Die Band Lenin Riefenstahl hat eine hervorragend produzierte Platte aufgenommen. Am Mittwoch präsentiert sie „Jod & Tenside“ im Merlin.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Schon das Cover dieser EP ist toll. Es zeigt das Heizkraftwerk in Stuttgart-Gaisburg aus einer ganz ungewohnten Perspektive, dazu schwarz-weiß einen toten Gewerbegebietswinkel der Stadt. Industrielles Erbe, roter Osten, und dann dieser Bandname: Lenin Riefenstahl. Rein äußerlich hat diese Band also schon einmal vieles richtig gemacht. Umso schöner: drinnen steckt ein ganz überraschendes Stück Musik.

 

Als Rockband bezeichnen Lenin Riefenstahl sich selbst. Vom klanglichen Eindruck her mag das stimmen, doch unter dem transparent geschichteten Sound von „Jod & Tenside“ bleiben die Songs stets erkennbar; man könnte sie auch solo in Singer/Songwriter-Manier präsentieren. Das wäre ebenfalls schön, aber viel langweiliger. Im Bandgefüge können die Stücke atmen und wachsen. Lenin Riefenstahl lassen den Liedern diesen Raum, trauen sich auch mal, eine nackte Bassdrum unter Christian Rottlers Stimme zu legen – um dann umso leidenschaftlicher Saiten und Becken zu bearbeiten.

Prominenter Koproduzent

Ein lautes Bravo geht also an den Bandbassisten und Produzenten Marc Eggert. Das Trio hat eine Platte geschaffen, in gefühlt viel mehr drinsteckt als bloß die EP-typischen sechs Songs, übrigens allesamt live und am Stück eingespielt. Dieses Werk atmet die für viele Stuttgarter Bands derzeit typische, metallische Schwere im Sound: etwas, das den Hörer je nach Sichtweise runterzieht oder erdet. „Jod & Tenside“ ist ein Stück Musik, das nicht gefallen will und doch gefällt.

Schwer zu sagen, wie viel die Overdubs des Gastmusikers und Koproduzenten Michael Setzer (End of Green) zum Gelingen dieses Tonträgers beigetragen haben. Ist auch egal. Was zählt: das ist eine Hammerplatte, die zudem am Vorfeiertag (2. Oktober) im Merlin präsentiert wird. Ehrliche Empfehlung!