Patrick Stauch kam 2009 ums Leben, als er bei einer Beachparty in ein Wasserbecken sprang. Er stürzte in Glasscherben auf dem Grund des Pools. Fünf Jahre nach seinem Tod erinnern seine Familie und Freunde mit einem Baumhaus an ihn.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Man muss Patrick „Paddy“ Stauch nicht gekannt haben, und merkt dennoch schnell, wenn seine Freunde von ihm erzählen: Im evangelischen Waldheim Lindentäle fühlte er sich wie zu Hause. Hier half er Sommer für Sommer als Betreuer, schon als Kind genoss der Junge aus Feuerbach dort die Ferien. Seine Freunde betreuen hier immer noch Kinder. Im Aufenthaltsraum hängen Fotos von Patrick. Viele kennen und vermissen ihn. Im Lindentäle steht nun Paddys Baumhaus, das an ihn erinnert.

 

Patrick Stauch starb am 23. Juli 2009, an seinem 21. Geburtstag. „Er hatte um Mitternacht noch einmal alle seine Freunde umarmt, die mit ihm hineinfeierten“, erzählt seine Mutter Ute Stauch. Eineinhalb Stunden später war er tot. Patrick war mit Freunden in der Diskothek Perkins Park, die eine Beachparty anbot. Auf der Terrasse war Sand aufgeschüttet, ein 92 Zentimeter tiefer Pool war angelegt. Kurz nach ein Uhr kam der junge Mann, von dem alle erzählen, wie lebensfroh und unbeschwert er war, auf eine übermütige Idee: Er sprang mit Kumpels in das Wasserbecken. Eine fatale Idee: Auf dem Grund lagen Glasscherben. Patrick landete auf einer. Sie zerschnitt die Beckenarterie. Paddy war sofort bewusstlos, wenig später war er tot.

Das Baumhaus wird mit Spenden finanziert

Patricks Beziehung zum Waldheim war so stark, dass die Familie bei der Beerdigung darum bat, statt Blumen für das Grab Geld für das Waldheim zu spenden. Die Betreuer hatten schnell eine Idee, was sie mit dem Geld anfangen würden: Zur Erinnerung an Patrick Stauch sollte das Waldheim ein Baumhaus bekommen. „Wir haben lange gesucht“, erzählt Ute Stauch. Kati Höschele, Patricks Schwester, fand schließlich einen Anbieter, der alles aus einer Hand machte: Planung, Fundament, Aufbau, und das für 25 000 Euro. „Alles davor war viel teurer“, berichtet die Familie. Die Spenden reichen noch nicht ganz, einen Teil übernimmt die Kirchengemeinde, auch von der Volksbank gab es einen Scheck. Die Freude ist groß, dass das Baumhaus endlich steht. Und ganz in Patricks Sinne nehmen es die Waldheimkinder sofort in Beschlag.

„Er war kinderlieb, fröhlich, unbeschwert, lebensfroh, liebevoll“, zählt der Waldheimbetreuer Thomas Moosbauer auf. Über Patrick kann er endlos reden, er kannte ihn gut. Über das Unglück in jener Nacht kann er nur bedingt sprechen. „Es geht, aber ich komme immer an einen Punkt, da muss ich aufhören.“ Thomas Moosbauer wurde aus dem Schlaf gerissen, seine Tochter war unter den Freunden, die mit Patrick feierten. Als er an der Polizeiabsperrung ankam, lief in der Disco noch die Musik. „Damals fanden wir das total unmöglich. Heute kann man nachvollziehen, dass die Betreiber eine Panik vermeiden wollten“, berichtet Thomas Moosbauer von der Nacht vor fünf Jahren.

Die Freunde feiern zusammen Patricks Geburtstag

Elke Dettinger hat am gleichen Tag Geburtstag wie Patrick Stauch. „Wir kommen da immer alle zusammen und feiern. Es ist sein Geburtstag, nicht sein Todestag“, sagt die 30-jährige Feuerbacherin, die immer noch Waldheimbetreuerin ist. „Jeder, der an ihn denkt, darf an diesem Tag zu uns kommen“, sagt die Mutter Ute Stauch. Und sie kommen, die Freunde, Jahr für Jahr. Einmal im Monat geht die Waldheimclique gemeinsam auf den Friedhof. Am Abend vorm Geburtstag zünden sie dort eine Kerze für Paddy an. Sein Bruder bringt regelmäßig einen Luftballon zum Grab. Jeder hat seine Art, an den jungen Mann zu erinnern, der ihnen allen fehlt. Dabei eint die Freunde noch etwas: „Wir wollen nicht verzweifeln und trauern an so einem Tag. Wir wollen an das Positive, an das Lebendige denken“, sagt Elke Dettinger. Deswegen freuen sich die Betreuer auch, dass der Plan aufgeht: Kaum ist das Baumhaus eröffnet, wuselt darin das Waldheimleben.

Nicht nur bei Freunden und in der Familie sitzt der Schock über Patrick Stauchs Unfall tief. Auch die Betreiber des Perkins Park haben die schreckliche Nacht nicht vergessen. Im Garten ist eine Gedenktafel für ihn angebracht. Regelmäßig legen die Mitarbeiter dort Blumen hin. Den unglückseligen Pool ließen sie nach dem Unfall entfernen und nie wieder aufbauen.