Auf dem Schulhof der Engelbergschule in Weilimdorf musste ein Baum umgesägt werden. Statt den Stamm abtransportieren zu lassen, entstand daraus ein Kunstprojekt.

Weilimdorf - Ein Sturm hatte im Frühjahr eine prächtige Birke auf dem hinteren Grüngelände der Engelbergschule schwer geneigt. Das Gartenbauamt rückte an und legte den Laubbaum vollends nieder. Außer ein bisschen aufräumen durften die Männer aber nichts tun, denn das Material kam der Schulleiterin Ulrike Rampmaier-Auer gerade recht: für ein Kunstprojekt, das gegen Ende des Schuljahres geplant war, unter Federführung des Künstlers Thomas Putze. Der Bildhauer hat den Stamm dann in verschieden große Stücke portioniert und ein dickes Bündel an Stöcken mitgebracht. Und ausschließlich aus diesem Material durften die 110 Kinder der Schule jetzt skulpturale Objekte gestalten.

 

Seit zwei Tagen sind sie nun am Werkeln – und es geht offensichtlich ziemlich tierisch zu bei diesem vom Förderverein der Schule und von der Vector-Stiftung finanzierten Projekt! Die dickeren und längeren Teile könnten Tierkörper abgeben, die schmächtigeren Klötze Köpfe, die Stöcke dann Beine, Hälse und manches mehr. Könnte das vielleicht ein Pferdchen werden? Was aber macht dann das fast senkrecht herausragende Stöckchen? Alina und Monika nehmen eine Gartenschere und sind schnell zurück: mit zwei frischen Zweigen von einem Haselstrauch, die sie vorne seitlich in die schon gebohrten Löcher stecken. „Das wird ein Pega-Einhorn, eine Mischung aus Pegasus und Einhorn“, erklärt Alina, die vor Freude ob der Idee selbst ein bisschen zu schweben scheint. Carla aber perforiert unermüdlich den Kopf eines Vierbeiners, aus dem schon viele Ruten aufragen: „Das wird die Mähne für unseren Löwen“, erklärt Ronja. Mit Hingabe hämmern Max und Nico auf ihre Stechbeitel, sodass die Vertiefung im Holzklotz immer größer wird: „Das wird eine Höhle für Tiere, ein Igel muss mindestens reinpassen“, und wenn die Höhle fertig ist, wollen sie sie „in den Wald bringen“. Ihren Dackel mit dem zur Seite geneigten Kopf haben Devran und Ziaullah fast schon fertig. Weil das krumme rechte Hinterbein schief herausragt, ist das jetzt „ein breakdancender Dackel“. Unebenheiten feilen sie weg, als wollten sie ihrem Bello das Fell glattbürsten!

Kinder haben vielfältige Ideen

Bei Ama aber steckt mal wieder der Bohrer in dem dicken Ast, der ein Bienenhotel werden soll. Jetzt quält sie sich mit Bohrer und Zangen gleichermaßen herum. Aber auch das ist ja eine Erfahrung! Schlau umgangen hat ein Mädchen-Quartett bei seinem Maikäfer das Farbe-Verbot: mit Sauerkirschen! „Kann sein, dass ich den in den Baum dort setze“, sagt Jana so schelmisch-froh, dass man an dem Vorhaben nicht zweifeln muss. Und hoch hinaus wollten auch Adar, Fynn und Patrice. Eine Hütte wollten sie bauen! Ging leider nicht mit dem vorhandenen Material, also haben sie eine wuchtige Bank gebaut. Die war zunächst umgekippt: „Die Anderen haben uns ausgelacht und bezweifelt, dass wir das schaffen“, erklärt Fynn, „wir haben aber nicht aufgegeben!“ Und jetzt müssen sie nur noch die Baumscheiben als Rückenlehnen fixieren.

„Total spannend, wie unterschiedlich die Kinder an die Sache rangehen und welche Ideen sie haben!“, findet Katharina Schaaf, die bei Thomas Putze an der Kunstakademie Nürtingen studiert und hier ebenso mithilft wie ihr Kommilitone Franzisko, der ebenfalls begeistert ist von dem, was hier entsteht: „Die Kinder sind ganz locker und frei. Die Vorstellungen sind noch nicht fix, da ist Fantasie und Kreativität im Spiel. Ich finde es klasse.“ Das ist Musik in den Ohren von Putze: „So hatte ich das erhofft. Die Kinder verwenden das Material ganz verschieden. Es sind freie Arbeiten. Und die Kinder haben wirklich Spaß an der Sache! Ich finde, der Erfolg dieser Kunstaktion ist schon jetzt sichtbar.“ So sieht das auch die Lehrerin Sabrina Lindenmaier: „Das ist ein tolles Bild hier! Die Kinder gehen ganz unerschrocken ran, alle sind total beschäftigt und es gibt überhaupt keinen Streit!“ Was die Schulleiterin so resümiert: „Es ist großartig, was unsere Schüler in der kurzen Zeit geschaffen haben!“ Offen sei aber noch, ob daraus der angedachte „Sinnes- und Skulpturenpark“ werden kann. Zunächst werden die Objekte am 22. Juni beim Schulfest den Eltern präsentiert. Damit die tierische Schar dann auch komplett ist, müsste der Maikäfer noch mal kurz heransegeln aus seinem Baumversteck. Macht er bestimmt gerne. Auch als Farbtupfer in der Schau.