Bei der irischen Modekette hat offenbar ein Umdenken eingesetzt. Und doch bleibt Primark, was es ist: ein Anbieter für die Massen, kommentiert Lokalredakteur Martin Haar.

Stuttgart - Primark ist Projektionsfläche für alles, was man mit globalisiertem Raubtierkapitalismus verbindet. Immer dann, wenn auf der Welt eine weitere Filiale der Modekette aufmacht, sind Protestler zur Stelle. Primark bekommt dann die Prügel für alle ab. Für ein menschen- und schöpfungsverachtendes Wirtschaften, das der Textilindustrie ihren zweifelhaften Ruf eingebracht hat. Wie so oft fragt sich auch hier: Was war zuerst da? Die Nachfrage der Kunden oder das Angebot. Ganz gleich, wie man antwortet: Am Ende liegt die Macht beim Konsumenten. Und weil Menschen im Zeitalter des Klimawandels immer mehr Wert auf Qualität, auf Herkunft und fairen Handel legen, denken auch Firmen wie Primark langsam um. Dort findet man neuerdings einen Schlafanzug, der aus nachhaltiger Baumwolle gemacht ist.

 

Primark beteuert, dass dies kein Feigenblatt sei, sondern ein Anfang. Vielleicht ist es tatsächlich der Beginn eines Bewusstseinswandels. Gleichzeitig darf aber keiner erwarten, dass ein Filialist, dessen Konzept Masse statt Klasse heißt, dem Weltladen am Charlottenplatz Konkurrenz machen wird. Primark ist, was es ist: Ein Anbieter, der dem Bedürfnis eines Massenmarktes Rechnung trägt, dem Bedürfnis, sich durch Konsum zu beglücken und zu berauschen. Diese Nachfrage stillt Primark inzwischen offenbar bewusster und fairer als mancher Mitbewerber.