Japanische Taiko-Trommler, eine Rede des japanischen Generalkonsuls und ein Feueralarm: So begann die Eröffnung des japanischen Modegeschäfts Uniqlo auf der Königstraße in Stuttgart. Neben dem Hype gibt es aber auch Kritik.

Stuttgart - Mit pragmatischer Gelassenheit begegne die japanische Gesellschaft Katastrophen – das war nach dem verheerenden Seebeben 2011 häufig über die Menschen des Inselstaats zu lesen. Diese Gelassenheit strahlte am Freitagvormittag offenbar auch auf die ersten Kunden des neuen Uniqlo-Ladens in der Königstraße aus. Völlig unbeeindruckt blieben die meisten, als gegen 10.45 Uhr der Feueralarm losging. Kaum jemand verließ den Laden. Ausgelöst hatte den Alarm nach Angaben der Polizei kein Brand, sondern nur ein Luftballon, der geplatzt war. Nach ein paar Minuten war wieder Ruhe, das Stöbern durch die Regale nahm weiter seinen Lauf – nachdem die Eröffnungsfeier eine Dreiviertelstunde zuvor auf der oberen Königstraße für Aufsehen gesorgt hatte.

 

Freitagvormittag, kurz vor zehn Uhr vor der Uniqlo-Filiale: Japanische Taiko-Trommler begrüßten die Kunden, die in einer langen Schlange entlang des Gebäudes warteten. 700 Menschen sollen es nach Angaben des Unternehmens gewesen sein. Sogar der japanische Generalkonsul aus München war zur Eröffnung gekommen – und die Direktorin des Stuttgarter Kunstmuseums Ulrike Groos, die sich in einer kurzen Rede bei der Firma bedankte. An zwei Wochenenden im kommenden Jahr wird das Unternehmen im Museum freien Eintritt für alle Besucher finanzieren. Gemeinsam mit dem Filialleiter durchschnitten Groos und der Generalkonsul mit großen Scheren ein rot-weißes Band, anschließend stürmten die ersten Kunden in den Laden.

„Ich wollte den Schal – und ich habe ihn bekommen“

Um sieben Uhr früh hätten sie sich angestellt, sagten einige Menschen ganz weit vorne in der Schlange. Eine Frau hat sich nach eigenen Angaben für die Eröffnung frei genommen. Wer am Eingang angekommen war, wurde mit lautem Jubelgeschrei von den Verkäufern begrüßt. Die ersten 200 Kunden bekamen Taschen mit je einem Kaschmirschal geschenkt. Außerdem wurde eine Reise nach Tokyo verlost.

Der Hype um den Kleiderladen erinnert ein wenig an das Aufsehen, dass Apple beim erstmaligen Verkauf neuer Produkte – wie zum Beispiel vor sechs Jahren beim ersten Ipad – erregt. Uniqlo dagegen verkauft zum Großteil einfarbige, schlichte Kleidungsstücke. Warum zieht das Unternehmen die Menschen an?

Für Edzard Kurz aus Stuttgart war die Aussicht auf einen kostenlosen Kaschmirschal ein wichtiger Grund, zur Eröffnung zu kommen. „Ich wollte den Schal“, sagte Kurz am Freitagvormittag im Untergeschoss des Ladens, „und ich habe ihn bekommen.“

Produktion in Ländern mit niedrigem Lohn

Dem 26-Jährigen gefällt an der japanischen Firma die große Auswahl an schlichten Kleidungsstücken, „mit vernünftigeren Stoffen“ als bei vergleichbaren Anbietern wie Zara oder H&M. Dass Uniqlo, ähnlich wie Konkurrenten, drei Viertel seiner Kleidung in Billiglohnländern wie China produzieren lässt, findet Kurz „ein schwieriges Thema“. Letztlich seien daran aber die Endverbraucher Schuld, die trotzdem für die entsprechende Nachfrage sorgten: „Wer gegen Legebatterien ist, darf keine Eier für einen Euro kaufen“, sagte Kurz.

Einige Menschen bei der Eröffnung interessierte vor allem der japanische Hintergrund des Unternehmens. „Ich bin ein Japan-Fan und war schon zwei Mal dort. Nur deshalb finde ich diesen Laden interessant“, sagte Petra Tochtermann aus Leonberg. Für ihre Enkel werde sie wohl wiederkommen, ihr selbst sei die Kleidung aber zu klassisch.

Ältere Stuttgarter vermissen Vielfalt früherer Zeiten auf der Königstraße

Insgesamt sieht Tochtermann die Entwicklung der Königstraße – hauptsächlich große Modeketten, mit Uniqlo ist nun eine weitere dazu gekommen – kritisch: „Ich finde es schade, dass nur noch Billigheimer sich hier die Mieten leisten können“, sagte die 73-Jährige. Ähnlich geht es Christl Schmitt aus Stuttgart, die als 69-Jährige die Königstraße schon seit Jahrzehnten kennt. Früher habe es viele kleinere Geschäfte gegeben. „Die Vielfalt ist weg“, sagte Schmitt. Sie war nur zufällig während der Eröffnung am Uniqlo-Laden vorbei gekommen.

In Berlin gibt es derzeit drei Uniqlo-Filialen, Stuttgart ist nun als zweite Stadt in Deutschland dazugekommen, in der die Marke mit einem Geschäft vertreten ist.