Seit dem Jahr 1998 spart die Stadt Herrenberg offiziell Energie. Die aktuelle Bilanz belegt die Erfolge wie die Misserfolge.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Herrenberg - Allein die Zahl der bedruckten Seiten belegt, wie ernst die Stadt Herrenberg es mit der Absicht meint, Energie zu sparen, damit der Umwelt Gutes zu tun und nicht ganz nebenbei die Stadtkasse zu schonen. 70 Seiten umfasst der Energiebericht für das abgelaufene Jahr, den das städtische Gebäudemanagement mit Hilfe des im Saarland ansässigen Instituts für Sozial- und Umweltforschung verfasst hat. Damit ist das aktuelle Papier schon vergleichsweise schlank. Vor zwei Jahren lag auf den Tischen der die Stadträte noch eine 450 Seiten dicke Energiebilanz.

 

Wer sich in den Bericht vertieft, kann aber noch immer herauslesen, dass im Jahr 2015 das Rathaus 46 526 Kilowattstunden Strom verbraucht hat, während der Kindergarten Mirabellenweg sich mit vergleichsweise bescheidenen 3032 Kilowattstunden begnügte. Andere Tabellen verbildlichen den Bedarf an Heizenergie und Wasser. 77 städtische Liegenschaften sind auf diese Art erfasst.

Die erste Bilanz stammt aus dem Jahr 1998

Bereits zwei Jahre, bevor die damals rot-grüne Bundesregierung unter ihrem Kanzler Gerhard Schröder die erste Fassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Kraft setzte, ließ der Herrenberger Gemeinderat sich erstmals die Zahlen zum städtischen Energieverbrauch vortragen. Das war 1998. Seither wiederholt sich das Prozedere im Zwei-Jahres-Rhythmus, künftig jährlich.

Die Erfolge der Bemühungen sind beim Blick auf allerlei Balken- und Kuchengrafiken ersichtlich – wie auch die Misserfolge. Gemessen am Basisjahr 1998 ist der städtische Stromverbrauch sogar gestiegen, von rund 19 auf 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Erfreulicher präsentiert sich der Vergleich mit dem Jahr 2010, der im aktuellen Bericht erstmals gezogen wird. Auf dieser Basis ist der Stromverbrauch um mehr als zehn Prozent gesunken.

Hingegen brachte das Bemühen um Ersparnis von Heizenergie in der jüngeren Vergangenheit kaum mehr messbare Erfolge. Von 2014 auf 2015 stieg der Bedarf sogar wieder. Bezogen wiederum auf das Basisjahr 1998 dokumentieren die Energie-Chronisten hingegen ein Minus von rund einem Drittel. Mit dem aktuellen Preis gerechnet, entspricht dies einer Ersparnis von rund 530 000 Euro.

Knapp 1,5 Millionen Euro für Strom

Insgesamt hat die Stadt im vergangenen Jahr knapp 1,5 Millionen Euro für Strom, Wärme und Wasser ausgegeben, was im Vergleich zum Jahr 2010 immerhin einem Rückgang von 210 000 Euro entspricht. Allerdings sind derlei Rechnungen wegen der schwankenden Energiepreise nicht sonderlich aussagekräftig.

Ungeachtet dessen erleichtern sie den Sparkommissaren im Gemeinderat die Zustimmung zu weiteren Investitionen. Die sind erheblich. Auf lange Frist gerechnet, hat die Stadt sich das Energiesparen gut eine halbe Million Euro jährlich kosten lassen. Allein 2014 und 2015 waren es zusammengerechnet mehr als anderthalb Millionen. Größter Posten war die energetische Sanierung zweier Schulen, die mit jeweils 650 000 Euro die Stadtkasse belastete. Weitere Schulen stehen auf der Vormerkliste für die nahe Zukunft. Hinzu kommen zuvorderst die städtischen Hallen.

Eben wegen der hohen Kosten für die Ertüchtigung von Bauten, so ist es ebenfalls im Bericht vermerkt, soll verstärkt das billigste Instrument zur Ersparnis genutzt werden: Im Bewusstsein der Gebäudenutzer soll verankert werden, dass Energie ein kostbares Gut ist.