Bessere Bedingungen sollen mehr Fachpersonal anlocken – sonst droht sogar die Schließung von Gruppen.

Renningen - Bei der Kinderbetreuung ist in Renningen jetzt höchste Eisenbahn: „Wir haben zahlreiche Ausfälle und nicht besetzte Stellen, deshalb können wir schon jetzt nicht alle unsere Angebote aufrecht erhalten“, erklärte der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) im Renninger Gemeinderat. Sollte sich an der Lage nichts ändern, müssten Eltern mit noch mehr Einschränkungen rechnen. Um einen größeren Anreiz für pädagogische Fachkräfte zu bieten, geht die Stadt nun ungewöhnliche Wege: Betreuer sollen zukünftig bevorzugt werden, wenn es um die Vergabe von Kita-Plätzen geht.

 

Dabei ist Renningen, was neue Kindergärten angeht, gerade gut mit dabei. Der Übergangskindergarten in der Jahnstraße hat längst den Betrieb aufgenommen, auch die Arbeiten für den großen Neubau an der Rankbachstraße haben begonnen. Jedoch: ohne Erzieher ist auch das schönste Gebäude nicht viel wert. Das zeigt sich im Alltag der Kindertagesstätten gerade mehr als deutlich. „Die Personalsituation in den Renninger Kindergärten war in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren zu keiner Zeit schwieriger als gegenwärtig“, berichtet Daniel Dreßen, im Rathaus zuständig für die Abteilung Bildung, Familie und Soziales. In der Einrichtung Hummelbaum A mussten die Betreuungszeiten vor einiger Zeit schon eingeschränkt werden. Und selbst in der jetzigen Form sei der Betrieb nur deshalb aufrechtzuerhalten, weil Dreßen selbst jeden Morgen vor der Arbeit im Kindergarten vorbeifahre, um die Dienstpläne hin- und herzuschieben, berichtet Wolfgang Faißt.

Betreuung ist über den Sommer hinaus nicht gesichert

Doch das Problem ist nicht nur auf den Hummelbaum beschränkt. „In mehreren Einrichtungen ist die Betreuung aufgrund fehlenden Personals nicht über den Sommer hinaus gesichert“, warnt Dreßen. Falls sich an der Situation nichts ändert oder sie sich sogar noch weiter verschärft, könnte es sogar zur Schließung einzelner Gruppen kommen. Im Fokus stehen dabei die Kita Voräckerstraße, der Kiga Geranienweg und die Krippe Schnallenäcker. Der Personalengpass zeigt sich aber auch bei den Kinderfreunden Renningen. Der Verein kümmert sich um die Nachmittagsbetreuung von Schülern.

Klar, dass die Stadt nun bemüht ist, „die Rahmenbedingungen für pädagogische Fachkräfte attraktiv zu gestalten“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Der Vorschlag der Verwaltung lautet: Wenn es um Kita-Plätze geht, sollen die Mitarbeiter der Einrichtungen bei der Vergabe bevorzugt werden – selbst, wenn sie nicht in Renningen wohnen. Rechtlich sei das unproblematisch, wie Faißt auf Nachfrage im Rat betont. „Andere Städte machen das inzwischen auch so, wenn auch nicht viele.“

Zum Hintergrund: Jeder Erzieher, der bei der Stadt angestellt ist, kann zwischen drei (bei Unter-Drei-Jährigen) und zwölf (bei Über-Drei-Jährigen) Kinder betreuen. „Mit jeder pädagogischen Fachkraft kann die Schließung von Gruppen abgewendet werden“, erklärt Dreßen. Bei der Schülerbetreuung durch die Kinderfreunde sei es ähnlich. „Das Thema ist schwer, und es wird schwer bleiben“, betont der Bürgermeister. Den Vorschlag der Verwaltung nahm der Gemeinderat einstimmig an.