Helene Adler hat in Fellbach und Welzheim gelebt und gearbeitet, im Jahr 1941 wurde sie nach Riga deportiert. Danach verliert sich ihre Spur. Nun erinnert ein Stolperstein an sie und ihr Schicksal.

Welzheim - Als Hausmädchen, also als Haushaltshilfe, hat Helene Adler von 1933 bis 1935 in der Laufenmühle bei Welzheim gelebt und gearbeitet. Zuvor, seit 1925 und danach wieder bis 1941, war sie bei der Familie Edelmann in Fellbach tätig. Ende 1941 wurde die aus einer jüdischen Familie stammende, aber bei den Siebenten-Tags-Adventisten christlich getaufte ausgebildete Sängerin vom Stuttgarter Killesberg aus nach Riga deportiert und dort aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Wald mit weiteren 1600 vorwiegend jüdischen Frauen und Kindern erschossen. Jetzt erinnern mitten auf der Zufahrtsstraße zur Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft und dem dortigen Erlebnispark ein vergoldeter Stolperstein und eine am Hauseingang angebrachte Tafel an die von den Nationalsozialisten ermordete Frau mit musikalischen Begabungen.

 

Der zweite Stolperstein für Welzheim

Mitten auf dem Sträßle hatte der Künstler Gunter Demnig für die feierliche Verlegung des Erinnerungssteins – es ist der zweite in Welzheim – das notwendige quadratische Loch ausgestemmt. Bereits im Jahr 2011 ist der Künstler, der es mittlerweile europaweit auf gut 77 000 solcher Stolpersteine bringt, in Welzheim aktiv gewesen. Daran erinnerte in seiner Rede Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr. Damals galt die Erinnerung einem Mann aus der Brunnenstraße, „der irgendwann einfach wegkam“ und im Konzentrationslager ermordet wurde – weil er als Taugenichts und Meckerer galt.

Ein Anlass für den Welzheimer Bürgermeister, bei der Verlegung des aktuellen Stolpersteins auf das auch heute wieder verstärkt auftretende Verlangen nach einfachen Lösungen, zum Beispiel in Flüchtlingsfragen, hinzuweisen. Diese erwiesen sich im Sinn von Menschlichkeit tatsächlich oft als radikal und unmenschlich.

Bei Helene Adler, mit deren Geschichte sich der Heimathistoriker Bernd Faller intensiv beschäftigt hat, ist es wohl vor allem ihre jüdische Abstammung gewesen, die ihr zum Verhängnis wurde – dies obwohl sie christlich getauft war. Bei der Volkszählung im Jahr 1933 war unter anderem festgestellt worden, dass es im Geburtsort Laupheim nur zwei Familien mit Namen Adler gebe, und beide jüdischen Glaubens seien. Grund genug für Welzheim, sie 1934 aufzufordern, die Stadt zu verlassen. Von 1935 an prangen an den Stadteingängen Schilder mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“.

Helene Adler wollte nicht emigrieren

Helene Adler kehrte zurück zur Fellbacher Familie Edenberger, schlug 1938 das Angebot ihrer Geschwister aus, mit ihnen in die USA zu emigrieren. Die Helferin im Fellbacher Haushalt, die alles eigene Familienvermögen verschenkt hat, wird als sehr gebildet und in mehrfacher Hinsicht musikalisch sehr begabt beschrieben. Ebenfalls 1938 musste sie im Rahmen der von den Nazis verfügten Rassengesetze den Zweitvornamen Sara annehmen und von September 1941 an zusätzlich an der Kleidung einen Judenstern tragen.

Im November 1941 erhielt sie die Verfügung, sich am Killesberg in Stuttgart einzufinden, um zur Arbeit und Ansiedlung gen Osten transportiert zu werden Tatsächlich, so Bernd Fallers Recherche, fuhr ein Personenzug mit 1013 jüdischen Menschen aus der Region nach Riga – die Kosten von 57,65 Reichsmark für die Fahrt ins Verderben muss die damals 43-Jährige auch noch selbst bezahlen.

In einem Lager bei Riga verliert sich ihre Spur. Allerdings wird von einer Massenerschießung nahebei in einem Wald wenige Tage später berichtet, bei der 1600 Menschen ermordet worden sein sollen – angeblich zum Großteil Menschen des Transports aus Stuttgart. Aus dem Lager bei Riga wurden 1945 noch 45 Menschen befreit. Helene Adler war nicht dabei.