Die Stadtwerke Fellbach wollen mit dem geplanten Windpark im Schurwald Teil der Energiewende werden. Das umstrittene Projekt hat jedoch auch viele Kritiker zur Folge.

Fellbach - Zur von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgegebenen Energiewende will auch Fellbach mit den Stadtwerken seinen Teil beitragen. Da gibt’s zum einen das bereits seit 17 Jahren bestehende Großprojekt „Am Hochsträß“ mit vier Rotoranlagen auf der Schwäbischen Alb. Zum anderen ein ebenso umfangreiches Projekt, nämlich den geplanten Windpark im Schurwald, circa 30 Kilometer östlich des Kappelbergs gelegen. Trotz mancher Verzögerungen halten die Stadtwerke Fellbach mit ihrem umtriebigen Geschäftsführer Gerhard Ammon an der Spitze an dem umstrittenen Projekt fest. Rückenwind hierfür, um im Bild zu bleiben, gab’s kürzlich durch den Verband Region Stuttgart.

 

Vertreter der umliegenden Dörfer kritisieren Vorhaben

Dass der im Landschaftsschutzgebiet liegende Windpark Weinstraße auf den Markungen der Stadt Schorndorf (Ortsteil Oberberken) und der Gemeinde Wangen im Landkreis Göppingen für manche Kontroverse gut ist, durften die Verantwortlichen spätestens bei der öffentlichen Übergabe des sogenannten Gestattungsvertrags Mitte April 2014 erfahren. Lautstark verschafften sich gut 100 Vertreter aus den umliegenden Dörfern Luft – und nahmen etwa den Schorndorfer OB Matthias Klopfer (SPD) in die Zange. Auch Tübingens OB Boris Palmer befand sich mittendrin im lautstarken Spektakel – ebenso wie Vertreter der Stadtwerke Fellbach, die zahlreiche Beschuldigungen verkraften mussten.

Denn die Stadtwerke Fellbach gehören zu jener Bietergemeinschaft, die sich im Rennen um die Verpachtung des Staatswalds auf dem Gelände eines ehemaligen Bundeswehrdepots durchgesetzt hatte. Das Investitionsvolumen dort umfasst sechs Millionen Euro. Die Nabenhöhe der vier Anlagen beträgt jeweils knapp 150 Meter, mit Rotor werden rund 207 Meter erreicht. Beteiligt an jenem Quartett waren neben den Stadtwerken aus Fellbach und Schorndorf noch die Energieversorgung Filstal und die Stadtwerke Tübingen. Letztere allerdings haben sich mittlerweile aus dem Projekt verabschiedet.

Erörterungstermin wird kein Spaziergang

Das wiederum hält der Fellbacher Stadtwerke-Geschäftsführer Gerhard Ammon für kein großes Problem. „Tübingen ist bereits seit Ende 2015 nicht mehr dabei“, sagt er, „denen hat die Umsetzung zu lange gedauert. Was bedeutet, dass wir restlichen drei nun dieses Tübinger Viertel zu je einem Drittel übernommen haben.“

Ammon räumt allerdings ein: „Wir sind überhaupt nicht glücklich, dass sich die Genehmigung so hinzieht.“ Der eigentlich vorgesehene Erörterungstermin musste wegen der umfangreichen Einwände verschoben werden, „jeder dieser vielen Einwände muss einzeln abgearbeitet werden, jedes Argument muss beantwortet werden“, erläutert Ammon.

Immerhin deutet sich für die nähere Zukunft etwas mehr Luftbewegung auf den Schurwaldhöhen an. Der Erörterungstermin zur Abarbeitung aller strittigen Themen ist nun für zwei Tage Mitte März in der Schurwaldhalle in Schorndorf-Oberberken angesetzt. Ammon weiß bereits jetzt: „Das wird kein Spaziergang, die Gegner treten in der Regel sehr wortreich und massiv auf.“

Windpark soll Umfeld verschönern

Der Stadtwerke-Chef ist allerdings zuversichtlich, was die Umsetzung angeht. „Es handelt sich dort doch um ein ehemaliges Bundeswehrdepot, da sind alte Bunkeranlagen und befestigte Wege. Das ist kein wunderschöner, intakter Naturschutzwald, es wird nichts zerstört.“ Und er verspricht: „Das ganze Umfeld sieht nachher viel schöner aus.“

Mit diesem Projekt im Wald zwischen dem Nassachtal und dem Herrenbach-Stausee bei Adelberg hat sich vor wenigen Tagen auch der Planungsausschuss des Regionalparlaments befasst. Die Entscheidung, ob gebaut werden darf, treffen zwar das Stuttgarter Regierungspräsidium und der Rems-Murr-Kreis. Die Regionalverwaltung ist allerdings im Rahmen eines sogenannten Zielabweichungsverfahrens im Anhörungsverfahren dabei. Vor der Ausschusssitzung verwickelten Anwohner des Klosters Adelberg und der Herrenmühle den regionalen Planungschef Thomas Kiwitt in ein Zwiegespräch – und schimpften, Adelberg werde „von Windrädern umzingelt“. Zudem werde das vom Kloster Adelberg aus zu sehende Landschaftsbild stark beeinträchtigt. Kiwitt entgegnete prägnant: „Wenn es hier nicht geht, wo dann?“ Ähnlich sah das auch der regionale Planungsausschuss – die große Mehrheit hatte keine Einwände gegen den Standort.