Nach einer Anzeige ermitteln Staatsanwälte wegen Untreue gegen Klaus Vogt.* Der Bildungswerkchef erwartet, dass sich die Vorwürfe um seinen Geburtstag als substanzlos erweisen – wie in einem anderen Fall.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Chef des Kolping-Bildungswerks Württemberg und frühere Wirtschaftsförderer der Stadt, Klaus Vogt, ist ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue. Das Verfahren um die Sozialfirma SBR, bei dem es unter anderem um die Feier zu Vogts 50. Geburtstag im Jahr 2017 geht, sei auf „einen weiteren Beschuldigten“ ausgedehnt worden, bestätigte eine Sprecherin der Behörde.

 

Auslöser war eine Strafanzeige der Gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration (SBR) gegen ihren langjährigen Chef Manfred Kaul, in der auch die Finanzierung der privaten Feier thematisiert wurde. Eine SBR-Firma hatte dafür das Catering geliefert und soll die Kosten später Dritten in Rechnung gestellt haben.

Über einen Sprecher des Kolping-Bildungswerks ließ Klaus Vogt bestätigen, „dass aufgrund der Strafanzeige gegen Herrn Kaul auch gegen meine Person routinemäßige Ermittlungen eingeleitet wurden“. Angesichts der „niedrigen Schwelle des strafprozessualen Anfangsverdachts“ sei dies nichts Ungewöhnliches. Nachdem sich die Vorwürfe gegen Kaul im Zivilprozess als substanzlos herausgestellt hätten, „gehe ich davon aus, dass auch das strafrechtliche Verfahren zu demselben Ergebnis kommen wird“, so Vogt. „Die amtlichen Ermittlungen begrüße ich daher.“  

Gericht hält Vorwürfe für nicht gravierend

Das Landgericht Stuttgart hatte im März über den Rauswurf von Kaul bei der SBR verhandelt, die unter anderem die „Bonus“-Märkte unterhält. Dabei machte die Richterin deutlich, dass sie die Gründe für die fristlose Trennung nach rund 30 Jahren für nicht gravierend genug hält. Inzwischen sprach das Gericht Kaul etwa 90 000 Euro zu. Er warf der SBR vor, ihn durch den Rauswurf und die Strafanzeige „in Misskredit gebracht“ zu haben.

Mit dem Catering zum 50. Geburtstag von Vogt habe er nichts zu tun gehabt, sagte Kaul vor Gericht. Dafür sei ein Mitarbeiter des zur SBR gehörenden Restaurants Tempus zuständig gewesen. Die gegenüber dem höheren Angebot auf 15 000 Euro reduzierten Kosten erklärte der Ex-Chef mit der geringeren Zahl der Gäste: Statt 200 seien 120 gekommen.

In der Strafanzeige hieß es, die Kosten seien unter Vorwänden dem Kolping-Bildungswerk und zwei seiner Partnerfirmen berechnet worden. Das Kolping-Bildungswerk betonte hingegen, die in der fraglichen Rechnung angeführten Beratungsleistungen seien tatsächlich erbracht worden. Die beiden Firmen schweigen seit Monaten zu dem Vorhalt, ihre genannten Events habe es gar nicht gegeben. Vogt hatte stets gesagt, er betrachte die Geburtstagsfeier als „private Angelegenheit“. Daher wolle er sich nicht öffentlich dazu äußern, ließ er auch jetzt mitteilen.

Überrascht von Aufregung um Doktortitel

In einem aktuellen Interview mit der Zeitschrift des Bildungswerks kommentiert Vogt derweil erstmals persönlich die Irritationen um seinen Doktortitel. Ende vorigen Jahres war durch Recherchen unserer Zeitung bekannt geworden, dass er in der slowakischen Hauptstadt Bratislava über Marktchancen des Handwerks promoviert hatte. Bis dahin waren weder Land noch Thema verraten worden.

Er habe nicht erwartet, dass seine Person und sein Bildungsweg „zum Gegenstand medialer Berichterstattung werden würden“, sagt Vogt in dem Interview. In den Gremien habe man daraufhin beschlossen, einen Experten für die Öffentlichkeitsarbeit zu engagieren.

Er selbst habe gelernt, „dass in solchen Fragen eher konstruktive Zusammenarbeit wichtig ist als impulsives Abwehrverhalten“. In der Slowakei habe er promoviert, weil dies 1995 in Deutschland für Fachhochschulabsolventen nicht möglich gewesen sei.

*Anmerkung der Redaktion: Das Ermittlungsverfahren gegen Herrn Klaus Vogt wurde zwischenzeitlich mangels hinreichendem Tatverdacht nach § 170 Abs. 2 StPO eingestellt.