Einen Kommunikationstrainer haben die Immobilienexperten der Region zu ihren Neujahrsempfang eingeladen. Sein Vortrag war so unterhaltsam wie aufschlussreich.

Stuttgart - Der Makler arbeitet lieber allein. Konkurrenz ist schlecht fürs Geschäft. Aber am Jahresbeginn machen die Immobilienexperten eine Ausnahme. Rund 300 Gäste strömten am Mittwoch zur neunten Auflage des Branchentreffs ins Geno-Haus. Das Event war nach wenigen Tagen ausverkauft. Eingeladen hatten Verbände, Vereine und Schulen der Immobilienwirtschaft in der Region sowie die Immobilienbank DZ HYP.

 

Sie blicken zurück „auf das beste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen“, sagte Hanspeter Gondring, der wissenschaftliche Leiter der Akademie für Immobilienwirtschaft (ADI). Man befände sich auf einem „hohen Plateau“, auf dem man sich in den nächsten Jahren „seitwärts“ bewegen werde. Auch Georg Reutter, der Vorstandsvorsitzende der DZ HYP sprach von einem „Spitzenjahr“. Man habe 2019 ein Neugeschäft in Höhe von 13 Milliarden Euro kontrahiert, das sei ein „Rekord“.

Es mangele am gegenseitigen Respekt

Der Branche geht es prächtig, doch die Umgangsformen unter Maklern, Managern und Mitmenschen ganz allgemein sind verbesserungswürdig. Das erklärte der Kommunikationstrainer René Borbonus. Sein Ansatz: „Ohne Respekt versinkt die Welt im Chaos.“ Aber am Respekt mangele es. Dabei geschähen die meisten Respektlosigkeiten aus Versehen. Borbonus schilderte mit anschaulichen Beispielen (unter Kollegen, beim Friseur) Fehler, die im Alltag häufig passierten.

Respekt bedeute, den anderen zu sehen im Sinne von wahrzunehmen, so Borbonus. Wer Wut oder Angst bagatellisiere („Ein Beinbruch ist schlimmer“), der nehme die Emotionen des Gegenübers nicht ernst. Suggestivfragen („Sie wollen doch auch, dass ihr Kind eine gute Ausbildung bekommt?) seien „ganz nah dran an der Manipulation“, sagte Borbonus. „Hören Sie damit auf. Seien sie bitte geradeaus und nicht hintenrum.“

Ein „Nein“ muss nicht begründet werden

Weiteres „No-Go“: das Infragestellen der Konsistenz, also Schlüssigkeit beziehungsweise Glaubwürdigkeit des anderen. Anstatt den Gesprächspartner „mit dem Nasenring durch die Manage zu ziehen“ („Sie als Porsche-Fahrer“) sei es besser, bei sich selbst anzusetzen. Also nicht: „Sie haben mich da falsch verstanden“, sondern: „Ich habe mich falsch ausgedrückt“.

Das richtige „Nein-Sagen“ ist dem Rhetoriker ein besonderes Anliegen. Zu Diskussionen, die den gegenseitigen Respekt untergraben, komme es immer dann, wenn jemand seine Ablehnung begründe – dabei sei das „so gut wie nie“ notwendig. „Wenn Sie Ihr ,Nein’ nicht begründen müssen, lassen Sie es.“