Profitänzer Eric Gauthier hat mit seinem „Moves for Future“-Unimog am Nellinger Otto-Hahn-Gymnasium gestoppt. Was steckt hinter dem Tanzunterricht?

Knapp 1000 Schüler machen sich tänzerisch zum Affen – und haben jede Menge Freude daran. Sie schlenkern wie Orang-Utans mit den Armen, drehen sich im Kreis, springen hin und her. Am Montagvormittag ist der Stuttgarter Profitänzer und Star-Choreograf Eric Gauthier mit seinem knallgelben Dance-Unimog zu Gast am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) in Nellingen, um gemeinsam mit den Schülern und den Lehrern mal richtig abzurocken. Erst gibt’s den wilden Affentanz, dann ein bisschen Salsa, schließlich die Zombie-Tanzszene aus Michael Jacksons legendärem „Thriller“-Video. Und alle sind mit Feuereifer dabei.

 

Was steckt hinter der ungewöhnlichen Tanzeinlage? Seit einigen Wochen ist Eric Gauthier mit seinem „Moves for Future“-Projekt unterwegs, um in Pop-up-Tanzstunden Schulen in Bewegung zu versetzen. Es geht ums gemeinsame Erlebnis, auch um den Abbau von Berührungsängsten. Und dem Star-Choreografen und künstlerischen Leiter von Gauthier Dance geht es freilich auch um den Tanz per se. „Vielleicht finden sie das cool und wollen auch mal zu einer Tanzaufführung oder zum Theater kommen. Das baut das Publikum für morgen auf“, sagt der Kanadier. Neben der kulturellen Bildung hat die Schulhofparty in Nellingen auch etwas mit Corona zu tun. Eric Gauthier hat selbst drei Kinder, und denen sei es in der Pandemie nicht anders ergangen als vielen Gleichaltrigen, erzählt er: Sie hätten weniger Sport getrieben. Entsprechend ist dem Tänzer wichtig, den Körper wieder auf Touren zu bringen. „Ich will die Menschen in Bewegung bringen nach Corona“, sagt er. „Moves for Future“ hat einen Promi-Schirmherrn, der auch für die körperliche Ertüchtigung steht: Jürgen Klinsmann. „Nach mehr als zwei Jahren Pandemie müssen sie erst wieder lernen, aktiv zu werden und die Freude an der Kreativität wiederzuentdecken“, wird er in einer Mitteilung zitiert.

Das Schul-Pop-up hatte seine Premiere Mitte Mai in Degerloch, seither ist der Dance-Unimog an sechs, sieben Schulen im Großraum Stuttgart gewesen. Mittlerweile gibt es sogar eine Warteliste. Die Initiative, Eric Gauthier einzuladen, kam aus dem Elternbeirat. Die Vorsitzende Viviane Zuth, selbst begeisterte Hobbytänzerin, hat ihn per Social Media angeschrieben. Tatsächlich legt das OHG einen seiner Schwerpunkte auf den Themenblock Musik, Kunst und Theater. Der Schulleiter Mario Lietzau findet wichtig, Kinder und Jugendliche schon früh an diese Bereiche heranzuführen. „Wir sind Kulturschule, wir haben das Prädikat als eine von 50 Schulen in Baden-Württemberg.“So findet am 8. Juli die Kulturnacht an der Schule statt, und auch „Bewegung wird bei uns großgeschrieben“. Das OHG ist Partnerschule des Olympiastützpunktes. „Moves for Future“ passe da perfekt.

Das nächste hochkarätige Kultur-Event am OHG steht übrigens auch schon fest. Viviane Zuth hat nicht nur Eric Gauthier für eine Kooperation an Land gezogen, sondern auch Tim Bengel. Der gebürtige Ostfilderner ist heute ein international renommierter Künstler. Im kommenden Schuljahr soll es laut der Elternbeiratsvorsitzenden ein gemeinsames Projekt von ihm und Schülern geben. Sie sagt: „Wir sind noch auf der Suche nach einer Galerie.“