Der Energieversorger EnBW wird nun doch kein riesiges Pumpspeicherwerk im Südschwarzwald bauen, das gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Das Milliardenprojekt war von Anfang an umstritten.

Karlsruhe - Der Energieversorger EnBW hat seine Pläne zum Bau eines riesigen Pumpspeicherkraftwerks im Südschwarzwald aufgegeben. Das Milliardenprojekt in Atdorf werde nicht weiter verfolgt, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Karlsruhe mit. Nach der Auswertung eines dreiwöchigen Erörterungstermins sei man zu dem Schluss gekommen, dass mit den weiteren Projektschritten kosten- und zeitintensive Arbeiten nötig wären und ein Zeitpunkt für die Umsetzung des Projekts dennoch ungewiss sei.

 

Bauherrin ist die Schluchsee AG, ein Tochterunternehmen von EnBW und RWE. Der Energieriese aus Nordrhein-Westfalen hatte sich aber bereits 2014 von dem Projekt verabschiedet. Das 1,6 Milliarden Euro teure Vorhaben war von Anfang an umstritten. Gemeinden, Umweltverbände und Bürgerinitiativen lehnten es ab. Den 2008 begonnenen Planungen zufolge sollten unter anderem eine 75 Meter hohe Staumauer und zwei künstliche Seen gebaut werden.

EnBW will neue Prioritäten setzen

EnBW will nach eigenen Angaben bei Speichertechnologien jetzt neue Prioritäten setzen. Unter anderem kooperiert das Unternehmen beim Bau eines Lithium-Ionen-Speichers in Heilbronn mit Bosch. Allerdings werde der Ausbau von bestehenden Pumpspeicherkraftwerken, etwa in Forbach im nördlichen Schwarzwald, weiter vorangetrieben.

Pumpspeicherkraftwerke können zur Sicherheit der Stromversorgung beitragen. Wenn mehr Strom zur Verfügung steht als gebraucht wird, etwa wenn Wind weht und die Sonne scheint, befördern starke Pumpen Wasser von einem unteren Becken in ein höher gelegenes Becken. Wenn Strom im Netz fehlt - weil zum Beispiel nachts Flaute herrscht und weder Wind- noch Solarstrom zur Verfügung stehen - wird das Wasser von oben durch Rohre oder Schächte nach unten geleitet. Dann treiben Turbinen Generatoren an.

Drei Millionen Haushalte sollten in Atdorf versorgt werden

Atdorf sollte eine Leistung von 1400 Megawatt erhalten und damit so viel Strom produzieren können wie ein großes Atomkraftwerk. Damit könnten vorübergehend bis zu drei Millionen Haushalte versorgt werden. Die mit den Bauwerken verbunden Eingriffe in die Natur wären allerdings erheblich. Alleine die beiden Speicherbecken sollten ein Fassungsvermögen von je neun Millionen Kubikmetern haben, das entspricht einem Würfel mit mehr als 200 Metern Kantenlänge.

Umweltverbände wie der BUND hatten das Projekt, das neben Stuttgart 21 und dem Ausbau der Rheintalbahn zu den größten Bauvorhaben im Südwesten zählte, stets als Gefahr für die Tier- und Pflanzenwelt in der Region kritisiert.