Die Fahrgäste in Heimsheim, Mönsheim und Friolzheim zahlen künftig 20 Cent mehr für ein Kurzstreckenticket innerhalb der Ortsgrenzen.

Enzkreis - Der Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) ändert am 9. Dezember seine Tarife. Künftig zahlen die Fahrgäste für ein Kurzstreckenticket nur noch einen Euro statt bisher 1,40 Euro. Was für die einen eine Vergünstigung ist, bedeutet für die Menschen in Heimsheim, Friolzheim und Mönsheim aber eine Preiserhöhung um 20 Cent. Denn wer hier mit dem Bus einmal quer durch den Ort fahren möchte, der zahlte bislang gerade einmal 80 Cent. Den Rest haben die Gemeinden aus ihren eigenen Kassen an den VPE bezahlt, um den Bürgern günstiges Busfahren zu ermöglichen. „Diese verbilligten Tickets wird es in Zukunft nicht mehr geben“, erklärt Axel Hofsäß, der Geschäftsführer des Pforzheimer Verkehrsverbundes. „Wir haben den normalen und den reduzierten Tarif vereinheitlicht“, sagt er, „künftig zahlen alle Kunden einen Euro.“ Der neue Tarif gilt montags bis freitags von 9 Uhr an und an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr. Wer unter der Woche vor 9 Uhr innerorts fahren möchte, zahlt 1,80 Euro. Das günstige Ticket war nicht von langer Dauer. Im Oktober 2010 haben Heimsheim und der VPE das Sparticket für 60 Cent eingeführt. Mönsheim und Friolzheim zogen nach. Im Dezember 2011 wurde der Preis auf 80 Cent angehoben. Doch nicht aus wirtschaftlichen Gründen, so Hofsäß. Denn das verbilligte Ticket kostet den VPE nichts zusätzlich, die Differenz zum normalen Ticketpreis zahlen die Kommunen.

 

Das Problem sei vor allem ein tarifpolitisches gewesen. „Uns ist an einer fairen Situation für alle gelegen“, berichtet Axel Hofsäß. Der Aufsichtsrat der VPE habe im vergangenen Jahr seine Bedenken angemeldet, dass der Kurzstreckentarif den „Gleichheitsgrundsatz“ verletze, dem der Verkehrsverbund verpflichtet sei. Das sei keine Geldfrage, sondern eine Gerechtigkeitsfrage. „Die Tarife müssen schon aus rechtlichen Gründen gerecht sein“, erklärt der VPE-Chef Hofsäß. Werde in einer Kommune das Busfahren gegenüber anderen Städten und Gemeinden zu günstig angeboten, würden dort die Bürger bevorteilt.

Dabei wollten die drei Enzkreisgemeinden mit dem Spartarif keine Geschenke an ohnehin gut gestellte Bürger verteilen. Das Ticket zum kleinen Preis sollte es vorwiegend älteren und finanziell schlechter gestellten Bürgern ermöglichen, entfernte Ortsteile kostengünstig zu erreichen. „Es ist ein Service für unsere Bürger“, erklärt der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß. „Gerade für ältere Leute ist das Kurzstreckenticket ein gutes Angebot.“ Seiß kann die Entscheidung des VPE nicht verstehen. Zumal der Verbund erst vor einem Jahr das subventionierte Ticket im Gemeinderat beworben habe.

Dass die Menschen innerorts künftig weniger Bus fahren, weil sie 20 Cent mehr zahlen müssen, glaubt der Friolzheimer Bürgermeister aber nicht. Sein Mönsheimer Kollege Thomas Fritsch sieht das ähnlich. „Der Kurzstreckentarif kommt bei den Bürgern gut an“, berichtet der Schultes. Gerade ältere Menschen nutzten das Angebot. Die Wohngebiete Appenberg und Gödelmann liegen ein ganzes Stück vom Ortskern entfernt. Fritsch nimmt die Entscheidung so, wie sie ist. „Der Kreis wollte einen flächendeckenden Tarif einführen, wir müssen jetzt in den sauren Apfel beißen“, sagt er. „Zwar zahlen die Leute lieber 80 Cent statt einem Euro“, weiß Fritsch. Aber dies sei immer noch besser als die ursprünglichen 1,40 Euro. Dieser Meinung ist auch Uwe Rupp aus Heimsheim. Der Bürgermeister ist sich sicher: „Zum Einkaufen ins Gewerbegebiet werden die Menschen auch weiterhin mit dem Bus fahren.“