Torsten Briegel tritt die Nachfolge von Gabriele Laxander an. Der 45-Jährige soll auf Bewährtem aufbauen und den interkommunalen Energieversorger fit für die Bemühungen um Klimaneutralität machen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Nach zehn Jahren intensiven Engagements im Remstal kehrt Gabriele Laxander in die Heimat Waldkirch zurück. Die 64-Jährige hat das von vier Kommunen getragene Unternehmen mit aus der Taufe gehoben und aufgebaut. Nun geht sie, wie ihr Aufsichtsratsvorsitzender, der Remshaldener Bürgermeister Reinhardt Molt, ausdrücklich betont, in den „wohlverdienten“ Ruhestand. Der Energieversorger befinde sich dank umsichtiger Geschäftsführung trotz aktuell stürmischer Zeiten in ruhigem Fahrwasser. Gleichwohl gelte es nun, sich auf künftige Anforderungen vorzubereiten.

 

Ein erfahrener Nachfolger für Gabriele Laxander

Das soll Torsten Briegel übernehmen. Der promovierte Diplom-Kaufmann, der in Sulz am Neckar aufgewachsen ist, hat zuletzt das kommunale Versorgungsunternehmen in Regensburg geleitet, davor war er kaufmännischer Geschäftsführer bei den Stadtwerken Heilbronn gewesen. Man sei sehr froh, einen erfahrenen, aus der Region stammenden Nachfolger für Gabriele Laxander gefunden zu haben, sagt Reinhardt Molt: „Herr Dr. Briegel wird das Remstalwerk in das nächste Jahrzehnt führen und fit machen für die Aufgaben im Sinne der Klimaneutralität.“ Dabei geht es neben Stabilisierung und Wachstum in den bestehenden Bereichen auch um die Erschließung neuer Geschäftsfelder. So soll das Remstalwerk künftig den Ausbau der Photovoltaik in Kernen, Remshalden, Urbach und Winterbach vorantreiben.

Im Fokus stünden in einem ersten Schritt zunächst kommunale Projekte, sagt Reinhardt Molt, und nennt das eigene Rathaus als Beispiel. Doch man könne sich durchaus auch vorstellen, als Dienstleister Modelle für den industriellen Bereich zu entwickeln. Auch in Sachen E-Mobilität will man aktiv werden. Erste Pläne für einen Ausbau der Ladestruktur lägen bereits in der Schublade, erklärt Reinhardt Molt.

8000 Privathaushalte werden mit Strom beliefert

Zudem will man als Energielieferant wieder auf Wachstumskurs gehen. Nachdem das Remstalwerk wegen der zuletzt explodierenden Preise und zahlreicher reumütig in die Grundversorgung zurückgekehrter Kunden beim Strom einen Aufnahmestopp verhängen musste, sollen die Vertriebsbemühungen jetzt wieder forciert werden. Rund 8000 Privathaushalte werden vom Remstalwerk zurzeit mit Strom beliefert, vor zehn Jahren hatte man bei null begonnen.

Ebenfalls Wachstumspotenzial sieht man bei der Wärmeversorgung. 1600 Kunden beziehen über das Remstalwerk Gas. Doch der neue Geschäftsführer sieht aus bekannten Gründen neben Großwärmepumpen eher Biomasse, Pellets, Hackschnitzel oder Solarthermie als zukunftsträchtige Betätigungsfelder an. „Wir streben ein möglichst CO2-neutrales Versorgungskonzept an, das sich kostengünstig umsetzen lässt“, sagt Briegel.

Energiebranche zurzeit „spannend wie ein Krimi“

Und natürlich sei man angesichts des Umbaus der Energiewirtschaft auch in der seitherigen Hauptaufgabe als Netzbetreiber besonders gefragt. Nach nicht unerheblichen Anfangsschwierigkeiten mit diversen Stromausfällen insbesondere im Bereich von Kernen sehen Gabriele Laxander und Reinhardt Molt die Leitungsinfrastruktur dank Investitionen von fast 20 Millionen Euro zwar mittlerweile gut aufgestellt, aber neue Anforderungen erforderten auch immer wieder angepasste Lösungen.

Langweilig wird dem neuen Geschäftsführer angesichts der aktuellen Umwälzungen in der Energiebranche jedenfalls nicht werden. „Das Ganze ist im Moment spannend wie ein Krimi“, sagt er selbst.

Das Remstalwerk

Zusammenschluss
Das Remstalwerk ist im Dezember 2012 von den Gemeinden Kernen, Remshalden, Winterbach und Urbach gegründet worden. Die Kommunen halten 51 Prozent der Anteile. Mitgesellschafter sind die Stadtwerke Fellbach und Schorndorf sowie das Alb-Elektrizitätswerk Geislingen an der Steige.

Aufgaben
Das Straßenbeleuchtungsnetz der Kommunen war 2014 die erste konkrete Aufgabe, die das Unternehmen übernommen hatte. 2016 folgte die technische Betriebsführung der Trinkwasserversorgung. Ein Jahr später übernahm man die öffentlichen Stromnetze von der Netze BW, insgesamt rund 480 Kilometer Erd- und 75 Kilometer Freileitungen. Außerdem werden rund 8000 Kunden vom Remstalwerk mit Strom und 1600 mit Gas versorgt.