Satz

Spätestens seit dem Brandbrief des Elternbeirats an Regierungspräsidium und Kultusministerium im November ist das Tischtuch zwischen ihm und dem Träger zerschnitten. Darin moniert er unter anderem Sicherheitsmängel an der Schule und fordert das Land auf, die Trägerschaft zu übernehmen.

Entsprechend knapp fällt die Reaktion des Schulträgers auf den Rückzug Nowratys aus. „Nachdem die bisherige Kommunikation meist über die Zeitung stattgefunden hat, wundert mich dieser Schlusspunkt nicht“, sagt der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Der Schulträger wies die Vorwürfe der mangelnden Sicherheit scharf zurück und warf dem Elternbeirat vor, die Glemstalschule, die für 25 Millionen Euro modernisiert und erweitert wird, schlecht machen zu wollen.

Die Sicherheit könnte der Zankapfel bleiben

Auf kommunalpolitischer Ebene sind die Sozialdemokraten in Hemmingen wohl die Einzigen, die Vöhringers und Nowratys Abgang wirklich bedauern. Der Fraktionschef Wolfgang Stehmer kündigte an, das Ziel gymnasiale Oberstufe weiter zu verfolgen. Er hoffe, dass sich vor allem die neue Schulleitung traue, sich für das Abitur in Schwieberdingen einzusetzen.

Nach den Sommerferien werden die neuen Elternbeiräte an der Glemstalschule gewählt. Michaela Nowraty geht davon aus, dass die „vielen engagierten Eltern“ einen ebenso „engagierten Elternbeirat“ ernennen werden – und in jedem Fall an dem Thema Sicherheit dranbleiben werden. „Ich glaube nicht, dass die Eltern die Füße stillhalten.“