Die deutschen Skirennläufer verlieren bei der WM in Are den spannenden Kampf um Bronze gegen Italien im Mannschaftswettbewerb. Gold gewinnt Olympiasieger Schweiz gegen Österreich.

Are - Der emotionale Absturz vom Jubel über Bronze bis zum Entsetzen über „Blech“ dauerte nur wenige Sekunden: Linus Straßer hatte beim Kampf der deutschen Skirennläufer um die erste Medaille bei der WM in Are/Schweden im letzten der vier Duelle gegen Italien gerade mit großem Vorsprung die Ziellinie überquert, auf der Videowand stand „GER Bronze Medal“, Straßers Teamkollegen Christina Geiger, Lena Dürr und Anton Tremmel lagen sich bereits in den Armen - dann aber erstarrten sie alle miteinander. Kaum waren die deutsche Fahne und „GER Bronze Medal“ von der großen Videowand verschwunden, wurde plötzlich die Wiederholung des Laufs von Straßer eingeblendet: Der starke Münchner hatte eindeutig an einer Torstange eingefädelt - Disqualifikation, 1:3 statt 2:2 und Sieg dank besserer Laufzeiten.

 

Große Enttäuschung

Straßer ließ umgehend und fassungslos den Kopf sinken, WM-Novize Tremmel musste trösten. Italien jubelte über Bronze im Mannschaftswettbewerb. Olympiasieger Schweiz, im Halbfinale gegen Deutschland nur hauchdünner Sieger, setzte sich im Finale um Gold gegen Österreich durch. Pechvogel Straßer wusste erst gar nicht, wie er seine Gefühle sortieren sollte. „Ich war mir im ersten Moment nicht ganz sicher. Dann bin ich unten gewesen, war disqalifiziert und dachte, ich muss eingefädelt haben. Bei uns stand aber trotzdem Bronze da und dann ... keine Ahnung, jetzt weiß ich nicht. Vierter. Scheiße“, sagte der bis dahin hervorragende Münchner.

„Das ist einfach der beschissenste Platz“, sagte Geiger traurig. Zum WM-Auftakt hatte bereits Viktoria Rebensburg im Super-G als Vierte nur um 0,02 Sekunden Bronze verpasst. Für die Deutschen war es das brutale Ende eines im Grunde genommen zu kühnen Medaillen-Traums, den sie bis zur letzten Fahrt von Straßer mit imposanten Leistungen gelebt hatten. Ein 3:1 in der ersten Runde gegen Großbritannien - das war eine Pflichtübung. Dann aber folgte im Viertelfinale ein eindrucksvolles 3:1 gegen Titelverteidiger Frankreich, dabei gewann Geiger gegen Riesenslalom-Weltmeisterin Tessa Worley und Straßer gegen Slalom-Senkrechtstarter Clement Noel.

Das Pech der Deutschen

Schon im Halbfinale gegen die Schweiz hatten die vier Deutschen dann Pech - und schon da war Straßer der Unglücksrabe: Nach den vier Duellen hatte es 2:2 gestanden, in der Addition der jeweils besten Laufzeiten bei Frauen und Männern aber war der deutsche Schlussläufer um 0,20 Sekunden gegen Ramon Zenhäusern zu langsam gewesen - unter anderem, weil er im gewonnenen Duell auf Biegen und Brechen gegen den langen Schweizer beinahe aus dem Kurs geflogen wäre. „Da musste ich mein letztes Hemd riskieren“, erläuterte Straßer. Die deutsche Mannschaft verkaufte sich in Are allerdings teuer und wesentlich besser als bei den beiden vergangenen Weltmeisterschaften: In St. Moritz 2017 (gegen die Slowakei) und Beaver Creek 2015 (gegen Kanada) war jeweils schon in der ersten Runde Schuss gewesen.

Beim ersten WM-„Team Event“ 2005, damals noch in einem anderen Modus ausgetragen, hatte das Team des DSV Gold gewonnen, 2013 gab es nach dem neuen Modus Bronze. Beim Olympia-Debüt des Wettbewerbs 2018 in Pyeongchang hatte die deutsche Auswahl nach dem Scheitern im Viertelfinale gegen die Schweiz Rang fünf erreicht.