Die Wieslauftalbahn könnte von 2024 an emissionsfrei fahren. Die Hochschule Esslingen erstellt eine Expertise. Der Schorndorfer OB Matthias Klopfer bring eine weitere Alternative ins Spiel.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Die Fahrzeuge der Wieslauftalbahn sind in die Jahre gekommen. Sie seien zwar „noch ganz gut in Schuss“, aber man denke über alternative Antriebskonzepte nach. Das hat der Landrat Richard Sigel am Mittwoch bei einer Versammlung des Zweckverbands Wieslauftalbahn in Waiblingen erklärt. Bis dato werden die Triebwagen mit Dieselkraftstoff betankt, künftig könnte Wasserstoff zum Einsatz kommen.

 

Diese Wasserstoff-Option sei durchaus realisierbar, erklärte der Professor Ralf Wörner von der Fachhochschule Esslingen in der Sitzung. Die Hochschule hat eine Expertise ausgearbeitet, in der es heißt, Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, kämen in Frage – auch deshalb, weil im kommenden Jahr im Ameisenbühl in Waiblingen eine solargetriebene Wasserstofferzeugungsanlage entstehen solle. Die noch zu errichtende Wasserstoff-Tankstelle in Rudersberg müsste nicht von weit her beliefert werden. Wörner erklärte, dass er das Wiesel zur Umrüstung auf Wasserstoffantrieb für geeignet halte. Als weitere Alternative komme auch ein batterieelektrischer Antrieb in Frage.

Diesel dürfte teurer werden, Wasserstoff billiger

Die Entscheidungsträger, Vertreter der Stadt Schorndorf, der Gemeinde Rudersberg und des Rems-Murr-Kreises, signalisierten, dass die Wieslauftalbahn aus ihrer Sicht mittel- bis langfristig möglichst emissionsfrei fahren sollte. Wörner erklärte, dass es ein paar vergleichbare Bahnen gebe, die bereits mit Wasserstoff betrieben würden, etwa im Schwarzwald und in Tirol. Der Fachmann sprach mit Blick auf Wasserstoff von einer „sauberen Energielösung“ und einfachem und flexiblem Transport. Die Technik sei ausgereift und seit Jahren kommerziell verfügbar. Bisher würden mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge aber nicht in Großserien produziert und seien deshalb noch recht teuer.

Derzeit koste ein gefahrener Kilometer mit der alten Dieseltechnik etwa 5,60 Euro, mit Wasserstoffantrieb stiegen die Kosten auf circa 7,60 Euro, mit einem batterieelektrisch betriebenen Fahrzeug etwa 6,40 Euro. Bund und Land hätten aber Förderprogramme für die Wasserstofftechnik aufgelegt. Wenn der Zweckverband zum Zuge kommen würde, dann näherten sich die Kosten an, eine Wasserstoff-Bahn käme dann auf einen Kilometerpreis von etwa 6,80 Euro. Mittelfristig zeichne sich zudem ab, dass Diesel deutlich teurer und Wasserstoff billiger werde.

Autonom fahrende „schienenähnliche Busse“

Das Wiesel könnte – Stand heute – frühestens im Jahr 2024 mit Wasserstofftechnik fahren. Wörner sagte, diese Option „wäre zu befürworten“ und ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Im kommenden Jahr, so der Landrat Sigel, werde man eine Exkursion zu Bahnen mit Alternativtechnologien anbieten. Die Verbandsversammlung könne womöglich im Juli 2020 entscheiden. Der Schorndorfer OB Matthias Klopfer indes brachte eine weitere Alternative ins Spiel, er könne sich vorstellen, auf der Wiesel-Trasse eines Tages emissionsfreie und autonom fahrende „schienenähnliche Busse“ einzusetzen. Es gehe um eine Entscheidung für die nächsten 50 Jahre, „für unsere Urenkel“. Professor Möller jedenfalls hat angeboten, dass die Hochschule Esslingen den Verband auch künftig berät, etwa wenn es um die Förderprogramme für die Umstellung auf Wasserstofftechnik gehe.

Innovative Antriebsform

Förderung
Die Stadt Waiblingen und der Rems-Murr-Kreis gehören seit wenigen Tagen zu einer von drei sogenannten HyPerformer-Regionen, die vom Bundesverkehrsministerium jeweils 20 Millionen Euro für die Umsetzung von Konzepten zu innovativen Antriebsformen erhalten. Weitere Nutznießer sind die Metropolregionen Nordwest (Oldenburg und Umgebung) sowie Rhein-Neckar (rund um Mannheim und Heidelberg).

Projekt Im Rems-Murr-Kreis ist eine Wasserstoff-Tankstelle auf dem Waiblinger Hess-Areal angedacht: Mittels Fotovoltaik soll dort Wasserstoff erzeugt werden. Dieser soll unter anderem zum Betanken von Wasserstoff-Hybrid-Bussen zum Einsatz kommen. Das Ziel des Landkreises ist, diese Busse vom Jahr 2022 an auf einer neu einzurichtenden Expressbus-Linie von Weinstadt-Endersbach nach Stuttgart zu nutzen

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