Wenige Tage vor der Bundestagswahl nennt der Parlamentarier Matthias Gastel eine Bedingung zu Änderungen beim Bahnprojekt Stuttgart 21.

Stuttgart - Für Bahnreisende gelten am Hauptbahnhof von diesem Dienstag an neue Wege. Wer von der S- oder Stadtbahn kommend in Richtung Fernbahngleise strebt, muss das alte Bahnhofsgebäude auf der Nordseite in großem Bogen umgehen. Offen bleibt nur noch der Eingang über die große Schalterhalle, von der aus Reisende über den bisherigen Steg zu den Gleisen gelangen.

 

Auch diese Verbindung könnte der fortschreitenden Baustelle weichen, dann würde laut einem unserer Zeitung vorliegenden Plan ein großer Bogen um den Bahnhofsturm geschlagen, die Umwege würden noch weiter werden.

Appell an die Christdemokraten

Veränderungen grundsätzlicher Art könnten auf das Projekt Stuttgart 21 nach der Bundestagswahl zurollen. Die CDU mit ihrem Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger (Ludwigsburg) drängt auf den Bau des Gäubahntunnels – zwei Röhren mit je etwa zwölf Kilometer Länge – zwischen Böblingen und dem Landesflughafen. Damit würde die jetzige S-21-Planung, die die Mitnutzung der bestehenden S-Bahngleise durch Fernzüge vorsieht, obsolet, die Änderung des S-21-Finanzierungsvertrags aber zwingend nötig.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Nürtingen/Filder) knüpft diese Änderung an eine Bedingung: Der Koalitionspartner CDU in Land, Stadt und Region Stuttgart dürfe sich „Verbesserungen am Hauptbahnhof nicht versperren“. Gemeint ist der Ergänzungsbahnhof zum S-21-Tiefhalt. Ergänzungsbahnhof und Gäubahntunnel seien „Lösungen für unterschiedliche Probleme rund um S 21“. Die Ergänzungsstation, für sechs Gleise in Tieflage parallel zum Hauptsitz der Landesbank (LBBW) vorgesehen sind, sichere die Erweiterung des Schienenverkehrs im Eisenbahnknoten Stuttgart über 2030 hinaus, wenn bei S 21 die Kapazitätsgrenze erreicht sei. Sie könne Metropolexpress-Züge und S-Bahnen aufnehmen und mit dem Anschluss der Gäubahnstrecke „ein gutes, kundenorientiertes Störfallkonzept für die S-Bahn leisten“, so Gastel.

Eintrag bei „Eisenbahnknoten Stuttgart 2040“

Er vermisse bei der CDU bisher das erforderliche Engagement für die Ergänzungsstation. Sie sei Voraussetzung für Wachstum auf der Schiene. Die Ergänzungsstation steht im Koalitionsvertrag unter dem Stichwort „Eisenbahnknoten Stuttgart 2040“. Dort findet sich auch der Hinweis, dass das Zeitfenster für eine Entscheidung knapp bemessen ist. Sie müsste gemeinsam mit der Stadt und dem von ihr geplanten Wohnungsbau auf dem heutigen Gleisgelände realisiert werde.

Er könne sich nicht vorstellen, warnt Gastel, dass die Landesregierung bereit sein werde, Änderungen im S-21-Finanzierungsvertrag zu unterschreiben, wenn die Ergänzungsstation fehle. Für die Station liegt eine Machbarkeitsstudie vor.