Zehn Jahre hat sich die Tourismus-Fördererin Tanja Gems im Kreis Esslingen um auswärtige Gäste gekümmert. Anfangs war der Posten umstritten. Nun hinterlässt sie ihrer Nachfolgerin ein gut bestelltes Feld.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Diese zehn Jahre haben den Blick auf das Freizeitpotenzial des Landkreises Esslingen grundlegend verändert. Bevor Tanja Gems im April 2008 den neu geschaffenen Posten der Tourismus-Fördererin übernehmen konnte, ist im Kreistag heftig darüber diskutiert worden, ob der Kreis überhaupt eine solche Stelle schaffen sollte. Als Tanja Gems nun zum letzten Mal ihren Jahresbericht zur Tourismusförderung im Technik-Ausschuss vorgestellt hat – sie wechselt zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb – gab es nicht nur ausschließlich lobende Worte für sie, sondern auch nicht den Hauch eines Zweifels an der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit.

 

In der Tat sprechen allein die Zahlen für sich. 2007 noch hatten die Beherbergungsbetriebe im Kreis gerade einmal rund 881 500 Übernachtungen verbucht. Im laufenden Jahr zählten die Hotels allein in den ersten sechs Monaten 806 000 Übernachtungen. Am Jahresende wird die Zahl der Übernachtungsgäste also wieder deutlich jenseits der 1,5-Millionen-Marke liegen – das entspricht fast einer Verdoppelung innerhalb von nur einem Jahrzehnt.

Geschäftsreisende machen 70 Prozent der Gäste aus

Der Trend geht dabei eindeutig weiter nach oben. Dabei spielt allerdings auch die gute Konjunkturlage eine gewisse Rolle. Der Anteil an Geschäftsreisenden, die im Landkreis Esslingen eine Bleibe suchen, ist nach wie vor größer als die Zahl derjenigen, die aus rein touristischer Motivation kommen. Er liegt bei rund 70 Prozent.

Aber nicht nur deshalb bleibt die Tourismusförderung eine spannende Aufgabe, bei der einige Sondermerkmale zu berücksichtigen sind. Denn die Motive für Gäste, in den Landkreis zu kommen und dort auch über Nacht zu bleiben, sind vielfältig. Das hat Tanja Gems immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt – und wird auch ihre Nachfolgerin, deren Name noch nicht verkündet ist, die aber bereits am 1. Dezember die Aufgabe von Gems übernehmen wird, weiter beschäftigen.

„Eine Vermarktung als einheitliche touristische Destination macht für den Landkreis Esslingen aufgrund seiner Heterogenität wenig Sinn“: So schreibt Tanja Gems in ihrer aktuellen Jahresbilanz. Vielmehr sei eine themenspezifische Vermarktung für verschiedene Zielgruppen erfolgsversprechender.

Burgen, historische Städte und jede Menge Natur

Das Spektrum im Kreis reicht bekanntlich vom naturnahen Attraktionen wie dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb samt zerklüftetem Albrand, dem Streuobstwiesenparadies, den Schurwaldhöhen, dem Schönbuch und der Fildebene über zahlreiche historische Orte, Gebäude und Burgen und das Thema Keltensiedlung bis hin in die prähistorische Geschichte der Erde mit dem Urweltmuseum in Holzmaden, dem Randecker Maar oder den Vulkanschloten Jusi und Limburg.

Ein ganz besonderes Augenmerk hat Tanja Gems zuletzt verstärkt dem Radtourismus gewidmet. Seit 2012 arbeitet die Kreisverwaltung ressortübergreifend an einem Radwegekonzept. Beflügelt worden sind diese Bemühungen durch die Pläne der Landesregierung, einen Radschnellweg durch das Neckartal zu schaffen. Zu den Projekten gehört auch das Mitwirken an der E-Bike-Region Stuttgart, die nicht nur eine E-Bike-Route erstellt hat, sondern sich auch für ein vernetztes E-Bike-Angebot in der Region einsetzt.

Zudem soll die als Radwanderweg ausgewiesene Museumsroute von Weil der Stadt (Kreis Böblingen) nach Nürtingen unter dem Namen Kultoura weiter aufgewertet und sämtliche Radwege im Kreis mit einheitlichen Beschilderungen transparenter für Gäste gemacht werden, die sich im Kreis noch nicht so gut auskennen.

Zu solch praxisnahen Arbeiten ist für die Tourismusfördererin die Arbeit in den Gremien gekommen. Schließlich hat Tanja Gems ihre Aufgabe immer darin gesehen, eine Scharnierfunktion zwischen allen Beteiligten – von den Kommunen bis zum Cafébetreiber am Albrand – zu übernehmen. Schon jetzt ist also klar: Auch ihrer Nachfolgerin wird die Arbeit in den kommenden zehn Jahren bestimmt nicht ausgehen.