Am Bahnhof vorbei mit Schwerlastverkehr oder auf teureren Wegen entlang der Bundesstraße: So lauten die beiden Alternativen, zwischen denen sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag entscheiden will.

Kernen - Über weite Strecken ist die Trasse des geplanten Radschnellwegs zwischen Schorndorf und Fellbach (RS 05) bereits klar. Der Streckenverlauf zwischen Schorndorf und Weinstadt steht fast komplett fest und ist auch kommunal abgesegnet. Andernorts – etwa in Fellbach und Kernen – wird noch über die optimale Lösung für die Expresspiste für Radfahrer debattiert; teils regen sich Proteste.

 

Zwei Trassen mit Vor- und Nachteilen

In Kernen hat es bereits Mitte Mai einen digitalen Bürgerdialog zur Trassenführung gegeben, bei dem Gemeinde, Landratsamt und Vertreter des Fahrradclubs ADFC mit Anwohnern und Gewerbetreibenden über die beiden Optionen diskutiert haben. Mit dem Ergebnis, dass beide Trassen gewisse Vor- und Nachteile haben. Am Donnerstag will der Gemeinderat nun entscheiden, welcher Radweg gebaut werden soll: die zentraler gelegene Verbindung, auf der allerdings auch Lastwagen unterwegs sind, oder jene weiter nördlich, die freie Fahrt verheißt, aber teurer ist. Die öffentliche Gemeinderatssitzung beginnt um 19 Uhr im Bürgerhaus in Rommelshausen.

Die Trassenvariante Süd – das ist die zentralere – würde durch den Rommelshausener Norden verlaufen. Südlich der Bahn aus Weinstadt ankommend, verliefe der RS 05 über die Max-Eyth-Straße, direkt vorbei an der S-Bahn-Haltestelle, durch die Willy-Rüsch-Straße zum Schüttelgraben und dann gen Fellbach. Die Strecke führt durch ein Gewerbegebiet, weshalb dort unter anderem auch Schwerlastverkehr unterwegs ist. Sie würde aber als Fahrradstraße ausgewiesen. Auf der Straße wären dann die Radfahrer gegenüber allen anderen Verkehrsteilnehmern bevorrechtigt. Ein Problem stellt hier allerdings auch die Querung der viel befahrenen Waiblinger Straße dar, an der eine Ampelregelung wohl unumgänglich wäre. Ein Vorteil aus Sicht der Gemeindeverwaltung: geringere Kosten und die Chance einer direkteren Anbindung des neuen Quartiers Hangweide an die Radverbindung.

Brücke und Unterführung

Die Alternativtrasse würde weiter nördlich zunächst jenseits der Bahnlinie an der Bundesstraße entlang auf einer neu in der notwendigen Breite von fünf Metern zu bauenden reinen Fahrradstraße verlaufen. Dafür müssten aber eine Radbrücke über den Krättenbach und eine Unterführung unter der Bahnlinie und der Neuen Rommelshausener Straße hindurch gebaut werden, um in Richtung Willy-Rüsch-Straße zu gelangen. Der Vorteil: Ein kreuzungsfreier Verlauf und kein Mischverkehr auf diesem Part des Radschnellwegs.

Für die zentrale Trasse über die Max-Eyth-Straße hat sich unter anderem die Initiative Pro Rad ausgesprochen. Diese Variante biete die meisten Vorteile für Kernen und verbessere die kommunale Fahrradinfrastruktur durch eine engere Anbindung an Gewerbegebiete und an die künftige Hangweide. Sie verspreche eine einfachere und schnellere Umsetzung und biete zudem für die Expressradler ganz klar „die deutlich schönere Streckenführung“.

Einige Anwohner und eine ganze Reihe von Gewerbebetreibende lehnen die Trasse über Willy-Rüsch- und Max-Eyth-Straße allerdings vehement ab. Sie haben gegen diese Variante in einem Schreiben an die Gemeinde Widerspruch erhoben und eine entsprechende Unterschriftenliste vorgelegt. Ein Radschnellweg solle nicht durch ein Gewerbegebiet verlaufen, so argumentieren sie.

Angesichts des Schwerlastverkehrs und der täglich den Bahnhof anfahrenden Linienbusse sei – ganz abgesehen von dem Autoverkehr, den Beschäftigte und Kundschaft in dem Gewerbegebiet verursachten – die Verkehrssituation schlicht zu gefährlich. „Aus unserer Sicht stellt sich die mögliche Trassenführung über die Willy-Rüsch- und Max-Eyth-Straße, insbesondere für die Qualität und Sicherheit der geplanten Radschnellstraße, als undurchführbar dar“, heißt es in dem Schreiben. Anwohner und Gewerbetreibende im Rommelshausener Norden favorisieren deshalb die nördlichere Variante, die außerhalb der Ortschaft entlang der Bundesstraße verläuft.

Was die Bedenken in Sachen Schwerlastverkehr angeht, hat das Landratsamt vor einigen Wochen eine Verkehrszählung gemacht. Demnach wurden in der Max-Eyth-Straße 120 Schwerverkehrsfahrzeuge binnen 24 Stunden gezählt, in der Willy-Rüsch-Straße waren es 60. In Hauptverkehrszeiten könnten den zugehörigen Berechnungen zufolge bis zu zehn größere Lastwagen auf 100 Radfahrer kommen. Angenommen wird, dass auf diesem Abschnitt des künftigen Radschnellwegs Schorndorf-Fellbach jeden Tag bis zu 2500 Fahrradfahrer unterwegs sein könnten.