Hoch verarbeitete Lebensmittel wirken sich ganz anders auf das Körpergewicht aus als natürlich zubereitete Gerichte. Das zeigen Wissenschaftler aus den USA mit einer neuen Studie. Woran liegt das?

Bethesda - Fertiggerichte veranlassen Menschen dazu, mehr zu essen. Das haben Forscher aus den USA nun mit einer umfangreichen Studie bestätigt. Demnach nahmen Probanden, die stark verarbeitete Mahlzeiten gegessen hatten, zu. Solche, die frisch zubereitete Mahlzeiten gegessen hatten, nahmen dagegen im gleichen Maße ab.

 

Der Effekt lasse sich aber nicht auf die reine Zusammensetzung des Essens zurückführen, erklärten die Forscher: Die angebotenen Gerichte, deren Effekt in der Studie verglichen wurden, hatten jeweils den selben Kaloriengehalt, die selbe Menge an Fett, Zucker, Salz, Ballaststoffen und Makronährstoffen. Dennoch haben die Mahlzeiten ein unterschiedliches Essverhalten der Teilnehmer ausgelöst: 500 Kalorien mehr pro Tag haben jene Probanden zu sich genommen, die Fertiggerichte aßen.

Wie es zu diesem Unterschied kam, können die Forscher um Kevin Hall von den National Institutes of Health in Bethesda, Maryland, nur vermuten: Sie erwägen einen Einfluss der Essgeschwindigkeit, der Menge an verzehrten Getränken und des leicht unterschiedlichen Proteingehalts der Gerichte. Kurz gesagt: Es könnte demnach entscheidend sein, wie natürlich unser Essen ist. Fertiggerichte, so die Annahme, verführen dazu, mehr zu essen. Die Autoren der Studie betonen deshalb den möglichen Einfluss von stark prozessierter Nahrung auf Übergewicht und Diabetes.

Bislang gab es überwiegend Beobachtungsstudien zu diesen Fragen

Die These, dass es nicht so sehr darauf ankommt, ob wir die aus der Nahrung aufgenommene Energie aus Kohlenhydraten, Proteinen oder Fett aufnehmen, gibt es schon länger. Auch, dass Fertiggerichte für die Gesundheit eher schlecht sind, ist keine neue Vermutung. Doch bislang gab es zu diesen Fragen überwiegend Beobachtungsstudien – und diese zeigen keine kausalen Zusammenhänge zwischen Handlung und Effekt auf.

Die amerikanischen Forscher haben nun eine sogenannte randomisierte, kontrollierte klinische Studie durchgeführt. Dafür haben 20 Probanden insgesamt vier Wochen lang in einem Labor gegessen und gelebt. 14 Tage lang haben sie dann – zufällig ausgewählt – entweder stark verarbeitetes oder ausschließlich frisch zubereitetes Essen angeboten. So bestand etwa das Frühstück entweder aus Pancakes mit frittierter Kartoffel und Würstchen oder aus Haferspeise mit Blaubeeren und Nüssen. Essen durften die Teilnehmer so viel sie wollten. In den darauf folgenden zwei Wochen tauschten die Probanden dann die Rollen – und bekamen das jeweils andere Essen vorgesetzt. Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftler nun im Journal „Cell Metabolism“ veröffentlicht.

Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke hält die Studienergebnisse für wenig überraschend. „Hoch-prozessierte Lebensmittel haben mit dem ursprünglichen natürlichen Produkt nur noch wenig zu tun“, sagt er. Natürliche Nährstoffe wären schneller verdaulich, Ballaststoffe und Spurenelemente seien teils entfernt und Geschmacksverstärker würden den Appetit stärker anregen. Zugesetzter Zucker und zugesetztes – meist gesättigtes – Fett ersetze oder ergänze die natürlichen Nährstoffe. „All diese Faktoren erklären eine kürzere Sättigung, ein schnelleres Wiederkehren von Appetit und eine stärkere Zunahme des Fettgewebes“, so der Studienarzt. „Snacks, aber auch viele hoch-prozessierte Lebensmittel enthalten nur wenig Eiweiß, sättigen also kaum und lassen sich daher auch dann noch konsumieren, wenn der natürliche Bedarf an Nährstoffen längst gedeckt ist.