Durchbruch im Fall der in Berlin ermordeten Stuttgarterin Melanie R.: Spanische Behörden haben einen Mann festgenommen, der laut den deutschen Ermittlern höchstwahrscheinlich der Täter ist.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Berlin - Nach sechs Wochen Ungewissheit scheint den Ermittlern im Fall der in Berlin ermordeten Stuttgarterin Melanie R. der Durchbruch gelungen zu sein. Spanische Zielfahnder haben nach Angaben der Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag den mutmaßlichen Mörder der 30-Jährigen in der spanischen Provinzhauptstadt Burgos im Norden des Landes festgenommen. Der 38-jährige Tatverdächtige lebte laut den Ermittlern ohne festen Wohnsitz in Berlin und soll sich nach der Tat ins Ausland abgesetzt haben.

 

Darum blieb der Haftbefehl, der bereits am 25. Juni gegen den mutmaßlichen Täter erlassen worden war, zunächst auch ohne Folgen. Jetzt stellt die Berliner Staatsanwaltschaft einen Auslieferungsantrag wegen dringenden Tatverdachts auf Mord. „Wir setzen alles daran, dass das zeitnah umgesetzt wird“, sagt ein Sprecher der Berliner Polizei.

Denn nach wie vor sind viele Fragen ungeklärt: Warum musste Melanie R. sterben? War die Tat sexuell motiviert? Welche Hinweise führten zu dem Ermittlungserfolg, war die Polizeiarbeit auf internationaler Ebene ausschlaggebend für die Verhaftung? Und welche Rolle spielt ein Exhibitionist, der sich in der Nähe des Tatorts vor fremden Frauen entblößt haben soll?

Die Spuren vom Tatort eindeutig zugewiesen

Die Polizei will sich hierzu zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern. „Das sind alles Gegenstände des laufenden Verfahrens“, sagt der Polizeisprecher. Was wir wissen: Der Tatverdächtige soll seine Mütze am Tatort verloren haben, es kam wohl zum Kampf, die Polizei hat DNA-Spuren unter Melanie R.s Fingernägeln gefunden.

Außerdem ist für die Ermittler klar: Sie haben höchstwahrscheinlich den Richtigen erwischt. Die Spuren vom Tatort hätten dem Verdächtigen eindeutig zugeordnet werden können.

Fall bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“

Dabei sah es zwischenzeitlich mit der Fahndung ziemlich hoffnungslos aus: Trotz mehr als hundert Hinweisen, die schon kurz nach der Tat eingingen, tappten die Ermittler lange im Dunkeln. Schließlich riefen sie in der ZDF-Kriminalsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ bundesweit zur Mithilfe bei dem Fall auf. Eine Faustregel, die bei Morddelikten gilt: Je mehr Zeit verstreicht, desto drastischer nimmt die Aufklärungsquote ab.

Zum Glück gilt das offenbar nicht für diesen Fall.

Ein Flaschensammler entdeckte Melanies R.s Leiche am 27. Mai an einer S-Bahn-Trasse im Berliner Stadtteil Pankow unweit ihrer Wohnung. Die Polizei nimmt an, dass die Social-Media-Beraterin und Bloggerin dort bereits am 25. Mai etwa um 16 Uhr getötet wurde. Die junge Frau wuchs in Esslingen auf, machte dort ihr Abitur, studierte Psychologie in Tübingen und anschließend Kommunikationswissenschaften an der Uni Hohenheim.