Unser Leser Klaus Alber hat in seinem Fotoalbum und seinen Erinnerungen gestöbert: Vor fast genau 50 Jahren wurde die Tanzgarde des Karnevalsvereins Möbelwagen deutscher Meister.

Stuttgart - Fasching und Karneval fallen aus. Nichts ist es mit Verkleiden, Beisammensein, Tanzen und Singen. Was tun also? Unser Leser Klaus Alber (83) hat in den Fotoalben gewälzt und tröstet sich mit dem Erinnern an alte närrische Zeiten: Vor 50 Jahren hat er als Gardeleiter mit der blauen Tanzgarde der Stuttgarter Karnevalsgesellschaft Möbelwagen in Kassel die deutsche Meisterschaft gewonnen.

 

„Meine Mädels waren die besten“, sagt Alber mit stolzer Stimme. Und er weiß, wovon er spricht. Hat er doch auch immer mal mitgetanzt. „Natürlich ohne Röckle“, sagt er und lacht, „und die Beine habe ich auch nicht so weit hochwerfen können.“ Wobei er ein guter Tänzer war. Das hat ihn letztlich zur Karnevalsgesellschaft Möbelwagen gebracht. Standard und Lateinamerikanisch hat er bei Turnieren getanzt. Und die männliche Prinzengarde des Möbelwagen suchte Tänzer, 1960 war das. Alber stieg ein. Gerade war er aus München zurückgekommen, von der Fortbildung an der Technikerschule.

Für den Sieg gab es ein Pilsglas

Geboren ist er 1937 in Bad Cannstatt. Der Vater war vermisst, 1942 zog seine Mutter mit ihm und dem Bruder nach Cottbus zum Opa. Am 14. Februar 1945 verließen sie „mit dem letzten Zug“ Cottbus, tags darauf zerstörte ein Luftangriff die Stadt, mindestens 1000 Menschen starben, darunter viele Kinder. Eine Bombe hatte die Schule getroffen. Zurück nach Stuttgart teilten sie sich ihre Vier-Zimmer-Wohnung mit zwei anderen Familien, alle ausgebombt. Alber lernte Techniker, arbeitete bei einer Wellpappenfabrik in Zuffenhausen und später bei SEL.

In der Freizeit tanzte er in der Prinzengarde – und war Leiter der Blauen Garde, kümmerte sich also um alles Organisatorische, und tanzte beim „Training im Proberaum bei der Russischen Kirche im Hintergrund die Schritte mit“. Das fiel auf, also nahmen ihn die Damen hin und wieder bei Auftritten in ihre Reihen auf. Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel am 17. Januar 1971 blieb ihm nur das Zuschauen. Für den „souveränen Sieg“ gab es ein Pilsglas für jede der 24 Frauen und die Trainerin Ruth Sauter sowie ein Tonbandgerät. Das nahm Alber in Verwahrung, war er doch für die Musik zuständig. „Ich hatte immer den Kittel vollgestopft mit Notenblättern“, erinnert er sich.

1976 verließ er den Möbelwagen und gründete den Karnevalsclub Stuttgarter Rössle. Doch das ist eine andere Geschichte.