Ein Zeugenaufruf in der Sendung „Aktenzeichen XY“ im Fall der in Berlin ermordeten Melanie R. hat bislang keine Früchte getragen. Die Statistik spricht gegen eine schnelle Aufklärung der Tragödie. Hoffnung gibt es dennoch.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Berlin/Stuttgart - Die Fahnderin Katharina Tomalla spricht mit unsicherer Stimme, als sie den Mord an Melanie R. schildert, die vor zwei Wochen in der Nähe der Bahngleise einer Grünanlage in Berlin-Pankow umgebracht wurde. Mit dem Zeugenaufruf in der Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ hat die Kripo Berlin die Öffentlichkeitsfahndung am Mittwoch nochmals ausgeweitet. Doch auch am Donnerstagvormittag fehlt die heiße Spur, wer die 30-Jährige, die in Esslingen aufwuchs, in Stuttgart studierte und lebte, bis sie nach Berlin zog, getötet haben könnte.

 

So schwer es zu ertragen ist: Statistisch wird es mit jedem Tag, den die Ermittlungen ins Leere laufen, immer unwahrscheinlicher, dass der Fall aufgeklärt wird. Dabei blieb die Aufklärungsquote bei Morddelikten in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren stabil bei etwa 95 Prozent.

„Aber je länger die Ermittlungen dauern, desto schlechter wird die Aufklärungsquote“, sagt Jens Lauer, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart, nach einem Blick in die Polizeistatistik. Eine Kurve, die den Zusammenhang zwischen verstrichener Ermittlungsdauer und Aufklärungsquote genau beschreiben würde, liegt den Beamten aber nicht vor.

Aufklärungsquote bei 41,7 Prozent

Auch den Kollegen in Berlin nicht, die im Fall Melanie R. ermitteln. 210 Zeugenhinweise haben sie mittlerweile erreicht – aber keiner davon hat den durchschlagenden Erfolg gebracht. Von dem Aufruf in der ZDF-Sendung erhofft sich die Polizei vor allem, Nicht-Berliner zu erreichen. „Touristen, die etwas gesehen haben könnten“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Berlin.

Dass die Strategie der bundesweiten Öffentlichkeitsfahndung im Fernsehen erfolgsversprechend ist, zeigen die Zahlen, die die Macher von „Aktenzeichen XY... ungelöst“ auf ihrer Webseite veröffentlichen. Demnach konnten von insgesamt 4631 aufgegriffenen Fällen 40,5 Prozent aufgeklärt werden – bei den Tötungsdelikten sind es mit 41,7 Prozent sogar noch ein bisschen mehr. Das macht den Ermittlern Hoffnung.

DNA-Spuren unter den Fingernägeln

Und selbst wenn die gewählte Taktik nicht aufgeht sehen sollte, gebe es Überlegungen, noch ganz andere Fahndungsmethoden einzusetzen, versichert die Polizei. „Diese werden wir aber noch nicht kundtun“, sagt der Berliner Polizeisprecher – aus ermittlungstaktischen Gründen.

Die Tote wurde am Montag vor einer Woche von einem Flaschensammler entdeckt. Die Polizei geht von einem Mord aus. Am Tatort hat sie die Mütze des mutmaßlichen Täters gefunden, fremde DNA-Spuren unter Fingernägeln von Melanie R. deuten außerdem auf einen Kampf hin – und dass der Angreifer Verletzungen am Arm davon getragen haben dürfte.

Die Polizei fahndet mit Fotos des Opfers und Fotos der gefundenen, dunkelgrünen Mütze nach dem Täter (Sie finden diese in unserer Bildergalerie). Hinweise nimmt die Polizei unter der Nummer 030 / 46 64 91 15 55 entgegen.