Sabab Lou bildet demnächst junge Menschen in Gambia zu Gemüsebauern aus. Die Dorfbewohner sollen auch lernen, für den Kauf von landwirtschaftlichen Geräten zu sparen. Auch so mancher schwäbische Mittelständler sieht Chancen auf dem Kontinent.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Mein Traum ist es, ein erfolgreicher landwirtschaftlicher Unternehmer zu werden“. Buba Bah will später einmal sein Geld mit dem Anbau von Gemüse verdienen. So jedenfalls hat der junge Gambier der StuttgarterStiftung Sabab Louseine Hoffnungen geschildert. „Wir gehen dahin, wo die Armut am größten ist“, sagt Friedrich Keller-Bauer, der die Stiftung vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat – also etwa in die ländlichen Regionen von Gambia. Die Jugendarbeitslosigkeit dort liegt bei 40 Prozent. Sabab Lou bedeutet „Du kannst es, wenn Du willst“ – und genau dies wollen die Helfer auch Buba Bah klar machen. Noch im Februar startet die Stiftung ihr bisher größtes Projekt: Die Ausbildung von Jugendlichen zu Landwirten. Eine Bewässerungsanlage muss gebaut werden, ein Solarfeld soll Energie liefern, Land muss gerodet und ein Gebäude darauf erstellt werden. Kostenpunkt alles in allem etwa 330 000 Euro. „Wir müssen dafür sorgen, dass die jungen Leute nach der Ausbildung auch eine Arbeit haben“, sagt Keller-Bauer – etwa im Gemüseanbau.

 

Die Dorfbewohner sollen auch sparen

Für das Jugendprojekt hat Keller-Bauer auch einen eisernen Grundsatz über Bord geworfen. „Wir haben bisher nur mit Frauen zusammengearbeitet, diese sind verlässlichere Partner als die Männer“, so seine Erfahrung. In Gambia unterstützt die Stiftung 300 Frauen aus verschiedenen Dörfern beim Anbau von Gemüse, hat geholfen, Bewässerungsanlagen zu bauen und durch Düngemittel die Erträge zu steigern. In Ghana, wo Sabab Lou ebenfalls aktiv ist, wird der Anbau von Soja für den lokalen Markt gefördert. Nach Ansicht von Keller-Bauer geht es in beiden Ländern voran, es gab aber auch schon Rückschläge: „In einem kleinen Dorf zeigten die Bewohner nicht, dass sie an einer Entwicklung interessiert sind“. Sabab Lou ist deshalb aus dem Projekt ausgestiegen. „Es ist eine der größten Herausforderungen, von bettelarmen Menschen zu verlangen, dass sie auch noch sparen“, sagt der Stiftungsinitiator. Doch genau das verlangt er: Zwischen zehn und 13 Prozent ihrer Einkünfte sollen die Dorfbewohner zurücklegen, um später etwa neue Gartengeräte kaufen zu können: „Wir arbeiten wirtschaftlich. Nach einer Anlaufzeit müssen sich die Projekte selbst tragen.“ Dabei kann auch eine Brücke über den Gambia-Fluss helfen. Über diese soll schon in wenigen Monaten der kleine Lastwagen rollen, der Feldfrüchte zu den 150 Kilometer entfernten Kunden an der Küste bringt. Die Brücke soll nicht nur den Transport leichter machen – für den in Afrika engagierten Schwaben ist sie auch ein Symbol: Eine Brücke in eine bessere Zukunft.

