Jürgen Menzel will nach vier Jahren als Energieberater der grünen Landtagsfraktion wieder konkrete Projekte begleiten und als Geschäftsführer der Energieagentur Rems-Murr lokale Akteure der Energiewende zusammenbringen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Vom doch eher theoretischen Allgemeinen wieder zurück in die Praxis – so beschreibt Jürgen Menzel seinen jüngsten Berufswechsel. In der vergangenen Legislaturperiode hatte der 52-jährige Ingenieur für Versorgungstechnik die grüne Landtagsfraktion in Energiefragen beraten. Im April hat Menzel seinen neuen Job als Geschäftsführer der Energieagentur Rems-Murr angetreten. Zuvor war er als kommunaler Energiemanager in Ebersbach an der Fils und in Tübingen tätig.

 

Der Rems-Murr-Kreis ist für den Mann, der in Esslingen lebt und dort auch ein Mandat im Stadtparlament hat, kein unbekanntes Gebiet, weder beruflich noch privat. Die Eltern zogen nach Backnang, als er 16 Jahre alt war. Dort absolvierte Menzel auch seine erste Ausbildung: als Gas-Wasser-Installateur. Später, nach dem Studium an der Fachhochschule in Esslingen, arbeitete er in Winnenden für ein Ingenieurbüro, das sich schon in den 90er Jahren auf den Bau von Niedrigenergiehäusern und den Einsatz von alternativen Heizsystemen konzentrierte.

Energiewende mit Leben füllen

Jetzt will Menzel, wie er sagt, die Energiewende im Rems-Murr-Kreis mit Leben füllen, die dazu nötigen verschiedenen Akteure zusammenbringen und aufzeigen, dass jeder auch einen Nutzen daraus ziehen kann. „Wer in Energiesparmaßnahmen investiert, muss das nicht nur fürs Klima machen“, sagt Menzel, „er kann auch den eigenen Geldbeutel entlasten.“ Im Blick hat er dabei vor allem die „größten Energieverbraucher“, die Privathaushalte, aber auch Unternehmen und Kommunen.

In Letzteren will die Energieagentur insbesondere mit Pilotprojekten Beispiele zum Nachahmen initiieren. So steht auf Menzels Agenda beispielsweise das Angebot, in jeder Kommune ein Klassenzimmer mit LED-Beleuchtung auszustatten, um dort die Kosten-Nutzen-Relation direkt über die Stromrechnung deutlich zu machen. Investitionen in Höhe von 1000 Euro stünden dabei nämlich Einsparungen von jährlich 400 bis 500 Euro gegenüber. „Schon nach zwei Jahren hat sich die Anschaffung rentiert“, sagt Menzel.

Ähnliches gelte für den Austausch von Heizungspumpen. Im Schnitt müssten für eine effizientere Heizwasserverteilung etwa 800 Euro ausgegeben werden, was jährliche Einsparungen von 200 bis 300 Euro ermögliche. Auch hier will die Energieagentur sogenannte Pilotheizkeller einrichten. Zudem soll das Angebot gemacht werden, ein kommunales Gebäude dahingehend zu durchleuchten, wie ganz ohne Investitionen Energie und damit Geld eingespart werden kann, etwa durch eine Optimierung der Heizungsregelung.

Auch für die Privathaushalte will Menzel eine spezielle Tauschaktion für Heizungspumpen initiieren. Dazu habe er allerdings erst noch Details eines vom Bund angekündigten Förderprogrammes abwarten wollen. Entsprechende Gespräche mit der Handwerkerschaft und den Innungen seien jedoch schon geführt. Darüber hinaus sollen die bereits etablierten Beratungsangebote für Mieter, private Haus- oder Wohnungseigentümer zu Energiesparfragen, bezüglich Gebäudezustand, Heizungsanlage, Solarwärme oder spezifischen Energieproblemen auch unter der Regie des neuen Geschäftsführers fortgesetzt werden. Zudem seien mehrere „Checks“ für Unternehmen in Vorbereitung

Wichtig ist Menzel, dass bei allen Möglichkeiten beim Energiesparinvest die individuellen Gegebenheiten und Lebenssituationen berücksichtigt werden. So seien Investitionen meist dann sinnvoll, wenn ohnehin andere Maßnahmen anstehen – ein Dämmprogramm etwa dann, wenn man beabsichtige, die Fassade streichen zu lassen, Solarzellen auf dem Carport, wenn man ein Elektromobil anschaffe.

Nicht immer ist eine Investition sinnvoll

Er selbst habe sich vor Jahren beispielsweise aus Nachhaltigkeitsgründen dagegen entschieden, in dem Drei-Familien-Haus, in dem er lebt, eine gut funktionierende Heizölheizung auszutauschen, obwohl diese längst nicht mehr auf dem Stand der aktuellen Technik war. Mit anderen Maßnahmen indes habe er es geschafft, deren Verbrauch von 3500 Litern pro Jahr auf 700 bis 1000 Liter zu senken.

Grundsätzlich würde er aus Effizienzgründen nun am liebsten auf ein Blockheizkraftwerk oder eine Holzhackschnitzelanlage umsteigen. Beides aber wäre wegen des niedrigen Verbrauchs der aktuellen Heizung eine Investition an der falschen Stelle. „Das wäre, als wenn ich mir einen teuren Mercedes in die Garage stellen würde und damit nur zweimal im Jahr fahre“, sagt Jürgen Menzel.

Derlei Überlegungen müsste nach seiner Auffassung jeder anstellen können. Die Energieagentur soll bei der Entscheidungsfindung ein Lotse sein.

Anlaufstelle für Energiesparwillige

Träger
Die Energieagentur Rems-Murr ist 2009 als Anlaufstelle für Fragen zu den Themen Energieeinsparung und erneuerbare Energien gegründet worden. Auch Städte und Gemeinden können sie in Anspruch nehmen. Gesellschafter sind der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Waiblingen, Mitglieder zwölf Kommunen sowie die Heizungsinnung, die Kreisbaugesellschaft, die Kreissparkasse und die Arbeitsgruppe der Gebäudeenergieberater, Ingenieure und Handwerker im Landkreis. Der Geschäftsführer ist seit April Jürgen Menzel. Sein Vorgänger Uwe Schelling, der die Geschäfte seit der Gründung geführt hatte, hat die Agentur auf eigenen Wunsch verlassen.

Kontakt
Die Energieagentur hat ihre Räumlichkeiten in dem Waiblinger Gewerbegebiet Eisental in der Gewerbestraße 11. Termine können telefonisch unter der Nummer 0 71 51 / 9 75 17 30 oder per E-Mail info@ea-rm.de vereinbart werden.