Taghell ist es in Avebury. Touristen und Schafe umwandern meterhohe und tonnenschwere Steinkolosse, die hier vor gut 5000 Jahren unter größten Mühen kreisförmig in den Boden gepflanzt wurden. Viele kennen Stonehenge, das nur eine halbe Autostunde entfernt ist. Avebury gilt allerdings als der weltweit größte Steinkreis. Von einst 600 Steinen sind immerhin noch 36 Megalithen erhalten. Geblieben ist über die Jahrhunderte auch die ungeklärte Frage nach dem Sinn dieses neolithischen Bauwerks.

 

Eine Kultstätte? Ein Observatorium? Ein Riesenkalender? "Vieles ist denkbar", sagt die Archäologin Elisabeth Keating. Kein Zaun trennt uns von diesen Kolossen, die der Orangenmarmelade-Fabrikant Alexander Keiller zu Beginn des 19. Jahrhunderts sorgsam wieder aufgestellt hat. Ein junges deutsches Pärchen, das einen der Steine mit langen Armen umarmt, hat an diesem Tag eine sehr eigene Theorie. "Das sind heilende Energiesteine, Geschenke von Außerirdischen." Archäologin Keating, die ihr kleines Büro neben dem Souvenirshop im Dorfmuseum hat, lächelt gnädig: "Derzeit glauben wir tatsächlich, dass diese Steinzirkel einst als Heilstätte dienten."