Landwirtschaft als Schlüssel zum Erfolg

Auch der Textilunternehmer Roland Stelzer, geschäftsführender Gesellschafter bei Elmer & Zweifel in Bempflingen, ist in der afrikanischen Landwirtschaft engagiert. Unter Vertrag hat er mehr als 10 000 Bauern. Sie pflanzen in Uganda Baumwolle an, wurden sogar in ökologischer Landwirtschaft geschult. Stelzers Problem sind nicht die Bauern, sondern eher die Spediteure, die die Ernte zum Hafen nach Mombasa transportieren: „Bei den Spediteuren muss man aufpassen. Wir wissen oft nicht, wo unsere Container gerade sind.“ Und vor allem: „Wir können nicht kalkulieren, wann die Baumwolle schließlich in der Spinnerei ist.“ Trotz aller Anstrengungen, auch die Industrie voranzubringen, ist für Stelzer eines klar: „Der Schlüssel für die Entwicklung in Afrika liegt in der Landwirtschaft.“

Zunächst kann dies durchaus so sein – bleiben kann es dabei aber wohl nicht. Das jedenfalls meint Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. Federführend für eine Reihe anderer Kammern in Baden-Württemberg sind die Reutlinger in Äthiopien aktiv geworden. Sie helfen dort etwa beim Aufbau der Textilindustrie. Epp meint, ähnlich wie es etwa im deutschen Südwesten einmal war, könne es auch in Äthiopien gelingen: „In Ländern ohne große Bodenschätze fängt die Entwicklung mit der Textilindustrie an“, sagt Epp. „Und dort gibt es vor allem auch Arbeitsplätze für Frauen.“ Die Kammer will dort aber nicht nur die einheimische Wirtschaft voranbringen, sondern auch eine Anlaufstelle für Unternehmen aus Baden-Württemberg schaffen.

Wachsende Mittelschicht

Gerade aus der Sicht des Südwestens gäbe es „Chancen für höhere Exporte“, meint Tassilo Zywietz, Außenhandelsgeschäftsführer der IHK Stuttgart. „Es gibt dort eine wachsende Mittelschicht, die auch mehr konsumiert“, meint Zywietz. „Afrika hat 1,2 Milliarden Einwohner, die Bevölkerung wird sich bis 2050 verdoppeln“, sagt Volker Treier Volker, der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Als Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung betrachtet Treier die grassierende Korruption und politische Unsicherheiten, aber auch Finanzierungsfragen. Dennoch aber meint er, Afrika dürfe nicht länger vernachlässigt werden. „Deutsche Unternehmen haben als Technologiepartner hervorragende Chancen in der Landwirtschaft und in der Rohstoffgewinnung“, sagt der Außenhandelschef. Doch beim Abbau von Rohstoffen muss es nicht bleiben: „Eine immer größere Rolle spielt auch die Weiterverarbeitung,“ meint Treier,

Das machen Mittelständler aus dem Südwesten

Auch Mittelständler aus dem Südwesten wollen Afrika nicht länger im Abseits stehen lassen. Der Photovoltaik-Großhändler Krannich Solar aus Weil der Stadt ist gerade dabei, in Kapstadt seine erste eigene afrikanische Vertriebsniederlassung zu gründen. „Unsere Kunden sind Installateure vom Handwerker bis zum Großunternehmen“, sagt Benjamin Schaible, Manager International Sales. Viola Huth, die zuständige Managerin beim Sindelfinger Kühlmaschinenbauer Bitzer berichtet von einem „stark wachsenden“ Geschäft in Afrika. Das schon länger dort tätige Unternehmen hat erst vor Kurzem weitere eigene Büros in Kenia, Senegal und Nigeria gegründet. Die Kunden sind Anlagenbauer, die Endkunden dann beispielsweise Supermärkte oder Hotels. Noch im Januar soll ein Ausbildungsprojekt für Kälte- und Klimatechniker starten.

Doch es gibt durchaus auch Stimmen, die die Entwicklung in Afrika recht skeptisch sehen. So etwa Jochen Frieß, Vertriebsleiter des Mulfinger Ventilatorenherstellers EBM-Papst. „Von Ägypten bis Südafrika gibt es große politische Probleme, die Investitionen hemmen,“ sagt Frieß. Die letzten Jahre seien verlorene Jahre gewesen „und auch in den nächsten fünf Jahren erwarte ich keine Besserung“. Doch gerade dazu will die Stiftung Sabab Lou beitragen: „Wir können auch nachweisen, dass die Abwanderungsquote in unseren Dörfern geringer ist als anderswo“, sagt Keller-Bauer.