Im Herbst tauchen immer wieder Taubenschwänzchen auf, die an Kolibris erinnern – auch im Enzkreis.

Enzkreis - Viele, die es zum ersten Mal sehen, reiben sich verwundert die Augen. Ein kleines, buntes Flugobjekt, das mit kaum sichtbarem Flügelschlag hektisch durch die Gärten oder Wiesen im Enzkreis rast, um plötzlich fast regungslos vor einer Blüte in der Luft zu verharren.

 

„Ein Kolibri im Enzkreis, wie ist das möglich?“ fragt sich so mancher Beobachter. Doch der ist in Wirklichkeit ein Taubenschwänzchen, ein kleiner, ungewöhnlicher Falter. Der saugt zwar tatsächlich wie ein Kolibri in der Luft stehend Nektar aus Blüten, aber nicht mit einem Schnabel, sondern mit seinem ungewöhnlich langen Saugrüssel. Aber auch wenn es kein aus der Gefangenschaft entflohener Exot ist, der kleine Schmetterling ist mindestens genauso spektakulär wie die südamerikanischen Nektarsauger. Kaum mehr als 0,3 Gramm wiegt er und bei einer Flügelspannweite von rund fünf Zentimetern ist der Wanderfalter zu verblüffenden Leistungen fähig. Er kann rückwärts und mit einer Geschwindigkeit von fast 80 Kilometern in der Stunde vorwärts fliegen und bei seinen weit über Europa hinausreichenden Wanderflügen legt der Winzling bis zu 3000 Kilometer in gerade mal 14 Tagen zurück.

Zu Hause sind die Taubenschwänzchen eigentlich mehr im Süden Europas, aber dank ihrer ungewöhnlichen Flugfähigkeiten wandern sie auf der Suche nach Nahrung immer wieder über die Alpen nach Deutschland. Dabei pflanzen sich die im Frühjahr eingewanderten Falter auch bei uns fort, legen Eier, aus denen sich dann bis zum Spätsommer eine in der Region geborene Taubenschwänzchen-Generation entwickelt. Häufig kommt es auch im Spätsommer und frühen Herbst zu einer letzten großen Invasion aus dem Süden Europas, so dass auffällig viele der kleinen Flugakrobaten in der Region zu sehen sind. „Dann häufen sich die Meldungen über angeblich entflohene Kolibris in den Naturschutzbehörden“, weiß der im Regierungspräsidium Karlsruhe für die Naturschutzgebiete im Enzkreis zuständige Landschaftsökologe, Peter Zimmermann, aus eigener Erfahrung. Ob die kleinen Flugakrobaten kurz vor dem Winter wieder zurück in den Süden fliehen oder ob sie im Enzkreis überwintern, ist übrigens erstaunlicherweise bis heute noch nicht endgültig geklärt.