Hat sich EnBW-Chef Villis nun vom Banker Dirk Notheis beraten lassen oder nicht? Der Energiekonzern erläutert widersprüchliche Äußerungen der beiden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Hat sich der EnBW-Chef Hans-Peter Villis nun vom deutschen Morgan-Stanley-Chef Dirk Notheis (CDU) beraten lassen oder nicht? Gegensätzliche Äußerungen der Vorstandsvorsitzenden des Energiekonzerns und der Investmentbank haben zuletzt Verwirrung ausgelöst. Die EnBW glaubt den im Untersuchungsausschuss zum EnBW-Deal zu Tage getretenen Widerspruch auflösen zu können.

 

Bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz am 7. März hatte die StZ Villis gefragt, ob er sich von Notheis eigentlich gut beraten fühle. Hintergrund waren Informationen, dass der Banker einem Beraterkreis des Energiemanagers angehörte. Die Antwort des Konzernchefs war eigentlich unmissverständlich: Notheis „hat uns nie beraten und berät uns nicht“. Aber natürlich gebe es Kontakte über die Tätigkeit von Morgan Stanley für das Unternehmen, die auch zu Begegnungen führten.

„Persönlicher Ratschlag nicht auszuschießen“

Deutlich anders äußerte sich Notheis am vorigen Freitag vor dem Untersuchungsausschuss, wo er wie vor Gericht unter Wahrheitspflicht stand. Auf eine Frage der SPD bestätigte er, dass er als Gast einem „Beraterkreis“ von Villis angehört habe, der sich in unregelmäßigen Abständen getroffen habe. In die Runde habe ihn der EnBW-Chef persönlich eingeladen. Sie habe speziell der Beratung des Vorstandsvorsitzenden gedient, der dort Ideen zur Diskussion stellte. Zuvor hatte Notheis dem Ausschuss berichtet, dass Morgan Stanley seit Langem für die EnBW tätig sei – auch als „Kreditgeber“ – und das Unternehmen sehr gut kenne.

Die EnBW erläuterte nun auf Anfrage, man vermöge „keinen Widerspruch der Aussagen (. . .) zu erkennen“. Villis habe deutlich gemacht, dass „kein Beauftragungs- oder Beraterverhältnis“ mit dem Unternehmen oder mit ihm bestehe. Notheis sei bekanntermaßen Teilnehmer einer Diskussionsrunde mit „Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Wirtschaft“, die in losen Abständen „über die verschiedensten Themen aus Gesellschaft und Politik“ diskutiere. „In diesem Kontext ist ein persönlicher Ratschlag nicht auszuschließen“, betonte die EnBW.

Auch Mappus’ PR-Berater Metz war in der Runde

Weitere Mitglieder des Gremiums waren nach StZ-Informationen der frühere Berliner Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) und der Personalberater Peter Paschek aus der Berliner Niederlassung der Beratungsfirma Amrop. Auch der frühere hessische Regierungssprecher und Kurzzeitberater von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU), Dirk Metz, gehörte zeitweise dem Gremium an. Metz äußert sich bis jetzt nicht näher dazu, wie er in die Runde kam. Er betonte lediglich, während seiner Tätigkeit für das Staatsministerium nicht an Diskussionsrunden mit Villis teilgenommen zu haben. Womöglich wird dies angesprochen, wenn der PR-Berater als Zeuge vor dem EnBW-Ausschuss gehört wird. Die Abgeordnete wollen seine Rolle bei Mappus’ Aktienrückkauf klären.