Mehr als 70 Jahre lag eine 500-Pfund-Bombe auf einem Acker in Korntal-Münchingen – direkt unter der Erde. Am Sonntag wurde sie wenige Meter neben der A 81 erfolgreich entschärft. Ein Verkehrschaos blieb trotz der Sperrung der Autobahn aus.

Korntal-Münchingen - Nur etwa anderthalb Meter unter der Erde schlummerte die Gefahr – und das mehr als 74 Jahre lang. Am Sonntag haben Christoph Rottner und sein Team vom Kampfmittelbeseitigungsdienst eine britische 500-Pfund-Fliegerbombe auf einem Acker direkt neben der Autobahn 81 bei Korntal-Münchingen ausgegraben und entschärft.

 

Das Entfernen des Zünders sei problemlos verlaufen, sagt Rottner, der den Einsatz leitete. Mit einem Bagger wurde die Bombe vom Typ MC 500 ausgegraben, bei der eigentlichen Entschärfung habe man den Zünder dann mit einer Zange herausgeschraubt. Das Vorgehen sei bei dieser Art von Fliegerbomben eher ungefährlich, erklärt Rottner. „Zu 100 Prozent vorhersehen was passiert, kann man aber nicht.“

Eine Stunde Vollsperrung

Rund eine Stunde musste die Autobahn wegen des Einsatzes komplett gesperrt werden, die Polizei leitete den Verkehr an den Ausfahrten Stuttgart-Feuerbach und Zuffenhausen auf Umleitungsstrecken aus. Laut dem Ditzinger Revierleiter Sven Schüler kam es während der Sperrung zu längeren Staus auf der Autobahn, auch auf den Umleitungsstrecken sei „einiges los gewesen“. Ein Verkehrschaos blieb aber aus.

Das Entschärfen der Bombe und die nötige Sperrung der A 81 waren auf den Sonntagmorgen um 9 Uhr gelegt worden, weil zu dieser Zeit weniger Autofahrer als üblich auf dieser Hauptverkehrsachse in der Region Stuttgart unterwegs sind. Wohnungen oder Geschäfte mussten während des Einsatzes nicht geräumt werden, innerhalb des Sperrgebiets von 400 Metern um den Fundort stehen keine Häuser.

1945 wurde die Bombe abgeworfen

Entdeckt worden war die Bombe beim Auswerten von Luftbildern. Sie stammt aus einem Angriff der britische Royal Air Force auf Stuttgart, der in der Nacht auf den 29. Januar 1945 geflogen worden war. Zunächst habe man vermutet, die Bombe besitze einen chemischen Langzeitzünder, erklärt Rottner. Tatsächlich verbaut war allerdings ein Aufschlagzünder, der die Bombe beim Auftreffen auf den Boden zur Explosion hätte bringen sollen – was aber nicht geschah. Stattdessen schlummerte der Sprengstoff wenige Meter neben der Autobahn senkrecht im Erdreich, in einer Tiefe von nur 1,20 Meter.

Nach dem Entschärfen wurde der Sprengkörper auf eine Haltevorrichtung in einem Lastwagen geschnürt und zur Zentrale des Kampfmittelbeseitigungsdienstes in den Sindelfinger Wald gefahren. Dort wird er vernichtet.

Die Bombe wird jetzt vernichtet

Der jetzige Einsatz war bereits der zweite des Räumdienstes in diesem Jahr im Kreis Ludwigsburg: Anfang Januar war ein verdächtiger Gegenstand bei Bauarbeiten in der Ludwigsburger Südstadt gefunden worden. Dieser stelle sich aber als harmloser Blecheimer heraus. Im Falle einer Bombenentschärfung hätten rund 3000 Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen.

In Korntal-Münchingen sei dagegen von Anfang an sicher gewesen, dass eine Bombe im Boden liege, sagt Rottner.