Der Mensch ist auf dem Weg zum Cyborg, und das ist kein Hirngespinst, meint Daniel Gräfe. Die ethische Diskussion hinkt der technischen Entwicklung hinterher.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

San Francisco - Cyborgs – so werden Mischwesen aus Mensch und Maschine genannt. Sie sind Klassiker des Science-Fiction-Genres. Real sind sie, definiert man den Begriff weit, bereits ein bisschen aus der Medizin erwachsen: Herzschrittmacher, Hör- und Netzhautimplantate gibt es bereits. Forscher arbeiten daran, Gehirn und Maschine zu vernetzen, um zum Beispiel via Prothesen steuern zu können. Mit Hilfe von im Gehirn implantierten Elektroden wurde die Gedankensteuerung bereits erfolgreich getestet.

 

Dass Forscher von Facebook – wie jetzt auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz bekannt gegeben – daran arbeiten, die Technologie an die Kopfoberfläche zu bringen und als Steuerung für die Textausgabe zu verwenden, überrascht deshalb nicht. Auch Elon Musk lässt seine Forscher an den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine arbeiten. Wenn Maschinen immer intelligenter würden, betont der Tesla-Gründer, müsste der Mensch auch seine Gehirnkapazitäten erweitern.

Die Cyborg-Fantasien sind keine Hirngespinste mehr

Egal, wie man dazu stehen mag: Diese technischen Entwicklungen sind keine Hirngespinste mehr. Deshalb sollte die Diskussion darüber, was von dem Machbaren auch sinnvoll ist, endlich breiter geführt werden. Was ist die Rolle des Menschen, wenn ihm Maschinen zumindest in Teilbereichen überlegen sind? Wer prüft die Algorithmen, die darüber entscheiden könnten, mit wem ein selbstfahrendes Auto im Katastrophenfall kollidiert und mit wem nicht? Wie weit darf sich ein Mensch technisch aufrüsten lassen?

Schon jetzt trägt der Mensch Computeruhren und Fitnesstracker direkt auf der Haut, beginnt sich Mini-Computer ins Ohr zu stöpseln, die seine vitalen Daten permanent messen und überwachen. Einige Technikfreaks implantieren dafür einfache Chips sogar bereits unter der Haut: Damit wollen sie sich zum Beispiel die Zeit sparen, die es braucht, für das Öffnen der Wohnungstür den Schlüssel aus der Hosentasche zu ziehen.

Höchste Zeit also, darüber zu reden, was von dem Machbaren auch wirklich sinnvoll ist.