27 Millionen Euro in diesem Jahr, 50 Millionen im kommenden: Der Technikriese Bosch nimmt an seinem Entwicklungszentrum viel Geld in die Hand. Ein Schwerpunkt ist der Ausbau der Forschung zur E-Mobilität. Dabei gibt es ein Problem.

Schwieberdingen - Bosch treibt den Umbau des Standorts Schwieberdingen zu einem Zentrum für Elektromobilität weiter voran. So möchte der Konzern alleine bis Ende des kommenden Jahres 77 Millionen Euro in den Standort investieren. Damit sollen vor allem neue Bürokomplexe für Mitarbeiter im Bereich E-Mobilität entstehen, aber auch bestehende Gebäude saniert und an heutigen Arbeitsbedingungen angepasst werden.

 

Die hohen Geldsummen, die als Bekenntnis Boschs zu seinem Forschungs- und Entwicklungsstandort Schwieberdingen gesehen werden können, werden wohl auch eine Aufstockung der Mitarbeiterzahlen nach sich ziehen. Doch hier hält sich der Standortleiter Thomas Pauer bedeckt: Wie viele Leute das Werk einstelle, hänge auch von der Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland und weltweit ab. „Jede Zahl, die ich hier nun nennen würde, wäre falsch“, sagte Pauer während eines Pressegesprächs am Bosch-Standort Schwieberdingen am Mittwoch. Bei Bosch gehe man davon aus, dass im Jahr 2025 weltweit etwa 20 Millionen Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge verkauft werden.

Die Innovationen in der E-Mobilität sollen aus Schwieberdingen kommen

Zurzeit beschäftigt Bosch in Schwieberdingen 6500 Personen. Es gibt knapp 1500 Stellen mehr als noch im Jahr 2014. Und das, obwohl die Bereiche Forschung und Vorausentwicklung sowie Starter und Generatoren aus Gemeinde abgezogen wurden. Zu Beginn des Jahres strukturierte der Konzern zudem seine Antriebsabteilung um: Nicht mehr nach Kraftstoffarten wird seither getrennt, sondern nach Fahrzeugart. „Die Antriebswelt der Zukunft wird eine diversifizierte sein“, erklärt Pauer die Umstellung. Er ist sich sicher: „Seit 1968 sind immer wieder Innovationen von Schwieberdingen ausgegangen, so wird es auch bei der Elektromobilität sein.“

Wäre da nicht ein Problem: Bosch findet die richtigen Leute nicht. Knapp 600 Stellen bekommt der Konzern am Standort laut dem Personalchef Jörg Stock derzeit nicht besetzt. Gesucht werden vor allem Software-Ingenieure und Elektrotechniker. „Fachkräfte sind derzeit schwer zu finden, alle suchen danach“, sagt Stock – und das, obwohl Bosch ein attraktiver Arbeitgeber sei. Erst jüngst wurde eine neue, hochmoderne Kantine mit eingebautem Tagungszentrum und Fitness-Studio eingeweiht. Kosten: 24 Millionen Euro.

Dem Konzern fehlen die Fachkräfte

Um die E-Mobil-Experten von morgen an sich zu binden, geht der Zulieferer auch andere Wege als die klassische Stellenausschreibung: Mit der Hochschule in Esslingen gibt es einen kooperativen Studiengang zu diesem Thema. Zudem gibt es interne Transfer-Qualifikationen, bei denen Mitarbeiter aus dem Verbrenner-Umfeld auf E-Mobilität umschulen können. Die Idee dahinter: „Wir möchten aus eigener Kraft Kompetenz entwickeln, die uns hilft, diesen Engpass zu überwinden“, sagt Stock.

Pauer und Stock äußerten sich auch zu den Missbrauchsvorwürfen an der Bosch-Kita, die im April bekannt geworden waren. „Das hat uns sehr beschäftigt“, sagte Stock. Man habe die Kooperation mit der Betreiberin „einvernehmlich“ beendet, der neue Träger Educcare habe die Ressourcen und Kompetenzen, auf die Vorfälle angemessen zu reagieren, sagte Stock. Nun warte man auf den Beginn des Verfahrens gegen den ehemaligen Erzieher-Auszubildenden, dem schwerer sexueller Missbrauch sowie die Aufnahme kinderpornografischen Materials vorgeworfen werden.

Eine eigene Busanbindung

Eine freudige Nachricht für seine Mitarbeiter hatte Thomas Pauer noch zum Schluss: Der Bosch-Standort Schwieberdingen bekomme nach langem Kampf nun eine eigene Busanbindung. „Wir haben endlich den Durchbruch erreicht“, sagte Pauer. Der Bau der Haltestelle solle im kommenden Februar zwischen Tor 1 und Tor 3 erfolgen. Die Buslinien 503 von Feuerbach und 535 von Ditzingen sollen dann bereits gegen Ende des Jahres 2019 das Werk anfahren können. Die Busanbindung sei aber noch nicht das Ende der Bemühungen, sagte Pauer: „Unser Fernziel und großer Wunsch ist nach wie vor die Anbindung an die Bahn.“