Seit Sonntag ist in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens kein Mund-Nasen-Schutz mehr vorgeschrieben. Beobachtungen aus Supermärkten, Friseursalons, Schulen und Restaurants.

Keine Maskenpflicht mehr und Sonnenschein – ist jetzt der Freedom Day für jene gekommen, die der Masken schon lange überdrüssig geworden sind? Am Montag war in Fellbach von dieser Stimmung wenig zu spüren. Wohin man schaute, überall zückten die Menschen bei den Besorgungen als Erstes die Gesichtsbedeckung.

 

Kassiererin ist erstaunt

Gabriele Erzinger, die als Kassiererin im Rewe-Markt der Familie Aupperle an der Stuttgarter Straße arbeitet, hat überrascht, wie sehr alles beim alten geblieben ist. Nicht nur, dass eine deutliche Mehrheit der Kunden Maske trage, sagt sie – so gut wie alle seien auch bei den FFP2-Masken geblieben. Ein Kollege von ihr schätzt, dass auf neun Maskentragende nur ein Kunde unterwegs war, der diese neue Freiheit nutzte. Im Café Wundervoll nebenan sind es einer Mitarbeiterin zufolge sogar deutlich weniger gewesen.

Die Maske nur zur Sicherheit dabei

Eine der wenigen, die sich über die Wahlmöglichkeit freut, ist Bärbel Maurer aus Remseck. Die 72-Jährige hat das schöne Wetter genutzt, um beim Pflanzen-Kölle die Gartensaison einzuläuten – und zwar ohne Maske. „Ich bin geboostert und hab nie was gehabt“, sagt sie. Eine Maske hat sie zwar dabei gehabt, für den Fall, dass jemand sie darum bittet. „Ich bin schließlich nicht stur“, sagt sie. In einem kleinen Geschäft, zum Beispiel beim Metzger, würde sie die Maske auch von sich aus tragen. Aber in einem großen, gut belüfteten Gewächshaus? Hier hat sie in aller Ruhe ihre neue Freiheit genossen. Die anderen Kunden hat es auch nicht gestört: „Ein paar haben mich sogar angelächelt“, sagt sie.

Manche entscheiden von Fall zu Fall

Pragmatismus hört man auch bei jenen heraus, die sich anders entscheiden – etwa Sybille Spaich aus Korb. Sie war am Montag zunächst ohne Maske unterwegs. Dann merkte sie allerdings, dass es ihr mit der Gesichtsbedeckung wohler ist – auf absehbare Zeit will sie bei ihren Einkäufen weiterhin eine tragen. „Mir macht es nichts aus, und man muss sein Schicksal ja nicht herausfordern.“ Manfred Hoff aus Weinstadt sieht das ähnlich. Auch er trägt Maske – noch. Er wolle von Fall zu Fall entscheiden, sagt er: In einen Baumarkt, der gut belüftet und halb leer ist, würde er auch ohne gehen. Wenn viel los ist, so wie an diesem Morgen im Gartencenter, ist er dagegen noch vorsichtig. Allerdings scheint der Pragmatismus nicht überall so ausgeprägt, wie die Kassiererin eines Discountmarktes anonym berichtet. Sie habe eine ganze Reihe von Kunden bedient, die ohne Maske einkauften. Was ihr Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass diese Kunden in der Schlange meist auch Abstände nicht einhalten. Sie fühlt sich unbehaglich, nicht nur wegen Corona – es kursiere auch eine Grippe.

Gemischte Stimmung beim Friseur

Am Montag hatten viele Friseursalons traditionell geschlossen. Andreas Kroiss hatte seine Geschäfte in Winnenden und Backnang allerdings geöffnet. „Es ist schön, wenn man wieder die Gesichter sehen kann“, meint er. Nach zwei Jahren Arbeiten mit Mund-Nasen-Schutz sei der Wegfall der Maskenpflicht auch für ihn eine Erleichterung. Auch bei den Kunden spüre er große Erleichterung. Eine seiner Kolleginnen hat jedoch beobachtet, dass viele Friseurbesucher nach wie vor die Maske aufbehalten möchten: „Ich hatte heute noch niemanden, der sie absetzen wollte“, sagt sie.

Wirt freut sich über Erleichterung

Mehr Mut zur Maskenlosigkeit hat dagegen der Backnanger Gastronom Dimitrios Pinakas beobachtet. Der Chef der Gaststätte Storchen in der Backnanger Stadtmitte spricht für sich und seine Mitarbeiter von einer Erleichterung: „Die ganze Zeit mit Maske zu schaffen, war schon schlimm.“ Er habe den Eindruck, dass sowohl in der Stadt als auch in seinem Lokal schon an den ersten beiden Tagen viele Menschen auf die Maske verzichten würden. „Bei uns kommt bestimmt mehr als die Hälfte der Gäste ohne Maske“, sagt Pinakas. „Einige haben vom Ende der Maskenpflicht vielleicht auch noch gar nichts mitbekommen“, mutmaßt der Gastronom.

Viele Schüler tragen freiwillig Maske

An den Schulen werden die Entwicklungen mit Spannung beobachtet. Eine Maskenpflicht gibt es nicht mehr – „aber wir empfehlen es den Prüfungsklassen und Geschwistern von positiv getesteten Kindern ganz klar“, sagt Sigmar Zidorn, Konrektor der Gemeinschaftsschule am Bildungszentrum Weissacher Tal. Viele Schüler seien am Montag ohnehin noch freiwillig mit Maske gekommen. Auch die meistern Lehrer trügen den Mund-Nasen-Schutz noch, „auch wenn manche natürlich froh sind, ihre Freiheit wiederzuhaben“. Aber es gelte auch, zu vermeiden, dass sich größere Gruppen von Lehrern gleichzeitig ansteckten.

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