Erst gab es eine hitzige Debatte, dann einen einstimmigen Beschluss: Hunde in Waiblingen müssen im Außenbereich auch künftig nicht ständig angeleint bleiben – das wäre rechtlich gar nicht zulässig. Aber es gibt einen alternativen Vorschlag.

Waiblingen - Ein „hochemotionales Thema“, so hat die Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr einen Vorstoß der Fraktion Demokratische Freie Bürger/Freie Wähler (DFB/FW) bezeichnet, der auf eine Leinenpflicht im gesamten Außenbereich der Gemarkung Waiblingen während sechs Monaten eines Jahres pochte. Tatsächlich hatte der Antrag für Wirbel gesorgt: Innerhalb einer knappen Woche kamen fast 1100 Unterschriften von Gegnern zusammen.

 

1100 Überschriften gegen Leinenzwang

Diese stammten überwiegend, aber nicht ausschließlich von Hundebesitzern, betonte Gabriele Pfander, die die Liste übergab und unter anderem die Frage nach einer artgerechten Haltung und der Ausweisung von Freilaufflächen im Falle einer Leinenpflicht aufwarf. Der Jagdpächter Heiner Neller regte verstärkte Kontrollen der Betretungsverbote von landwirtschaftlichen Flächen an und wollte wissen, ob die Räte sich „eine Lenkung der Spaziergänger“ vorstellen könnten. Er favorisierte eine „Hundespielwiese“, wie sie die Alternative Liste (Ali) angeregt hatte.

Die Idee, am Rande des Gewerbegebiets Eisental eine „offene Hundewiese“ einzurichten, fand aber wenig Anklang. Solch eine Wiese müsste eingezäunt und gepflegt werden, auch sei eine Fläche für die gesamte Markung nicht ausreichend, sagte Christiane Dürr. Obendrein handle es sich bei der vorgeschlagenen Wiese um eine artenreiche Magerwiese: „Eine Nutzung als Hundewiese geht an dieser Stelle nicht und an vielen anderen auch nicht.“ Die Idee der Hundewiese halte seine CDU-Fraktion nicht für sinnvoll, sagte Hermann Schöllkopf, Marc Maier befand: „Gut gemeint und schlecht gemacht.“ Er regte an, mit einem Teil der Einnahmen aus der Hundesteuer, in diesem Jahr rund 247 000 Euro, beispielsweise mehr Abfallbehälter am Wegesrand zu installieren.

Hundebesitzer als Sündenböcke?

Grund für den Antrag auf Leinenpflicht sei, dass es „von Landwirten, Jagdpächtern und Stücklesbesitzern Klagen zuhauf“ gebe, sagte Siegfried Bubeck. Seine Fraktion hatte neben dem Schutz landwirtschaftlicher Flächen auch den des Rebhuhns als Grund für eine Leinenpflicht ins Spiel gebracht. Der Rebhuhnschutz sei eine berechtigte Idee, sagte Peter Beck (SPD), es ärgere ihn aber, „dass so getan wird, als seien die Hundebesitzer Schuld am Rückgang der Rebhühner“. Tatsächliche Ursache seien Rodungen und Monokulturen: „Hier wird versucht, Hundebesitzer zu Sündenböcken zu machen.“

Die Stadt will ermahnen und sanktionieren

„Der Schutz aller Tiere ist uns wichtig, deshalb können wir einem Leinenzwang nicht zustimmen“, sagte Daniel Bok von der Fraktion Grüne, Natur und Tierfreunde (Grünt), mehr Kontrollen begrüße man aber. „Wir werden ermahnen und sanktionieren“, versprach die Erste Bürgermeisterin. Auch die Idee eines Gesprächskreises mit allen Konfliktparteien, wie sie die Unterzeichner der Liste angeregt hatten, werde man überdenken. Fakt sei aber ohnehin, dass eine generelle Leinenpflicht im gesamten Außenbereich unverhältnismäßig und rechtlich nicht möglich sei: „Die Stadt darf das nicht anordnen und wird es auch nicht tun.“

Nach der hitzigen Debatte sprach sich das Gremium einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung aus: keine generelle Leinenpflicht, es soll aber mit der Naturschutzbehörde geprüft werden, ob und in welchen Bereichen eine Ausweitung der Leinenpflicht sinnvoll wäre. Zudem soll es ein Rebhuhn-Monitoring und Schutzmaßnahmen für die Vögel geben. Geprüft wird dann auch ein Beitritt zum Lenkungskreis, der im Schmidener Feld Maßnahmen umsetzt, die den dortigen Bestand des Rebhuhns stabilisieren und die Population vergrößern sollen.